Baulärm auf einer Großbaustelle in Pécs. Doch hier wird nur ein Einkaufszentrum gebaut - nicht etwa die Regionalbibliothek, das große Konzert- und Konferenzzentrum, oder das Kulturviertel auf dem Gelände der Zsolnay-Porzellan-Manufaktur im Osten der 170.000-Einwohner-Stadt. Das gibt es bislang nur als Computeranimation.
Kein einziges der Bauprojekte wurde bislang begonnen. Keine Bauten - kein Problem, meint Csaba Ruzsa, Geschäftsführer des Pécs-2010-Management-Zentrums.
"Es ist nicht von Belang, wann die Bauten fertig sind. 2010 ist nicht der Schlusspunkt für eine regionale Entwicklung, sondern der Ausgangspunkt. Damit haben wir ja auch den Wettbewerb gewonnen. Wir wollen nicht 2011 zurückblicken und sagen: 'Das war eine schöne Party'."
Wie die Party aussehen soll, das weiß Ruzsa noch nicht. Eine konkrete Programmplanung für 2010 hat er noch nicht. Auch wie die Eröffnungsfeier aussehen wird, kann oder will er nicht verraten. Die Verzögerungen seien auch auf die Wirtschaftskrise zurückzuführen, sagt Ruzsa. Auch Postengeschacher und Streit im Organisationskomitee haben für erhebliche Verzögerungen und für schlechte Presse gesorgt. Der Verleger Gábor Csordás engagierte sich gleich zu Beginn für das Projekt. Er gibt die wichtigste Literaturzeitschrift "Jelenkor" und Literatur ungarischer und Balkan-Autoren heraus.
"Das war die Grundidee: Das Programm 'Tor zum Balkan' sollte nicht nur das übliche Geschwätz sein, dass wir doch unsere Nachbarn besser kennenlernen sollen. Pécs sollte zu einem grenzüberschreitenden Zentrum werden - im ureigenen Interesse. Aber das geht nicht ohne Kultur. Und das haben die Verantwortlichen bis heute nicht kapiert."
So hätte man das benachbarte Kroatien schon vor Jahren in die Planung einbeziehen müssen, meint Csordás. Als Beispiel nennt er ein Verbindungsbüro in Zagreb, Werbung um kroatisches Publikum, Kooperationen mit den Grenzstädten Varazdin oder der Partnerstadt Ossijek. Csordás, der durch seine verlegerische Arbeit beste Verbindungen in alle Balkan-Länder hat, schrieb zahlreiche Konzepte. Sie versickerten.
"Ich habe eine Buchreihe vorgeschlagen. Ein Austauschprogramm für Autoren: Balkan-Literaten sollten nach Deutschland oder Holland geschickt werden, und umgekehrt sollten Autoren kommen - gemeinsam wären sie aufgetreten. Ich hatte eine Übersetzerwerkstatt geplant, hatte die Räume - das hätte man ganz billig machen können. Insgesamt habe ich elf Projekte vorgeschlagen. Ich habe nicht einmal eine Antwort bekommen."
Seit Pécs den Zuschlag als "Kulturhauptstadt 2010" bekommen hat, haben mehr als ein halbes Dutzend führende Köpfe das Handtuch geworfen. Der Literaturprofessor und Chefstratege József Takáts war der erste. Er hat die Bewerbung geschrieben. Er sagt rückblickend.
"Ich wollte, dass das Projekt in die Hände unabhängiger Fachleute kommt. Die Posten des Künstlerischen Direktors und Baukoordinators sollten ausgeschrieben werden. Sie sollten selbstverantwortlich arbeiten können - ohne um jede Kleinigkeit mit inkompetenten Politikern feilschen zu müssen."
Nach Takáts gingen andere. Und die Politik legte die Hand auf das Projekt. Dabei soll auch Geld versickert sein. Der ungarische Rechnungshof ermittelt. Der Einstieg der Politik war der Anfang vom Ende, sagt der Publizist Károly Méhes, dessen Bruder Márton der erste Künstlerische Direktor war.
"Hier in Pécs passierte genau das, was früher im Sozialismus eine natürliche Arbeitsweise war: Die Partei kontrollierte alles und die Funktionäre haben das letzte Wort. Die sozialistische Stadtregierung hat gesagt: 'Wir geben das Geld, also bestimmen wir, was das Beste für das Volk ist'."
Doch nun gibt es nicht einmal einen, der das bestimmen kann. Ein Bürgermeister liegt seit einem Autounfall im Koma, sein Nachfolger starb nach nur einem Jahr im Amt. Erst im Mai sind Bürgermeisterwahlen. Der Publizist Károly Méhes sagt:
" Wir sind Kulturhauptstadt mit Essen und Istanbul. Das sind zwei so große Metropolen. Pécs bleibt nur Pécs."
