Gerade erst hat Nigerias Gesundheitsminister Onyebuchi Chukwu die ersten nigerianischen Ebola-Toten verkünden müssen - ausgerechnet in der Millionenmetropole Lagos. Medizinisches Personal, das sich bei einem aus Liberia eingereisten Mann angesteckt hatte. Der Virologe Benedict Mariga aus Abuja ahnt: Auch die anderen Helfer, die bereits mit eindeutigen Symptomen auf der Isolierstation liegen, sind in Lebensgefahr. Und nicht nur sie. Nigeria, mit 170 Millionen Menschen Afrikas bevölkerungsreichstes Land, ist nicht nur vom Terror der Islamisten von Boko Haram bedroht - sondern auch von einem Killervirus, das keine Grenzen kennt. Benedict Mariga:
"Um die Ausbreitung dieser heimtückischen Krankheit zu verhindern, müssten wir mehr Informationen haben, mehr Geld und mehr Schutzausrüstung. All das haben wir derzeit nicht. Ich glaube nicht, dass wir in Nigeria gut vorbereitet sind. Dabei ist Ebola ist kein Mythos - es ist bittere Realität!"
Killervirus kennt keine Grenzen
Mit dieser Realität müssen vor allem die Menschen in Guinea, Sierra Leone und Liberia leben, den am meisten betroffenen Ländern. In einem belebten Viertel von Liberias Hauptstadt Monrovia haben Anwohner auf offener Straße eine tote Nachbarin entdeckt. Todesursache: Sehr wahrscheinlich Ebola. Ein Kommando von Sanitätern in weißen Schutzanzügen rückt an, sperrt die Fundstelle ab, sprüht Desinfektionsmittel und verpackt die Leiche in einem Plastiksack.
"Sobald die Menschen eine verdächtige Leiche entdecken, müssen sie das Gesundheitsministerium anrufen, und dann kommen wir."
Erklärt einer der Sanitäter. Wir wissen, wie man mit den Ebola-Toten umgeht, damit sich niemand anders ansteckt.
Dutzende Male pro Tag werden die von der Regierung bezahlten und völlig überforderten Helfer gerufen - und sie machen den Menschen Angst.
"So was Furchtbares haben wir hier noch nie gesehen, die Leute bekommen Panik. Man sagt uns, das sei Ebola, aber man erklärt uns nichts, wir wissen nicht, was hier los ist!"
Viele Leichen bleiben unentdeckt
Viele Infizierte wissen noch immer nicht, was Ebola ist, wie gefährlich jede Form von Körperkontakt sein kann, wie riskant der Verzehr von Wildfleisch. Außerdem haben die Menschen gerade in den ehemaligen Bürgerkriegsländern Sierra Leone und Liberia kein Vertrauen in ihre korrupten Politiker, und erst recht nicht in die maroden Gesundheitssysteme. Sie gehen nicht ins Krankenhaus, sie verweigern die Quarantäne - und sterben zu Hause. Viele Leichen bleiben unentdeckt - und stecken noch mehr Menschen an. Liberias Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf hat angeordnet, dass Ebola-Tote ab sofort nicht mehr bestattet, sondern eingeäschert werden sollen. Es will ohnehin niemand mehr sein Land für Ebola-Massengräber verpachten.
Auf dem Markt von Monrovia richtet die Gemüsehändlerin Kimeh Johnson Stoßgebete an die Adresse der Politiker.
"Ich flehe die Regierung und die Internationale Gemeinschaft an: Tut etwas, um die Krankheit zu besiegen. Unsere Kinder gehen nicht mehr zur Schule, auf dem Markt kauft keiner mehr ein."
Felder liegen brach oder werden nicht abgeerntet, weil die Bauern aus Angst vor Ansteckung geflohen sind. Auch der Tourismus ist betroffen, Hotels stehen weitgehend leer. Seit die Grenzen geschlossen wurden, ist der Handel mit den Nachbarländern deutlich abgeflaut. Zwei der größten westafrikanischen Fluglinien, Asky und Arik Air, haben ihre Flüge nach Sierra Leone und Liberia vorerst eingestellt, Emirates und British Airways fliegen die Krisenregion bis auf Weiteres nicht mehr an. Die wirtschaftlichen Einbußen durch Ebola könnten in die Milliarden gehen, fürchtet der liberianische Ökonom Samuel Jackson. Und macht klar: Die Hilfszusagen der Weltbank über 200 Millionen Dollar könnten verpuffen.
