Da die Wiener Philharmoniker in Salzburg nicht mit ihm musizieren wollten, durfte Nikolaus Harnoncourt seinen Concentus Musicus aufrüsten und an die Salzach mitbringen. Unüberhörbar und unübersehbar herrschte mit ihm in der Felsenreitschule von Anfang an der Wille zu deutlichstem Ausdruck.
So vorbildlich es erschien, dass und wie der Dirigent der Klangrede seiner Mitstreiter nachlauschte, so tendierte diese Haltung doch immer wieder stark zur Beschaulichkeit. In den ohnedies langatmigen Prüfungsszenen des zweiten Aufzugs geriet der musikalische Fluss dann sogar ausgesprochen zäh. Die ruhige Deutlichkeit bescherte ein hohes Maß an Textverständlichkeit und manches überraschend aufleuchtendes Instrumentierungs-Detail. Erkennbar wurde eine entschiedene Abkehr von der mit Partituren des 17. und 18. Jahrhunderts gerne vorgeführten Hurtigkeit – so etwas wie Alterserhabenheit.
Durchschnittlich alle zehn Jahre wird in Salzburg das naiv-raffiniert mit Märchenmotiven und Freimaurer-Metaphorik spielende Singspiel mit der Zauberflöte frisch zubereitet – diese ‘Soap’ der zur Neige gegangenen Rokoko-Zeit.
Zuletzt schickte Peter Ruzicka den niederländischen Geschäftspartner Pierre Audi in die Arena und ließ ihn zum 250. Geburtstag des "Wunders" aus der Getreidegasse eine alte Amsterdamer Inszenierung recyceln – gestützt auf eine Felsen- und Kinderkunstlandschaften von Karel Appel. Nach so viel Fantasy musste sich Jens-Daniel Herzog etwas neu Prickelndes einfallen lassen.
Er zeigte den Plot Emanuel Schikaneders einseitig aus der Perspektive des "Weisheitstempels" der "Eingeweihten" um deren Oberpriester Sarastro. Herzog entkleidete die Story der Märchenhaftigkeit und verpflanzte sie in die Sphäre eines humanistischen Gymnasiums mit angeschlossener Internatsschule für Knaben.
Hinter viele Türen, gerahmt mit Felsbögen wie die Logen der Felsenreitschule, warten die Klassen-, Wohn- und Schlafräume. Vom flachen Dach der pädagogischen Einrichtung seilen die drei Damen der sternflammenden Königin die hoch- oder tiefsymbolische Schlange in den Schlafraum Taminos ab. Die Kräfte der weiblichen Nachtwelt versuchen, den idealen Jüngling zu instrumentalisieren. Bald aber lernt er durch das Lehrer-Kollegium, was Manneszucht sei – und stellt sich den Prüfungen, um ein rechter Mann zu werden.
Das erscheint als plausibler Lösungsansatz für die ansonsten gern als märchenhafter Fügungskontext oder Unfug vorgeführten Ausflüge durch metaphorische Welten. Freilich offenbaren sich die Grenzen der Tragfähigkeit der von Herzog gewählten Rekonkretisierung, wenn Prinz und Prinzessin am Ende durch Wasser und Feuer schreiten müssen: Sie durchqueren einen containergroßen modernen Hochleistungsofen und ein Aquarium, ohne angesengt zu werden oder sich die Unterwäsche nass zu machen. Da spätestens schlägt das alte Mirakel als neues Wunder zu – und der Plausibilität ein Schnippchen.
Mit Georg Zeppenfeld verfügt die Salzburger Neuproduktion über einen schlanken und agil singenden Sarastro, der den scheindemokratisch-autoritären Oberststudiendirektor bestens beglaubigt. Präzise gelungen ist auch die Charakterisierung der Lehrer, die jene dünnen weißen Mäntel tragen, die einst die Anzüge der Steißbeintrommler gegen Kreide schützten.
Markus Werba gibt als italienischer Feinkosthändler Papageno mit seiner dreirädrigen und zweitaktigen Ape einen sympathieträchtigen Kontrast ab. Merkwürdig unberührt von den Verheißungen und Drohungen der einen wie der anderen Seite singen sich Bernard Richter und Julia Kleiter auf der Suche nach der reinen und ewigen Liebe jung und blond durch die didaktische Versuchsanordnung.
