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Pädophilie bei den Grünen
"Wir bitten um Entschuldigung"

Der Landesverband der Grünen in Berlin hat einen Kommissionsbericht zu pädophilen Tätern in den eigenen Reihen in den 80er und 90er Jahren vorgestellt. Die Berliner Grünen attestieren sich darin für den damaligen Umgang mit den Vorgängen ein "völliges Versagen". Wie viele Menschen Opfer des sexuellen Missbrauchs damaliger Grünen-Vertreter wurden, ist bislang unklar.

    Die pädophilen Übergriffe in der Alternativen Liste sollen besonders in der 80er Jahren bis Mitte der 90er Jahre stattgefunden haben. Zudem hatte die Partei zwei verurteilte Straftäter unter ihren Mitgliedern, wie der Landesvorsitzende Daniel Wesener am Mittwoch bei der Vorstellung eines Kommissionsbericht zu den Vorgängen sagte. Wesener und die Ko-Vorsitzende Bettina Jarasch entschuldigten sich ausdrücklich bei den Opfern.
    "Blind für die wahren Opfer"
    "Der grüne Landesverband hat bis in die Mitte der 90er Jahre zugelassen, dass im Namen der Alternativen Liste pädosexuelle Positionen propagiert wurden", heißt es in dem Kommissionsbericht. Dies habe dazu beigetragen, ein gesellschaftliches Umfeld zu schaffen, "in dem die Opferperspektive ausgeblendet wurde und pädosexuelle Täter sich als die vermeintlichen Opfer darstellen konnten". Weiter heißt es: "Dafür bitten wir um Entschuldigung."
    Jarasch sprach von einem "institutionellen Versagen" des damaligen Grünen-Landesverbandes. Es habe lange Zeit ein "Minderheitendogma" geherrscht, heißt es in dem Bericht. "Man verstand sich als Sprachrohr und Lobby gesellschaftlich diskriminierter Gruppen." Die Täter hätten sich erfolgreich als Opfer gesellschaftlicher Diskriminierung darstellen können, "für die wahren Opfer des Missbrauchs war man daher blind". Claudia van Laak aus dem Berliner Landesstudio des Deutschlandfunks berichtet von 15 Tätern im pädophilen Netzwerk der Grünen.
    Erst nach einer erneuten Verurteilung eines der beiden Straftäter 1995 sei gegen diesen ein Parteiausschlussverfahren eingeleitet worden. Zu der Kommission gehörten Jarasch und Wesener sowie Parteimitglieder und externe Experten, auch von Opferorganisationen.
    Ein Opfer hat sich bislang gemeldet
    Wesener und Jarasch dementierten jedoch einen Bericht des Berliner "Tagesspiegel", demzufolge im Kommissionsbericht von bis zu 1.000 Opfern die Rede sei. Diese Zahl finde sich weder im Berliner Kommissionsbericht, noch entspreche sie deren Erkenntnisstand, hieß es in einer Mitteilung von Jarasch und Wesener. Es handele sich hingegen um eine "spekulative Aussage über mögliche Opfer, die es damals in Berlin und im Umfeld der Grünen gab".
    Wie viele Menschen tatsächlich Opfer des sexuellen Missbrauchs damaliger Grünen-Vertreter in Berlin wurden, ist bislang unklar. Nach Angaben Weseners hat sich bislang ein Betroffener bei der Landespartei gemeldet.
    Die Bundes-Grünen hatten im November vergangenen Jahres einen Bericht des Göttinger Demokratieforschers Franz Walter zum Einfluss von Pädophilie-Aktivisten auf die Gesamtpartei vorgelegt. Dabei hatten sie sich auch abermals bei den Opfern entschuldigt. Insgesamt sieben Betroffene hätten sich an die Bundespartei gewandt. In fünf Fällen habe es keinen unmittelbaren Zusammenhang der Taten zur Partei gegeben. "In den beiden anderen Fällen sind wir mit den Betroffenen weiter im Gespräch."
    (nch/tgs)