"Es hängt davon ab, wie lange Ebola grassiert und was unsere Regierungen tun. Menschen mit geringem Einkommen - Bauern, Handwerker usw., werden ihre Arbeit verlieren, es wird weniger konsumiert, und schon gar nicht investiert. Ebola tötet nicht nur hunderte Menschen - Ebola ist auch ein tödliches Virus für unsere Wirtschaft."
Ebola ist auch gefährlich für Nigerias Wirtschaft
Die Existenz ihrer Staaten stehe auf dem Spiel, betonen Liberias Präsidentin Johnson Sirleaf und ihr sierra-leonischer Amtskollege Ernest Bai Koroma. Gemeinsam haben sie über Notstandsgesetze die "Operation Oktopus" befohlen: Hunderte von Soldaten werden in die Grenzregion beider Länder verlegt. Sie sollen ein Gebiet mit einem Durchmesser von rund 300 Kilometern weiträumig absperren - das Epizentrum der Seuche, in den Dörfern, tief im Busch. Dabei wissen die Staatschefs, dass Ebola längst in ihren Hauptstädten angekommen ist. Wie Präsident Koroma in Sierra Leone setzt auch Liberias Eiserne Lady im Kampf gegen das Virus auf göttlichen Beistand. Die Liberianer sollen fasten und beten - und Gott um Gnade bitten.
Fasten und beten gegen eine der tödlichsten Infektionskrankheiten der Welt. Die Inkompetenz der Regierungen, das schlecht ausgerüstete Gesundheitssystem in Westafrika machen es dem Virus leicht, immer mehr Menschen zu befallen, die meisten sterben an der Infektion. Laut WHO sind bisher 1013 Menschen dieser Ebola-Epidemie zum Opfer gefallen, mehr als 1848 sind infiziert. Das sind nur die offiziellen Zahlen, die Dunkelziffer wird weit darüber liegen, denn das Verbreitungsgebiet ist nicht nur sehr groß, sondern auch schwer zugänglich.
Verbreitungsgebiet ist nur schwer zugänglich
Im Institut für Virologie der Universität Marburg sind die Wege dagegen gerade und sauber, einen größeren Kontrast zum momentanen Einsatzgebiet von Dr. Thomas Strecker scheint es kaum zu geben. Der Virologe war schon von Mitte April bis Mitte Mai im Buschland von Guinea, jetzt im August ist er wieder dort, um zu helfen, Blutanalysen durchzuführen, die Ärzteteams vor Ort mit einem kleinen Labor zu unterstützen. Damit man sich auch in Deutschland vorstellen kann unter welchen Bedingungen die europäischen Forscher in Westafrika arbeiten, zeigt der 38jährige Virologe Fotos vom Einsatzort:
"Sie sehen hier zwei Kollegen von Ärzte ohne Grenzen, die dafür zuständig sind, das Auto zu desinfizieren. Das heißt, die Innenräume des Pick-ups mit dem der Patient eingeliefert wurde, werden mit Sprühflaschen gereinigt."
"Wenn ich das richtig sehe, hat der eine Skibrillen auf und Gartenhandschuhe an und so eine Spritzflasche, mit der man früher auch DDT versprüht hat, ne?"
Genau, es sind sehr primitive Bedingungen, in denen die Patienten eingeliefert werden, aber es ist gar nicht anders machbar, weil die Dörfer so entlegen sind, und nur über schwierige Straßen erreichbar sind, deshalb muss man solche Trucks benutzen, um überhaupt in diese Dörfer zu gelangen."
Diese Ebola-Epidemie nahm ihren Anfang in der abgelegenen Ortschaft Gueckuedou im Süden Guineas. Doch das Virus hat sich inzwischen ein viel größeres Territorium erobert. Es hat mehrere Landesgrenzen passiert und mit Nigeria das vierte afrikanische Land erreicht. Bereits 1976 wurde die für Menschen meist tödliche Krankheit das erste Mal registriert, es gab immer wieder Ausbrüche des Virus, doch noch nie forderte die Krankheit so viele Tote, noch nie blieb sie so lange in einer Region. Dass man die Ausbreitung trotz internationaler Hilfe noch immer nicht eindämmen konnte, hat verschiedene Gründe:
„Momentan gibt es drei Hauptfaktoren, die die weitere Ausbreitung begünstigen. Das ist zum einen: Dass alle drei Hauptstädte inzwischen betroffen sind, das ist Monrovia, Free Town in Sierra Leone und Conakry in Guinea und bei allen Großstädten ist eine Population größer als eine Million zu finden, was schon mal schwierig ist, einzelne Kontaktketten zurückzuverfolgen.
