Immer wieder knüpft Papst Franziskus in Polen an den Vor-Vorgänger an, der in Krakau einst Erzbischof war. Er erwähnt Johannes Paul II. als Bezugspunkt, er übernimmt dessen Gesten: So zeigte er sich auch Franziskus allabendlich am sogenannten Papstfenster am Krakauer Bischofspalast und sprach zu den Gläubigen.
Dabei wurde gestern Abend auch die inhaltliche Nähe zu Johannes Paul II deutlich:
"Was soll man tun, damit eine Familie im Glauben wächst und ihre Probleme überwindet? Ich rate Euch, dass Ihr drei Wörter verwendet, die drei Haltungen zur Wirklichkeit aufzeigen: Bitte, danke und verzeih."
Der Heilige Vater hielt eine glühende Rede für die Ehe und die Familie. Liberale Medien in Polen kommentierten fast etwas enttäuscht: Franziskus zeige sich in Krakau von seiner konservativen Seite, so ihr Tenor. Tatsächlich blieben öffentlich mahnende Worte an den erzkonservativen und bisweilen nationalkatholischen polnischen Klerus bisher aus.
Dritter Papst in Auschwitz
Auch heute wandelt Franziskus auf den Spuren von Johannes Paul II. Der Papst aus Polen hatte als erster das ehemalige deutsche Vernichtungslager Auschwitz besucht, ihm folgte Papst Benedikt XVI. Franziskus wird das dritte Oberhaupt der katholischen Kirche in Auschwitz sein. Er werde dabei einen ganz eigenen Akzent setzen, erklärte Bischof Artur Mizinski, der die Reise vorbereitete:
"Der Aufenthalt dort soll Raum für Gebet, Reflexion und für Tränen werden. Eine Zeit des Nachdenkens und des Schweigens. Wir respektieren hier den Willen des Heiligen Vaters."
Franziskus wird auf dem Lagergelände also keine Ansprache halten wie sein Vorgänger. Benedikt XVI wurde damals vorgeworfen, er habe die Deutschen in seiner Rede als vom Nationalsozialismus Verführte dargestellt. Johannes Paul II hatte auf dem Lagergelände sogar eine Messe gehalten und gepredigt.
Franziskus wird nicht nur schweigend die Zelle des in Auschwitz getöteten Franziskanermönchs Maximilian Kolbe aufsuchen. Das Kirchenoberhaupt wird auch ehemaligen Häftlingen im Schweigen begegnen, ebenso Polen, die Juden vor der Vernichtung retteten und die in Jerusalem als "Gerechte unter den Völkern" geehrt werden.
Der Oberrabbiner Polens Michael Schudrich versteht diese Entscheidung:
"Wenn ich mit einer Gruppe in Auschwitz bin, dann sage ich oft, vor allem im Lager in Birkenau: Hier machen wir es wie Aaron, der Bruder Mose. Er schwieg, als seine beiden Söhne ums Leben kamen. Deshalb bin ich sehr gerührt über die Entscheidung des Papstes."
Am späten Nachmittag wird Franziskus dann noch ein Kinderkrankenhaus besuchen.