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Paddeltour von Berlin zum Spreewald
7 Schüler, 3 Wochen, 150 Euro

Kajaks, Zelte und Nudeln überm Gaskocher: Statt im Klassenraum zu sitzen, müssen Schüler einer Berliner Schule nach den Sommerferien auf Reisen gehen - mit wenig Geld und ohne Lehrer. Eine kleine Gruppe paddelt dabei quer durchs Land. Drei Wochen dauert das Abenteuer, das nicht nur schöne Momente hat.

Von Dieter Wulf |
    Eine Gruppe Jugendlicher steht an einem See in Brandenburg. Hier haben sie auch ihre Kajaks liegen. Sie nehmen an einem Projekt teil, bei dem es darum geht, mit wenig Geld Herausforderungen zu bewältigen. Foto: Deutschlandfunk/Dieter Wulf
    "Wir haben Ruderer, Paddler, Segler, Motorsport, Freizeit," erklärt mir Hajo Patte vom Kanusportverein Neu Ahlbeck im Südosten Berlins. Um uns herum ist viel Wald und das Bootshaus vor dem wir stehen, das aussieht wie ein Fachwerkhaus, erklärt er sichtlich stolz, habe eine ganz besondere Geschichte.
    "Wir sind hier in Köpenick an der Müggelspree in einem der beiden Bootshäusern, die esier an der Heide gibt. Ansonsten ist das hier kein Bebauungsgebiet, es darf eigentlich nichts gemacht werden. Diese beiden Häuser sind sehr alt irgendwie so knapp 1900. Unser Haus war am Anfang der erste Frauenruderclub in Deutschland."
    Von hier aus soll es losgehen, unsere ganz persönliche Herausforderung.
    "Ich erhoffe mir dass es eine schöne Herausforderung wird, dass es nicht zu chaotisch wird, dass wir uns alle gut miteinander verstehen", meint David, einer der sieben Jugendlichen, mit denen ich in den nächsten zweieinhalb Wochen unterwegs sein werde. Rosa überlegt was alles passieren könnte.
    "Also wirklich schwer verletzt, so in Lebensgefahr theoretisch oder dass wir alle kentern oder dass wir das ganze Geld verlieren oder so ne Sachen."
    Die Herausforderung ist ein Projekt einer Berliner Reformschule. Statt im Klassenzimmer, so die Idee, haben die Schüler der achten bis zehnten Klasse die Aufgabe sich ein eigenes Projekt zu überlegen, um dadurch Selbstständigkeit zu lernen. Voraussetzung: Sie müssen Berlin verlassen und haben für zweieinhalb Wochen 150 Euro pro Person, von dem alles bestritten werden muss. Manche wandern, manche machen Radtouren oder helfen auf Bauernhöfen. Alles muss selbst organisiert werden und die durch Deutschland oder manchmal auch im Ausland reisenden Schüler begleitet weder ein Lehrer noch einer der Eltern. Nur ein volljähriger Begleiter ist dabei, der aber nur im Notfall eingreifen sollte. Und das bin in dem Fall ich. Meine Gruppe, sieben Schüler, drei Mädchen und vier Jungs zwischen fünfzehn und sechzehn haben sich für eine Paddeltour entschieden. Von Köpenick im Süden Berlins soll´s bis zum Spreewald gehen und zurück, etwa 200 Kilometer. Das Wetter könnte nicht besser sein. Begeisterung sucht man bei einigen der Jugendlichen, wie zum Beispiel bei Jan, kurz vor der Abfahrt allerdings vergebens.
    "Also eigentlich bockt mich das nicht. Mich interessiert das nicht. Ich mach einfach nur diese Herausforderung, weil ich ne Herausforderung machen muss."
    Vorbei am Hauptmann von Köpenick
    Ein erstes Zeichen dafür, dass es in der Gruppe schwierig werden könnte. Gegen zehn Uhr sitzen wir in den Booten. Die sieben Jugendlichen verteilt in vier Zweierkajaks, ich in meinem eigenen Boot. Die ersten Kilometer geht es noch auf der Spree durch Köpenick, vorbei am legendären Rathaus, wo der Schumacher Friedrich Wilhelm Voigt durch seinen später legendären Coup 1906 als Hauptmann von Köpenick bekannt wurde. Für uns geht es hier von der Spree auf dem Fluss Dahme Richtung Süden, erklärt David.
    "Auf die Dahme sind wir dann über den langen See bis hier kurz vor Schmöckwitz."
    Am Nachmittag stellen wir unsere Zelte am Ufer auf. Um uns herum überall Wildschweinspuren.