Das zweite große Problem sind die traditionellen Bestattungsrituale in den ländlichen Gebieten, das heißt, oft werden die Verstorbenen noch einmal umarmt, sie werden berührt und das ist momentan einer der Hauptübertragungswege in den Waldregionen.
Und ein weiterer Übertragungsweg ist, dass viele Infizierte zu Hause im Haushalt von den Familienangehörigen gepflegt werden."
Sie werden sogar bewusst versteckt, damit sie die Helfer in den seltsamen kosmonautenähnlichen Anzügen nicht holen können, denn die Ärzte in den Schutzanzügen werden auf dem Land kaum als Menschen erkannt. Klar ist nur: Alle, die sie mitnehmen, kehren in der Regel nicht lebend zurück.
Mit bebilderten Aufklärungskampagnen haben die Hilfsorganisationen daraufhin versucht zu zeigen, dass in jedem Schutzanzug ein Arzt oder Helfer steckt. Doch es braucht Zeit, bis die Menschen in westafrikanischen Provinzen solche Kommunikationsversuche verstehen. Sonst wären aus den Isolierstationen nicht auch noch Ebola-Infizierte Patienten geflohen. Eine Katastrophe, weil sie - sobald an ihnen die ersten Krankheitssymptome auftreten - weitere Menschen anstecken werden. Das Virus wird über die sogenannte Schmierinfektion übertragen, das heißt, es wechselt den Wirt mithilfe der Körperflüssigkeiten der erkrankten Person wie Blut, Speichel oder Schweiß.
Bevölkerung ist sehr verängstigt
Für das Misstrauen vor allem der ländlichen Bevölkerung gegenüber den westlichen Hilfsorganisationen gibt es verschiedene Gründe. Thomas Strecker:
"Zum einen auf kommunaler Ebene ist das so, dass die Bevölkerung sehr verängstigt ist, sie haben Angst, sie kennen die Krankheit nicht. Es ist so, dass Ebola zum ersten Mal in diesem Ausmaß in Westafrika erschienen ist. Und das hat natürlich auch zur Legendenbildung geführt und viele Bevölkerungen in den ländlichen Gebieten Wald-Guineas glauben zum Beispiel, dass die westlichen Helfer die Krankheit Ebola erst überhaupt erst eingeschleppt hätten. Und das Problem beruht auch ein bisschen darauf, dass viele Patienten, die verstorben sind in der Isolierstation in nicht transparenten, geschlossenen Leichensäcken wieder in die Dörfer zurück transportiert werden. Das heißt, die Familienangehörigen haben gar keine Möglichkeit, noch mal einen letzten Blick auf ihre verstorbenen Angehörigen zu werfen."
Nun wird überlegt, ob Leichensäcke angeschafft werden können, die zum Teil transparent sind, damit die Angehörigen wenigsten das Gesicht des Verstorbenen noch einmal sehen können. Und so kämpfen die Ärzte, Virologen und Pfleger an vielen Fronten gleichzeitig. Viele von ihnen riskieren bei diesen Einsätzen auch die eigene Gesundheit, das eigene Leben. Fast 1900 Menschen - so die offiziellen Zahlen der WHO - haben sich bisher mit dem Virus infiziert, darunter auch fast 100 Mediziner und Pfleger.
Trotz aller Vorsicht entsprechen die Sicherheitsstandards in der Isolationsstation auf dem Land - irgendwo im strukturschwachen Westafrika - nicht denen der Hochsicherheitslabore in Amerika oder Europa. In Marburg steht ein solches Labor; zwischen Buchenwälder ragt das fensterlose Gebäude über mehrere Stockwerke in die Höhe, auf der Außenfassade prangen tausendfach vergrößerte Mikroskopaufnahmen von Ebuloa-Viren. Am Institut für Virologie der Universität Marburg wird schon lange an hochpathogenen Erregern geforscht, also Viren, die für den Menschen sehr gefährlich sind, wie Ebola.