Da haben es die zunächst am Tropf hängende Papagena Elisabeth Schwarz und ihr Markus besser, die der Librettist ja wissen ließ, dass und wie sehr es im Leben auf Sex und seine Folgen ankommt.
So vorbildlich es erschien, dass und wie der Dirigent der Klangrede seiner Mitstreiter nachlauschte, so tendierte diese Haltung doch immer wieder stark zur Beschaulichkeit. In den ohnedies langatmigen Prüfungsszenen des zweiten Aufzugs geriet der musikalische Fluss dann sogar ausgesprochen zäh. Die ruhige Deutlichkeit bescherte ein hohes Maß an Textverständlichkeit und manches überraschend aufleuchtendes Instrumentierungs-Detail. Erkennbar wurde eine entschiedene Abkehr von der mit Partituren des 17. und 18. Jahrhunderts gerne vorgeführten Hurtigkeit – so etwas wie Alterserhabenheit.
Durchschnittlich alle zehn Jahre wird in Salzburg das naiv-raffiniert mit Märchenmotiven und Freimaurer-Metaphorik spielende Singspiel mit der Zauberflöte frisch zubereitet – diese ‘Soap’ der zur Neige gegangenen Rokoko-Zeit.
Zuletzt schickte Peter Ruzicka den niederländischen Geschäftspartner Pierre Audi in die Arena und ließ ihn zum 250. Geburtstag des "Wunders" aus der Getreidegasse eine alte Amsterdamer Inszenierung recyceln – gestützt auf eine Felsen- und Kinderkunstlandschaften von Karel Appel. Nach so viel Fantasy musste sich Jens-Daniel Herzog etwas neu Prickelndes einfallen lassen.
Er zeigte den Plot Emanuel Schikaneders einseitig aus der Perspektive des "Weisheitstempels" der "Eingeweihten" um deren Oberpriester Sarastro. Herzog entkleidete die Story der Märchenhaftigkeit und verpflanzte sie in die Sphäre eines humanistischen Gymnasiums mit angeschlossener Internatsschule für Knaben.
Hinter viele Türen, gerahmt mit Felsbögen wie die Logen der Felsenreitschule, warten die Klassen-, Wohn- und Schlafräume. Vom flachen Dach der pädagogischen Einrichtung seilen die drei Damen der sternflammenden Königin die hoch- oder tiefsymbolische Schlange in den Schlafraum Taminos ab. Die Kräfte der weiblichen Nachtwelt versuchen, den idealen Jüngling zu instrumentalisieren. Bald aber lernt er durch das Lehrer-Kollegium, was Manneszucht sei – und stellt sich den Prüfungen, um ein rechter Mann zu werden.
Das erscheint als plausibler Lösungsansatz für die ansonsten gern als märchenhafter Fügungskontext oder Unfug vorgeführten Ausflüge durch metaphorische Welten. Freilich offenbaren sich die Grenzen der Tragfähigkeit der von Herzog gewählten Rekonkretisierung, wenn Prinz und Prinzessin am Ende durch Wasser und Feuer schreiten müssen: Sie durchqueren einen containergroßen modernen Hochleistungsofen und ein Aquarium, ohne angesengt zu werden oder sich die Unterwäsche nass zu machen. Da spätestens schlägt das alte Mirakel als neues Wunder zu – und der Plausibilität ein Schnippchen.
Mit Georg Zeppenfeld verfügt die Salzburger Neuproduktion über einen schlanken und agil singenden Sarastro, der den scheindemokratisch-autoritären Oberststudiendirektor bestens beglaubigt. Präzise gelungen ist auch die Charakterisierung der Lehrer, die jene dünnen weißen Mäntel tragen, die einst die Anzüge der Steißbeintrommler gegen Kreide schützten.
Markus Werba gibt als italienischer Feinkosthändler Papageno mit seiner dreirädrigen und zweitaktigen Ape einen sympathieträchtigen Kontrast ab. Merkwürdig unberührt von den Verheißungen und Drohungen der einen wie der anderen Seite singen sich Bernard Richter und Julia Kleiter auf der Suche nach der reinen und ewigen Liebe jung und blond durch die didaktische Versuchsanordnung.
Da haben es die zunächst am Tropf hängende Papagena Elisabeth Schwarz und ihr Markus besser, die der Librettist ja wissen ließ, dass und wie sehr es im Leben auf Sex und seine Folgen ankommt.