    "Trotzdem haben wir die Gefahr aufgenommen oder keine Ahnung wie man das sagt und haben es trotzdem probiert und es hat ja auch alles geklappt. Wir hatten dann das Essen in ner Tüte auf nen Baum gehangen und dann war alles okay."
    Wo wir abends übernachten können wissen wir noch nicht. David kennt aber zumindest schon mal die Richtung.
    "Wir können es noch nicht so ganz einschätzen wie weit wir kommen. Aber bis Königs Wusterhausen kommen wir auf jeden Fall."
    Langsam geht es Richtung Süden. Am Nachmittag sind wir dann in Königs Wusterhausen, wo wir beim Ruderclub halt machen. Dort treffe ich Wolfgang Thiel.
    "Genannt Tielchen."
    Er ist hier so was wie die gute Seele des Ruderclubs. Mit ihm gehe ich in das geradezu nobel aussehende Bootshaus, das 1910 gebaut wurde. Einige der Boote, die hier lagern sind sogar noch älter.
    "Unser ältestes Boot ist Baujahr 1901 und dann geht es so 1902, 1936 sind unsere alten Boote."
    Und dann zeigt er mir, woran man das Alter bei ihrem ältesten Boot erkennen kann.
    "Das älteste Boot ist der Kamerad hier und da sieht man es, hinten im Heck eingeschlagen - haben die Bootsbauer früher gemacht - zweites Quartal 1901 ist der gebaut worden."
    Das erste Mal schleusen
    Wir dürfen unsere Zelte neben dem Bootshaus aufstellen. Während Jugendlichen des Vereins ihre Boote fürs Training rausholen, macht sich meine Gruppe ans Kochen. Am nächsten Morgen, erzählt Nixon, geht´s dann weiter Richtung Spreewald
    "Um halb elf waren wir in den Booten und sind losgefahren bis dann ne Schleuse kam, das war glaube ich das erstes Mal in ner Schleuse. Es war ne sehr sehr große Schleuse und daher ein bisschen aufregend. Und irgendwann konnten dann alle nicht mehr. Alle waren ein bisschen überfordert so dann sind wir an Bindow vorbei und wollten halt nach Gussow aber es konnte halt wirklich niemand mehr und wir konnten dann auch nicht mehr schnell paddeln."
    Mit letzter Kraft schafft die Gruppe es noch bis über den Dolgensee zu einer Ausflugsgaststätte, wo sich gerade alles ums Skat spielen dreht.
    "Wir sind heute in Kuddels lustiger Stube und hier treffen sich die Skatbrüder aus Gussow. Alle 14 Tage immer um 18.00 Uhr."
    Frau Widdig betreibt die Ausflugsgasstätte seit ein paar Monaten. Und weil die Jugendlichen sie so charmant gefragt hätten, meint sie, können wir auch hier auf der Wiese übernachten.
    "Die waren von ausgesuchter Höflichkeit, haben gesagt, sie sind eine Schülertruppe und wir machen eine Schülerfahrt, glaube ich. So haben sie es gesagt und dabei geht es um Herausforderung. Und dann haben sie gesagt dass sie ein finanzielles Limit haben und haben höflich angefragt, ob sie für wenig Geld ihre Zelte aufschlagen dürfen."
    Eine Gruppe Jugendlicher hat Zelte aufgeschlagen. Sie nehmen an einem Projekt teil, bei dem es darum geht, mit wenig Geld Herausforderungen zu bewältigen. Foto: Deutschlandfunk/Dieter Wulf
    Tagsüber paddeln im Kajak, nachts schlafen im Zelt und dazwischen gibt es Nudeln mit Ketchup: Die Tour birgt für die Jugendlichen diverse Herausforderungen. (Foto: Deutschlandfunk/Dieter Wulf)
    Am nächsten Morgen sind alle noch so müde, dass sie erst mittags aus den Zelten kommen. Ein Blick auf die Karte aber zeigt, dass wir von jetzt ab durch Naturschutzgebiet fahren, wo wild campen verboten ist. Bis zum nächst möglichen Etappenziel würden wir es heute nicht mehr schaffen. Also bleiben wir noch einen Tag am Dolgensee.
    Am nächsten Morgen geht’s weiter entlang der jetzt immer schmaler werdenden Kanäle. Am späten Nachmittag erreichen wir Märkisch Buchholz. Während im Hintergrund die Kirchenglocken läuten, bauen wir im Garten des Pfarrers unsere Zelte auf.

