"In Gottes Namen, hört auf hört auf! Besinnt euch auf Gott!" - ein verzweifelter Vater schreit seine Trauer heraus. Sein Sohn war gestern Morgen wie jeden Morgen lächelnd zur Schule gegangen - mit seiner weißen Hose, seinem weißem Hemd und dem grünem Sakko. So wie es die Schuluniform der öffentlichen Armeeschule für die Jungen vorsieht.
Am Abend musste der Vater seinen Sohn beerdigen. Ein Mordkommando der Taliban hatte den Jungen und mehr als 130 andere Kinder getötet.
Scharif kündigt Kampf gegen Terrorismus an
Nach dem Blutbad von Peschawar ringt die politische Elite Pakistans um die richtigen Worte. Premierminister Nawaz Scharif, der zu Beginn seiner Amtszeit versucht hatte, mit den Taliban zu verhandeln, bemüht sich um Entschlossenheit: "Wir trauern um unsere Kinder. Niemand sollte daran zweifeln, dass wir den Terrorismus so lange bekämpfen werden, bis wir ihn besiegt haben. Unser Kampf wird weitergehen." Daran gebe es keinen Zweifel.
Schireen Mirzi, Sprecherin der populistischen "Bewegung für Gerechtigkeit" der pakistanischen Sportlegende Imran Khan, unterscheidet zwischen moderaten und radikalen Taliban. Khan und seine Anhänger versuchen seit dem Spätsommer, das Land lahmzulegen. Sie bekämpfen die Regierung und machen vor allem die USA für den Terror in Pakistan verantwortlich.
"Das ist ein barbarischer Akt von Tieren. Es ist Zeit, dass die Nation zusammensteht", sagt Mirzi. "Wir müssen den Terror der Taliban bekämpfen, die Gespräche ablehnen und die nicht den Mut haben, gegen andere Kämpfer zu kämpfen, sondern kleine Kinder angreifen." Das sei nicht akzeptabel, damit müsse ein für allemal Schluss sein.
Luftwaffe reagiert mit Bombardements
Noch gestern Abend flog die pakistanische Luftwaffe Angriffe auf Taliban-Stellungen in der Nähe der afghanischen Grenze. Seit dem Sommer läuft in der Region eine Militäroffensive gegen die Extremisten, die dort ihre Rückzugsräume haben. Das Blutbad von Peschawar war nach Angaben der Taliban ein Racheakt für das harte Vorgehen der Armee.
Pakistan erlebte nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York und Washington viele Terroranschläge. Oft genug schwieg die Machtelite des Landes danach. Politischer und religiöser Extremismus haben sich über die Jahre tief in die Gesellschaft der Islamischen Republik gefressen, eine einheitliche Anti-Terror-Strategie fehlt.
Stattdessen kämpfen Armee und gewählte Regierung um die politische Macht - auch mit strategischem Populismus, der zwischen guten und bösen Extremisten unterscheidet. Gut sind die, die der eigenen Sache dienen. Böse sind die, die einem auch selber schaden.
Malala spricht Beileid aus
Es war ein Mädchen, die den Finger immer wieder in diese Wunde legte - in ihrem öffentlichen Kampf für das Recht auf uneingeschränkte Bildung. Friedensnobelpreisträgerin Malala überlebte im Oktober 2012 einen Mordanschlag der Taliban.
Der 17-jährige Teenager, der heute in England lebt, fand auch gestern die Worte, die den Erwachsenen in Pakistan zu oft fehlen: "Diese Nachricht bricht mir und meiner Familie das Herz. Es ist Zeit, dass wir alle zusammenstehen. Ich rufe die internationale Gemeinschaft und die politische Führung in Pakistan dazu auf, gemeinsam gegen den Terror zu kämpfen. Wir müssen sicherstellen, dass jedes Kind sicheren Zugang zu einer guten Schulausbildung erhält."