Über viele fensterlose Gänge, die mit all ihren freihängenden Rohren an die Kellerräume eines Schwimmbades erinnern, gelangt man in den Anzugsraum des Hochsicherheitslabors. An der Wand hängen kopfüber die Ganzkörperschutzhüllen der Virologen, sie sehen den Anzügen von Astronauten in der Tat sehr ähnlich.
"Jetzt führen wir Luft ein, und pumpen den Anzug quasi auf, damit er sich richtig aufbläht."
Thomas Strecker schließt ein Ventil an den gelben Plastikanzug an. Die Schutzhülle wird größer:
"...und dann können wir überprüfen, ob sich kleine Lecks oder Löcher im Anzug gebildet haben, um dann den Anzug reparieren zu lassen."
Es ist kein Fall bekannt, bei dem sich ein Forscher in Marburg je bei der Arbeit mit den tödlichen Viren infiziert hätte. Die Sicherheitsauflagen werden natürlich auch zum eigenen Schutz streng befolgt.
Ruf nach einem Ebola-Impfstoff wird lauter
Doch weder im Busch noch in einem Krankenhaus in Monrovia können die Wissenschaftler oder Mediziner unter so sicheren Bedingungen arbeiten wie im Hochsicherheitslabor. Als bei einem amerikanischen Arzt am 23. Juli die ersten Krankheitssymptome eines Virusinfektes auftreten, ergibt der Bluttest, dass er sich trotz aller Vorsicht in Liberia angesteckt hat. Wahrscheinlich, so glauben seine Kollegen im Krankenhaus, beim An- und Ausziehen der Schutzkleidung.
Mit der Infektion der westlichen Helfer wird auch in den Industrienationen der Ruf nach einem Ebola-Impfstoff lauter. Gestützt wird diese Forderung zudem von der Angst, dass sich die Epidemie ausbreiten könnte. Eine Angst, die der Arbeit der Wissenschaftler nützen könnte. Prof. Stephan Becker, Direktor der Virologie an der Universität Marburg:
"Der einzige Grund, warum man jetzt Hoffnung haben kann, dass es doch einen Impfstoff gibt gegen Ebola, der beim Menschen angewandt wird, ist 1. die Befürchtung, dass Ebola nach Deutschland, nach Europa und in die USA kommt und 2. die Befürchtung, dass Ebola-Virus als Bio-Terror-Waffe benutzt wird. Und diese beiden Faktoren haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass soviel Geld in die Ebola-Virus- und Marburg-Forschung reingeflossen ist, dass wir diese Kandidaten-Impfstoffe entwickeln konnten."
Das heißt, die Forschung steckt schon lange nicht mehr in den Kinderschuhen. Doch bis zur Marktreife eines Medikaments fehlen noch einige Schritte:
"Momentan sind wir soweit, dass wir mehrere Impfstoffe haben, verschiedene Arten von Impfstoffen, die alle in der Lage sind im Tiermodell - und das sind in dem Fall nicht menschliche Primaten, also Makaken z.B. - diese Tiere komplett zu hundert Prozent zu schützen vor einer Infektion mit Ebola-Virus. Die sind jetzt da, sind verfügbar und die müssten jetzt weiterentwickelt werden, damit man sie mit gutem Gewissen beim Menschen auch anwenden kann."
Entwicklung eines Ebola-Impfstoffes ist für die Pharmakonzerne nicht lukrativ
Doch das kostet Geld, viel Geld, mehr als für die akademische Forschung bisher zur Verfügung gestellt wird. Und die Entwicklung eines Ebola-Impfstoffes ist für die Pharmakonzerne bisher wenig lukrativ. Thomas Strecker:
"Bis zu einer Entwicklung oder bis zur Bereitstellung eines Impfstoffes müssen mehrere teilweise hundert Millionen Euro investiert werden von den Impfstoffherstellern und wenn man sich die doch recht geringen Fallzahlen betrachtet, muss man einfach sagen, dass kein wirtschaftliches Interesse von den Impfstoffherstellern vorliegt."
Und auch wenn diese Ebola-Epidemie die schlimmste ist, seit der Entdeckung des Virus 1976, so sind die erwähnten "Fallzahlen" sehr niedrig im Verhältnis zum Beispiel zu den jährlichen Influenzaerkrankungen. Als auch im Verhältnis zu den Malariatoten: etwa so viele Menschen, wie seit März an Ebola gestorben sind, sterben auf dem afrikanischen Kontinent jeden Tag an Malaria.