    "Wir sind hier in Märkisch Buchholz, einer kleinen Stadt vielleicht etwas größeren Geschichte. Heute ein beschauliches Städtchen. Das kleinste hier in Brandenburg."
    Erklärt mir unser Gastgeber, Pfarrer Jürgen Behnke. Damals, vor etwa hundert Jahren war der Ort mal ein beliebtes Ausflugsziel für Berliner.
    "Es ist in früheren Zeiten eine gute Geschichte gewesen einen Tagesausflug zu machen und bis Märkisch Buchholz kam man und dann machte man Pause."
    Nudeln mit Tomatensauce und Pesto - schon wieder
    Fürs Abendessen haben die Kids den Kocher angeschmissen.
    "Heute gibt es wie jeden Tag Nudeln mit Tomatensauce und Ketchup und Pesto, aber das Pesto ist schon drei Tage alt, hmmm lecker. Wir essen die Nudeln mit Ketchup. Das ist mein Teller."
    Am nächsten Morgen verlassen wir den Fluss Dahme und müssen mit unseren Boote in einen Kanal umsetzen, erzählt Nixon.
    "Da waren so Gleiswagons Gleiswagen da muss man das Boot drauf tun und ein Boot über den Berg schieben und auf der anderen Seite wieder absetzen also das Boot rein schieben."
    War ein Boot über den Hügel, ging es mit dem leeren Wagen und lauten Geschrei wieder zurück.
    "Da wir alle runter gefahren sind haben wir auch ein bisschen beschleunigt, wenn wir da zu fünft auf diesem Gleiswagon saßen und da sind wir mit circa 50 Sachen diesen Berg da runter gefahren."
    Von dort geht es in den Köthener See und dann über einige Kanäle hinein in den Spreewald.
    "Der Spreewald ist so ein bisschen sumpfiger würde ich sagen, jedenfalls da wo wir waren. Es gab viele Abzweigungen und kleine Kanäle. Bisher war es immer so dass es eigentlich nur einen Hauptkanal gab und hier war es halt so dass es überall viele Abzweigungen gab."

    Und prompt war ein Teil der Gruppe verschwunden.
    "Da waren wir, also ich in nem Zweierboot mit zwei anderen sind wir falsch abgebogen und der Rest der Gruppe ist ne andere Abbiegung abgebogen. Das haben wir auch erst nach ner Zeit gemerkt und dann sind wir schnell umgedreht und sind dann schnell den Weg zurück gesprintet sag ich mal jetzt."
    Morgens waren wir, wie so oft, spät losgefahren. Hatten uns im Labyrinth des Spreewald verfahren. Rechts und links Urwald, Die Sonne war schon unter gegangen und von unserem Etappenziel nichts in Sicht, erinnert sich Nixon.
    "Irgendwann kamen wir zur letzten Schleuse, alle waren komplett fertig, ich bin kurz vor dem Ziel war ich fertig bin ausgestiegen, konnte überhaupt nicht mehr. Man schleppt sich nach Schlepzig und man schleppt sich ins Brauhaus und schleppt sich wieder raus, Schlepzig."
    Erzählt mir lachend Jörg Schirschke, der Hafenmeister in dem kleinen Spreewaldort Schlepzig, wo wir abends völlig erschöpft ankamen.
    "Es war schon krass. So abends so sagen wir mal 19.00 Uhr das hier noch welche angepaddelt kommen und hier ne Bleibe suchen, das ist nicht alltäglich."
    Kommune statt Campingplatz
    Schlepzig ist der südlichste Ort auf unserer Route. Von hier aus geht es am nächsten Tag auf der Spree wieder Richtung Norden, Richtung Berlin. Und von jetzt ab nicht gegen sondern mit der Strömung. Am Neuendorfer See hoffen wir bei einem Campingplatz übernachten zu können, erzählt David.
    "Der war noch in der Karte eingezeichnet, ist aber gar kein Campingplatz mehr sondern der ist inzwischen privat und ist das so ne Art Kommune sag ich mal ist schon so ne Art Kommune."
    Vor zwei Jahren hat ein Verein den früheren Campingplatz übernommen, erklärt mir Jane, eine der Bewohnerinnen.
    "Wir sind alles Berliner, die hierher kommen und das gemeinsame Interesse teilen einen Ausgleich zu unserem Leben in der Stadt zu haben."
    Für Besucher wie uns, gebe es bei ihnen eine klare Regel, meint Mark.
    "Wir haben an der Stelle ne sehr klare Regel: kein Gast ohne Gastgeber das heißt niemand kann auf dem Gelände sein ohne dass es explizit jemand aus der Gruppe als Gastgeber gibt und diese Rolle hab ich dann übernommen in dem Moment."