Kein einziges der Bauprojekte wurde bislang begonnen. Keine Bauten - kein Problem, meint Csaba Ruzsa, Geschäftsführer des Pécs-2010-Management-Zentrums.
"Es ist nicht von Belang, wann die Bauten fertig sind. 2010 ist nicht der Schlusspunkt für eine regionale Entwicklung, sondern der Ausgangspunkt. Damit haben wir ja auch den Wettbewerb gewonnen. Wir wollen nicht 2011 zurückblicken und sagen: 'Das war eine schöne Party'."
Wie die Party aussehen soll, das weiß Ruzsa noch nicht. Eine konkrete Programmplanung für 2010 hat er noch nicht. Auch wie die Eröffnungsfeier aussehen wird, kann oder will er nicht verraten. Die Verzögerungen seien auch auf die Wirtschaftskrise zurückzuführen, sagt Ruzsa. Auch Postengeschacher und Streit im Organisationskomitee haben für erhebliche Verzögerungen und für schlechte Presse gesorgt. Der Verleger Gábor Csordás engagierte sich gleich zu Beginn für das Projekt. Er gibt die wichtigste Literaturzeitschrift "Jelenkor" und Literatur ungarischer und Balkan-Autoren heraus.
"Das war die Grundidee: Das Programm 'Tor zum Balkan' sollte nicht nur das übliche Geschwätz sein, dass wir doch unsere Nachbarn besser kennenlernen sollen. Pécs sollte zu einem grenzüberschreitenden Zentrum werden - im ureigenen Interesse. Aber das geht nicht ohne Kultur. Und das haben die Verantwortlichen bis heute nicht kapiert."
So hätte man das benachbarte Kroatien schon vor Jahren in die Planung einbeziehen müssen, meint Csordás. Als Beispiel nennt er ein Verbindungsbüro in Zagreb, Werbung um kroatisches Publikum, Kooperationen mit den Grenzstädten Varazdin oder der Partnerstadt Ossijek. Csordás, der durch seine verlegerische Arbeit beste Verbindungen in alle Balkan-Länder hat, schrieb zahlreiche Konzepte. Sie versickerten.
"Ich habe eine Buchreihe vorgeschlagen. Ein Austauschprogramm für Autoren: Balkan-Literaten sollten nach Deutschland oder Holland geschickt werden, und umgekehrt sollten Autoren kommen - gemeinsam wären sie aufgetreten. Ich hatte eine Übersetzerwerkstatt geplant, hatte die Räume - das hätte man ganz billig machen können. Insgesamt habe ich elf Projekte vorgeschlagen. Ich habe nicht einmal eine Antwort bekommen."
Seit Pécs den Zuschlag als "Kulturhauptstadt 2010" bekommen hat, haben mehr als ein halbes Dutzend führende Köpfe das Handtuch geworfen. Der Literaturprofessor und Chefstratege József Takáts war der erste. Er hat die Bewerbung geschrieben. Er sagt rückblickend.
"Ich wollte, dass das Projekt in die Hände unabhängiger Fachleute kommt. Die Posten des Künstlerischen Direktors und Baukoordinators sollten ausgeschrieben werden. Sie sollten selbstverantwortlich arbeiten können - ohne um jede Kleinigkeit mit inkompetenten Politikern feilschen zu müssen."
Nach Takáts gingen andere. Und die Politik legte die Hand auf das Projekt. Dabei soll auch Geld versickert sein. Der ungarische Rechnungshof ermittelt. Der Einstieg der Politik war der Anfang vom Ende, sagt der Publizist Károly Méhes, dessen Bruder Márton der erste Künstlerische Direktor war.
"Hier in Pécs passierte genau das, was früher im Sozialismus eine natürliche Arbeitsweise war: Die Partei kontrollierte alles und die Funktionäre haben das letzte Wort. Die sozialistische Stadtregierung hat gesagt: 'Wir geben das Geld, also bestimmen wir, was das Beste für das Volk ist'."
Doch nun gibt es nicht einmal einen, der das bestimmen kann. Ein Bürgermeister liegt seit einem Autounfall im Koma, sein Nachfolger starb nach nur einem Jahr im Amt. Erst im Mai sind Bürgermeisterwahlen. Der Publizist Károly Méhes sagt:
" Wir sind Kulturhauptstadt mit Essen und Istanbul. Das sind zwei so große Metropolen. Pécs bleibt nur Pécs."