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Pantomime aus dem Rechner

Technik. - Computer-Charaktere wie Robert T. Online und Lara Croft bekommen bald ernsthafteren Zuwachs: Seit rund einem Jahr entwickelt eine Arbeitsgruppe europäischer Forscher ein System, das Lautsprache vollautomatisch in Gebärdensprache für Gehörlose übersetzt und auch darstellt. Das Projekt "VisiCast" soll unter anderem auch im Fernsehen Verwendung finden.

    Im Rahmen des europäischen "VisiCast"-Vorhabens entwickeln derzeit Wissenschaftler aus Deutschland, England, Frankreich und den Niederlanden künstliche Dolmetscher für Gehörlose. "Die so genannten Avatare sind kleine Oberkörper-Figuren von etwa der Größe einer Dolmetscher-Einblendung im Fernsehen", berichtet Professor Rolf Schulmeister, Linguist an der Universität Hamburg. Eine Untertitelung von Fernsehsendungen allein reiche nicht aus - sie laufe oft zu schnell und enthalte nur rund die Hälfte der gesprochenen Information, betont der Forscher. Weil überdies Gehörlose keine Rückmeldung der Sprache über das Ohr erhalten, bereite ihnen auch das Lesen von Texten zum Teil erhebliche Schwierigkeiten. Daher sollen die virtuellen Übersetzer nicht nur im Fernsehen, sondern auch im Internet eingesetzt werden und Inhalte mit Gebärden verdeutlichen.

    "Bei unserem Verfahren werden die Texte im komprimierten MPEG-Format mit dem Fernsehsignal ausgesendet und von einem speziellen digitalen Empfangsgerät des Hörbehinderten ausgewertet", erläutert der Hamburger Linguist. Das "Avatar"-Programm dieser so genannten Settop-Box reagiere automatisch auf die Texteinspielungen eines Senders und starte die Übersetzung in Gebärden. Das Gesten-Vokabular stamme dabei entweder aus gespeicherten Bewegungen des Programms oder könne auch von einem menschlichen Gebärdendolmetscher live erzeugt und via Datenstrom übertragen werden.

    Die ersten Probeversuche mit den digitalen Flaschengeistern für Gehörlose sollen noch in diesem Jahr anlaufen. Erst dann könnten die endgültigen Kosten für die notwendigen Zusatzgeräte abgeschätzt werden. In Großbritannien soll sich das "VisiCast"-System überdies bei der Post bewähren. Weitere Informationen gibt es im Internet.

    [Quellen: Roland Warmbein, Rolf Schulmeister]