Dass Sergej Roldugin einer der engsten Freunde des russischen Präsidenten ist, war in Russland nur einem engen Kreis bekannt. Dabei scheut der hochdekorierte Cellist keineswegs öffentliche Auftritte. In der Welt der klassischen Musik gilt Sergej Roldugin als Berühmtheit, an der Newa ist er zu Hause.
"Ich freue mich, ihnen das Haus der Musik in Sankt Petersburg vorzustellen, in dem die talentiertesten jungen Musiker die Möglichkeit bekommen, sich mit den führenden Professoren ihres Faches aus dem In- und Ausland auszutauschen."
In der wichtigsten Putin-Biografie des Landes taucht Roldugin schon auf: als Freund, der in einem alten Saparosch mit Putin durch das nächtliche Leningrad kurvte. Mit Ludmila, der späteren Gattin, jetzt Ex-Frau, ging man gemeinsam ins Theater.
Roldugin begann mit fünf Jahren Klavier, mit acht Jahren Cello zu spielen, sein Instrument, so wie hier. Im damaligen Leningrad studierte er, begann seine berufliche Laufbahn am Akademischen Sinfonieorchester der Philharmonie, wurde 1984 erster Solo-Konzertmeister am Mariinskij Theater, wurde Professor am Konservatorium. Da kannte er bereits sieben Jahre Waldimir Putin. Kennengelernt hat er ihn über seinen Bruder Jewgenij Roldugins, der mit Putin zusammen am Institut des KGB-Institut studierte.
Roldugin ist die wichtigste Figur
Eine Freundschaft, die bis heute hält. Sergej Roldugin erlebte aus nächster Nähe, wie die Putins in die DDR gingen, zuvor ihre erste Tochter geboren wurde. In der russischen Panama-Leaks-Affäre ist Roldugin die wichtigste Figur, die am dichtesten an den Präsidenten heran führt.
"Er ist der Patenonkel der ältesten Tochter Wladimir Putins, einer seiner engsten Freunde und genießt sein volles Vertrauen," sagt der Journalist der "Nowaja Gaseta", Roman Anin.
Ab1992 interessierte sich Roldugin nicht mehr nur ausschließlich für die Kunst, sondern wurde offenbar auch wirtschaftlich aktiv, als Teilhaber etlicher Unternehmen, unter anderem der Firma "PetroInterOil". Ihm gehören drei Prozent der Aktien der Handelsbank "Rossija", die auch "Bank der Freunde Putins" genannt wird.
Der wichtigste Panama-Leaks-Vorwurf lautet: Geldwäsche in Höhe von zwei Milliarden Dollar, den Recherchen zufolge unter anderem unter Beteiligung von russischen Staatsbetrieben wie Gazprom und Rosneft. Geschaffen wurde ein undurchsichtiges Netz von Briefkastenfirmen, die über unzählige Transaktionen riesige Summen bewegten. Mit Kunst hatte das alles zumindest so viel zu tun, dass auch das Petersburger Haus der Musik unterstützt worden sein soll.
Der Cellist Sergej Roldugin und hier Dirigent eines Brahms-Konzertes im Moskauer Konservatorium, im vorigen Jahr, könnte seine Freude an öffentlichen Auftritten in nächster Zeit verlieren.