    Unser Glück, dass Mark sich von den Kids überzeugen lässt und wir unsere Zelte aufbauen dürfen. In der Gruppe aber rumort es, erzählt David am nächsten Morgen.
    "Wir sind hier gestern angekommen, wollten eigentlich nur übernachten und am nächsten Morgen weiter aber dann kamen wir auch, weil dann gab es noch ein paar Konflikte und Gruppenprobleme und es wollten wieder welche abbrechen, sind wir heute Morgen nicht so gut losgekommen oder beziehungsweise gar nicht losgekommen.
    Nicht das paddeln sei das Problem, sondern die Gruppe, meint Rosa.
    "Weil wir alle total unterschiedlich sind und nicht zueinander passen."
    Mindestens vier der sieben Jugendlichen sind genervt und wollen nur noch nach Hause. Auch an David geht das nicht spurlos vorbei.
    "Da waren wir alle so ein bisschen schlecht gelaunt und ich auch und hätten es gerne abgebrochen und alles in den Dreck geworfen und aufgegeben."
    Am nächsten Tag geht’s dann doch auf der Spree weiter Richtung Berlin. Am Nachmittag halten wir in einem kleinen Dorf. Eine Wiese direkt am Wasser würde sich fürs zelten anbieten. David macht sich auf, um im Restaurant gleich daneben zu fragen, ob wir hier bleiben können.
    "Wir machen ein Schulprojekt, wo wir mit wenig Geld drei Wochen lang paddeln müssen oder ne Herausforderung suchen müssen und sind gerade mit unseren Booten angekommen und wollten fragen ob‘s möglich wäre, ob wir wir hier einfach unsere Zelte aufbauen könnten, wir sind sieben, acht Leute."
    "Na ja klar", meint Ilona Bergert, die mit ihrem Mann hier die Gaststätte "Zur Spree" betreibt. Was sofort auffällt ist die große ungewöhnliche Brücke, die hier die Spree überspannt. Ihr Mann Andre erklärt uns, wo genau wir sind und was es damit auf sich hat.
    "Wir sind hier im Landkreis Oder Spree, Gemeinde Tauche Ortsteil Briescht, das schönste Dorf in ganz Brandenburg mit der größten Holzzugbrücke Europas aus Tropenholz, sehr hartem Tropenholz."
    Spinnweben und eine alte Brücke
    Genauso eine Brücke, erzählt er, gab es hier schon so um Neunzehnhundert, die dann aber immer mehr verfiel. In den 90er Jahren wurde sie nach Originalplänen nachgebaut. Um zu erklären, wie die Zugbrücke funktioniert, geht Andre Bergert mit mir in das kleine Motorhäuschen, mitten auf der Brücke.
    "Sind die Spinnweben drin, weil wird so gut wie gar nicht genutzt. Für die Schifffahrt so gut wie gar nicht, weil so ne großen Schiffe hier nicht verkehren, die hier nicht durchkommen. So jetzt springt der Motor an."
    Langsam bewegt der Motor das zwanzig Tonnen schwere Gegengewicht nach unten, so dass die große Holzbrücke nach oben klappt. Vor hundert Jahren gab es hier noch große Lastschiffe, die hier hauptsächlich Holz nach Berlin transportierten. Derartig große Schiffe verkehren hier längst nicht mehr.
    Tagsüber hatte Rosa mit der Schule und ihrer Mutter telefoniert. Immer wieder hatte sie gesagt, dass sie nicht mehr kann, nicht mehr will.
    "Die Gruppe, vor allem einzelne Personen, die von Fuß bis Scheitel egoistisch und unmenschlich sind und damit kann ich einfach überhaupt nicht leben. Ganz einfach."
    Am Abend ist es soweit. Ihre Mutter holt sie ab. Jans Kommentar ist eher einsilbig.
    "Rosa hat abgebrochen und jetzt kommen wir schneller voran."
    Tatsächlich geht es am nächsten Morgen relativ früh los, so dass wir schon am frühen Nachmittag beim Kanuverein in Beeskow ankommen. Hier können wir sogar ganz umsonst unsere Zelte aufstellen. Abends holen einige Vereinsmitglieder ihre Rennboote aus dem Bootshaus. Das will Nixon sofort auch mal probieren.
    "Ich bin am Anfang immer reingefallen und am Ende also Ihr müsst wissen diese Boote sind sehr sehr wackelig. Es ist nicht wie auf nem normalen Boot, sondern ungefähr zehntausend mal wackeliger."
