In der ersten Ansprache in Seoul ermutigte er Regierungsmitglieder und Diplomaten zu "Bemühungen um Versöhnung und Stabilität". Frieden könne nicht durch "gegenseitige Schuldzuweisungen, unfruchtbare Kritik und Zurschaustellung von Macht" erreicht werden, sagte der Papst im Präsidentenpalast. Nötig seien Zuhören und Dialog.
Zuvor hatte Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye den 77-jährigen Argentinier am Militärflughafen der Hauptstadt begrüßt. Es ist der erste Besuch eines Papstes in dem ostasiatischen Land seit 25 Jahren. Park sagte, sie hoffe, der Besuch helfe, eine "Ära des Friedens und der Aussöhnung auf der koreanischen Halbinsel zu eröffnen". Das erhoffen sich auch viele Koreaner in Deutschland von der Papst-Reise.
Unmittelbar nach seiner Ankunft begrüßte Franziskus vier Familien, die bei dem Fährunglück im April Angehörige verloren hatten. Die Aufklärung des "Sewol"-Untergangs mit 294 vor allem jugendlichen Toten sorgt bis heute für Diskussionen in Südkorea. Angehörige der Opfer hatten gestern angekündigt, ihr Protest-Camp während des Papst-Besuches nicht aufzugeben.
Knapp 11 Prozent der Südkoreaner katholisch
Anlass der Südkorea-Reise des Kirchenoberhauptes ist der VI. Asiatische Jugendtag, der seit gestern mit 6.000 Teilnehmern aus 22 Ländern im Wallfahrtsort Solmoe stattfindet. Franziskus will morgen mit den jungen Katholiken zusammentreffen und am Sonntag einen Schlussgottesdienst mit ihnen feiern. In Südkorea sind knapp elf Prozent der Bevölkerung katholisch. Die katholische Kirche verzeichnet in ganz Asien ein beträchtliches Wachstum. Nordkorea gilt als Land, in dem Christen weltweit am stärksten verfolgt werden.
Gott segne Korea, ganz besonders die alten und kranken Menschen.— Papst Franziskus (@Pontifex_de) 14. August 2014
Im Laufe des heutigen Tages ist eine private Unterredung zwischen Franziskus und Staatspräsidentin Park vorgesehen. Erwartet wird, dass er dabei auch die angespannte humanitäre Lage in dem verarmten, aber hochgerüsteten Nordkorea zur Sprache bringt. Anschließend trifft er sich mit Regierungsmitgliedern, Institutionsvertretern und Diplomaten. Während des Papst-Besuches herrscht in der Zehn-Millionen-Stadt die höchste Sicherheitsstufe.
Papst schickt Grüße an China
Auf dem Weg nach Südkorea hatte Franziskus als erster Papst der Geschichte chinesischen Luftraum durchquert. Dabei richtete er eine Grußbotschaft an Staatspräsident Xi Jinping. Darin wünschte er der chinesischen Bevölkerung die "Göttlichen Segnungen des Friedens und des Wohlbefindens". 1989 hatte China Papst Johannes Paul II. den Überflug bei dessen Südkorea-Reise verweigert. Die Maschine musste über Russland ausweichen.
Nur kurz vor der Ankunft des Papstes feuerte Nordkoreas Militär der südkoreanischen Armee zufolge erneut Kurzstreckenraketen in Richtung offenes Meer ab. Drei von der Südostküste gestartete Raketen seien etwa 220 Kilometer weit geflogen. Das kommunistische Regime in Nordkorea hatte Südkorea und die USA zuletzt mehrfach vor einem jährlichen gemeinsamen Militärmanöver gewarnt, das nach dem Papst-Besuch beginnen soll.
(tj/bor)