Zudem grassierte das Ebola-Virus bisher immer nur kurz in strukturschwachen, in den armen Ländern Afrikas. Also auch in dieser Hinsicht kein Markt für Pharmakonzerne.
Doch neben den finanziellen Schwierigkeiten bei der Weiterentwicklung eines Impfstoffes gibt es auch rein praktische. Stephan Becker:
"In der Phase 2 würde man dann testen, ob der Impfstoff, tatsächlich, wenn man ihn einer relativ großen Anzahl von Menschen verabreicht, die dann in einem Ebola-Gebiet leben, würde man 100 – 200.000 Menschen impfen und dann nach einem Jahr schauen, ob diejenigen, die geimpft sind, besser überlebt haben, oder weniger krank wurden, als die, die nicht geimpft wurden. Aber bei Ebola-Virus wissen wir ja nicht, wo das Virus das nächste Mal auftritt. Das heißt, wir wissen gar nicht, wen wir impfen sollen. Das macht so eine klinische Phase 2 Studie natürlich sehr schwer."
Für die aktuell erkrankten Patienten in Westafrika, den erkrankten Arzt aus Texas und seine Kollegin oder den betroffenen Missionar aus Madrid käme so ein Impfstoff ohnehin zu spät. Doch den beiden schwer erkrankten US-Bürgern und dem Missionar wurde ein Medikament gegeben, das ebenfalls noch in der experimentellen Phase ist. Es ist kein Impfstoff, sondern ein Antikörper-Cocktail, der bisher nur an Affen getestet wurde, die üblichen klinischen Testreihen aber nicht durchlaufen hat. Nun wurde ZMapp zum ersten Mal infizierten Menschen verabreicht. Dieses Serum soll nach einer Infektion die Vermehrung des Virus in den menschlichen Zellen verhindern. Welche Nebenwirkungen und Langzeitfolgen auftreten können, ist noch unklar, doch die beiden erkrankten US-Bürger sind im Moment auf dem Weg der Besserung. Ob es am Medikament lag oder an der körpereigenen Abwehr, ist ebenfalls noch nicht geklärt. Der spanische Missionar ist trotz der Medikamentengabe gestorben.
In Sierra Leone, Nigeria und Liberia wurde inzwischen der nationale Notstand ausgerufen. Die WHO gab heute mittag bekannt, dass sie den Einsatz experimenteller Wirkstoffe bei diesem Ausmaß der Epidemie für vertretbar hält. Liberia will ZMapp nun als erstes afrikanisches Land einsetzen. Doch die wenigen verfügbaren Dosen des Medikaments werden wohl nur für die bisher erkrankten Ärzte in Liberia reichen.
Am Ende bleibt Ebola, was es seit der Entdeckung des Virus ist: eine Armutskrankheit. Die sich auch deshalb so gut in den afrikanischen Ländern ausbreiten kann, weil die Analphabetenrate hoch ist und die Gesundheitsversorgung schlecht. Thomas Strecker:
"Generell ist es so, dass über das ganze Jahr hinweg die Menschen sich selbst überlassen sind, es gibt nur ein sehr schwach ausgeprägtes Gesundheitswesen und die Menschen müssen in den meisten Fällen mit sich selber klar kommen."
Wie lange die Epidemie noch in Westafrika wüten wird, wagt niemand zu prophezeien. Während die ersten Aufklärungskampagnen von den Regierungen zu zögerlich umgesetzt bzw. marginalisiert wurden - zog der tödliche Erreger immer größere Kreise. Werden sie bis nach Europa reichen? Hier würden sie nicht zur Epidemie, ist sich Stephan Becker sicher. Denn hier würden die Einzelfälle sofort isoliert, damit wäre die Verbreitung in aufgeklärten Ländern auch schon gestoppt.
"Ebola-Virus ist tatsächlich, so wie wir es heute sehen, durch Quarantäne-Maßnahmen im Prinzip sehr gut einzudämmen. Man muss sie nur durchführen! Man muss die Menschen davon überzeugen, dass sie sich, wenn sie infiziert sind, oder im Verdacht sind infiziert zu sein dann auch in die Quarantäne zu begeben und das ist im Moment die Riesenherausforderung."