    Dann, der nächste Versuch. Diesmal in einem Zweier Rennboot. Zusammen mit einem erfahrenen Paddler des Vereins.
    "Da brauchst Du jetzt keine Angst zu haben der hält das Boot ja da hinten. Am Steg bleiben die Hand. Du hast das Steuer, du musst steuern jetzt und so lässt du es jetzt erst mal. So jetzt nimmst du dein Paddel in die Hand und du brauchst nicht zittern, er hält da hinten das Boot. Da passiert gar nichts. Abstoßen, Paddel festhalten und jetzt einfach paddeln so wie du im Wanderboot sitzt. Ja gut. Robert nicht so doll und die Arme strecken."
    Rudern: Ein Sport, der einst politisch war
    Von dort aus geht es für uns alle dann am nächsten Tag weiter Richtung Erkner. Am Nachmittag Ankunft bei den Wasserfreunden Erkner, einem Ruderverein direkt am Dämmeritzsee. Ein Verein mit langer Tradition, meint Heinz Dieter Schmidt, als wir uns mit Blick auf den See treffen.
    "Wir haben uns 1990 neu gegründet und berufen uns auf eine Tradition vom Ruderverein Freiheit von 1902."
    Den Sportlern von damals ging es nicht nur ums Rudern, erklärt Heinz Dieter Schmidt. Sport war auch politisch.
    "Rudern war ein bürgerlicher Sport, denn in den Satzungen von Rudervereinen steht drinne, dass nur Leute Mitglied sein können, die nicht von ihrer Hände Arbeit leben. So elitär wie Golfclubs und so weiter. Mit dem Entstehen der Arbeiterklasse, wie man das im klassisch Sinne so sagt, gab es eben Leute die das auch machen wollten."
    Viele in den Anfangsjahren ihres Vereins waren Drucker und Verlagsarbeiter, erzählt Heinz Dieter Schmidt. Er selber wurde bereits 1953 hier Mitglied. Nur einer sei bei ihnen im Verein noch älter, lacht er und erzählt vom ältesten Ruderachter Deutschlands, der bei ihnen im Bootshaus liegt. Die genaue Jahreszahl aber kenne niemand.
    "Rudern ist ja ne Erfindung aus England diese Bootssachen und da wurde jedes Jahrzehnt irgendwas anders gemacht und da gibt es ganz markante Bauweisen, wo man dann erkennt aus welchem Jahr das ist. Wir schätzen dass der Achter den wir haben etwa aus der Zeit 1904 bis 1908 in der Zeit gebaut sein muss."
    Am heutigen Abend brauchen wir unsere Zelte nicht aufbauen. Stattdessen bieten uns die Wasserfreunde Erkner ihren Ruderhimmel.
    "Das ist ne Unterkunft, die im Spitzboden des Hauses ist, also über dem Clubraum ergibt sich ja ein Spitzboden und der ist ausgebaut als Übernachtung und es hat den Namen Ruderhimmel. Nun warum? Weil der oben ist."
    Am nächsten Morgen geht es auf die letzte Etappe. - Das paddeln, Zelten, manchmal wildcampen im Wald und das fast immer gleiche Essen, war manchmal lustig, oft genug aber für alle richtig nervig. Die eigentliche Herausforderung aber war die Gruppe, meint Johanna.
    "Wenn die anderen schlecht gelaunt sind dann auch schlecht gelaunt zu sein ist halt doof oder dann richtig gut gelaunt zu sein ist halt noch doofer."
    Das findet auch David.
    "Wir sind jetzt nicht so die Gruppe die die ganze Zeit zusammen rumlaufen, zusammen arbeiten, zusammen was in der Gruppe überlegen. Wir haben jetzt nicht so nen guten Teamwork."
    Richtung Berlin überqueren wir dann ganz zum Schluss noch den größten See auf unserer Tour, erzählt Nixon.
    "Der Müggelsee ist sehr riesig, wie so ein kleines Meer. Man sieht so rechts und links so Badestrände und so was. Da haben sich alle erst mal so richtig gefreut ja wir sind jetzt in Berlin Leute, wir haben es fast geschafft. Dann sind wir aus dem Müggelsee raus und sind die letzten zwei Kilometer oder den letzten Kilometer sind wir eigentlich nur noch durchgezogen, haben es dann auch geschafft, waren sehr sehr erleichtert."
    Vorbei an Ausflugsbooten und Freizeitskippern kommen wir schließlich dort wieder an, wo unsere Herausforderung vor zweieinhalb Wochen begonnen hatte.