Viele Nutzer, darunter Journalisten, Wissenschaftler und Politiker, kommentierten die Vorgänge in den Sozialen Medien zustimmend mit spöttischen und sarkastischen Äußerungen. Manche machten sich über die Opfer lustig und lobten die Fähigkeiten des israelischen Geheimdienstes Mossad. Ob Israel verantwortlich für die zeitgleichen Explosion Hunderter Funkempfänger im Libanon ist, ist unklar.
Die Reaktionen riefen wiederum Empörung bei anderen Nutzern aus, die auf verletzte Zivilisten hinwiesen. Sie sprachen von ekelhaften und entmenschlichenden Aussagen. Der Nahost-Experte Daniel Gerlach sagte im Deutschlandfunk, sich über das Leid lustig zu machen, sei ziemlich unangebracht.
Die Explosionen haben vor allem Verstümmelungen und Verletzungen an Händen, Köpfen und Hüften verursacht, da die Geräte zumeist gehalten und angesehen wurden oder an Gürteln befestigt waren. Im Internet wurden Filmaufnahmen und Bilder von Überwachungskameras und Handys verbreitet, die die Verletzungen zeigen sollen.
Hisbollah kündigt Vergeltung an
Die Islamisten der Hisbollah-Miliz kündigte Vergeltung an. Auch Teheran sprach von einem Terrorakt, von Israel gab es zunächst keine Stellungnahme. Bei den Explosionen waren im Libanon mindestens neun Menschen getötet und über 2.700 verletzt worden.
Nach Informationen der "New York Times" und des "Wall Street Journal" war es Mossad-Agenten gelungen, eine Bestellung von Pagern abzufangen und tausende Geräte mit Sprengstoff zu präparieren. Der Nahostexperte Simon Fuchs von der Hebräischen Universität in Jerusalem glaubt auch, dass der israelische Geheimdienst hinter die Explosionen im Libanon ausgelöst hat. Die Kampfhandlungen in Gaza seien größtenteils abgeschlossen, Israel nehme nun den Iran und die Hisbollah zunehmend in den Blick, sagte er im Deutschlandfunk. Auch Gerlach hält eine Urheberschaft des Mossad für "vollkommen plausibel". Gestern hätten Politiker in den israelischen Sozialen Medien Stellungnahmen abgegeben, die dann wieder gelöscht worden seien.
Was Pager sind und warum die Hisbollah sie verwendet
Die kleinen Geräte sind so etwas wie ein Vorläufer des Handys. Die Grundidee: Wenn man mit jemandem sprechen will, pingt man den Pager der Person an. Diese sieht die Telefonnummer - oder eine kurze Nachricht - und kann zurückrufen oder entsprechend der Nachricht handeln.
Pager wurden vor allem seit den 80er Jahren breit eingesetzt, unter anderem bei Rettungsdiensten. Die permanente Erreichbarkeit dank der allgegenwärtigen Handys machte sie jedoch weitgehend überflüssig. Etwa die Feuerwehr nutzt sie aber teils weiterhin. Inzwischen gibt es auch Modelle von Pagern, auf denen man eine Nachricht zurückschicken kann.
Dass eine Miliz wie die Hisbollah in großem Stil Pager verwendet, hängt vermutlich damit zusammen, dass über sie anders als über Handys oder Smartphones die Aufenthaltsorte nicht ermittelt werden können. Denn ein gewöhnlicher Pager ist nur ein Empfänger, der nicht in ein Netz eingeloggt ist. Alle Pager in einem Gebiet gleichzeitig zu aktivieren, ist unterdessen kein Problem.
Diese Nachricht wurde am 18.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.