Der Journalist und Buchautor Philipp Kohlhöfer hat ein gut verständliches Buch über Pandemien und Viren geschrieben, es enthält Reportage-Elemente sowie popkulturelle Referenzen. An manchen Stellen geht der Autor ins Detail und in die Tiefe, wenn er etwa erklärt, was der R-Wert genau ist. Ihm gelingt es dabei zu vermitteln, wie Wissenschaft funktioniert.
Kohlhöfer wechselt zwischen den Schauplätzen, den Protagonisten und den Viren, das erzeugt viel Tempo im Text. Zu den Protagonisten zählt neben Christian Drosten zum Beispiel der Pforzheimer Lungenspezialist Tushira Weerawarna, der medizinisches Personal in Rumänien in der Pandemie schult. Der Autor hat ihn dabei begleitet. Die Fledermausexpertin Mirjam Knörnschild erläutert im Buch, welche Rolle die Tiere bei der Virenforschung spielen, aber vor allem, wie sie leben und immer wieder aus Lebensräumen verdrängt werden.
Leugner und Maskenverweigerer gab es schon immer
Sehr deutlich wird, das Problem der Zoonosen ein Problem unserer veränderten Lebenswelt ist, Folge von zerstörten oder veränderten Ökosystemen.
Kohlhöfer schreibt, dass Erreger auch immer auf eine Gesellschaft treffen, die sich darüber dann selbst sehr errege. Zu diesem Punkt hat er historische Fundstücke zusammengetragen. Maskengegner und Krankheitsleugner gab es offenbar schon immer und überall: die Sanitary Spartans 1919 in den USA, eine Anti-Impf-Bewegung in Montreal 1885 (die Stadt hatte ein Pocken-Problem), und in Deutschland habe es die erste Impfgegner-Organisation 1869 gegeben. Sowohl bei Cholera- wie auch bei Ebola-Ausbrüchen sei der Satz gefallen, dass es das Virus eigentlich nicht gebe.
Philipp Kohlhöfer: "Pandemien. Wie Viren die Welt verändern"
S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M., 544 Seiten, 25 Euro.
S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M., 544 Seiten, 25 Euro.