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Papst in der Christmette
"Die Welt braucht mehr Zärtlichkeit"

"Mehr Mut und mehr Zärtlichkeit" – das forderte Papst Franziskus gestern Abend in der Christmette im Petersdom. Mehrere Tausend Menschen hatten sich in Rom versammelt und verfolgten die Predigt teilweise über Großbildschirme auf dem Petersplatz. Heute wird Franziskus den Segen "Urbi et Orbi" spenden.

    Papst Franzsiskus während er Mitternachtsmesse an Heiligabend im Sankt Petersdom.
    Franziskus küsst eine Jesu-Statue während der Mitternachtsmesse an Heiligabend im St. Petersdom in Rom. (dpa/picture alliance/epa/Alessandro di Meo)
    In der Christmette an Heiligabend sagte Papst Franziskus bei seiner Predigt: "Wie sehr braucht doch die Welt von heute Zärtlichkeit." Die Gläubigen rief er auf, Probleme und schwierige Situationen ihrer Mitmenschen mit Mut und Herzlichkeit mitzutragen. Es reiche nicht aus, nach sachlichen Lösungen zu suchen, "die vielleicht effizient sind, aber nicht das Feuer des Evangeliums in sich tragen", so der Papst.
    In der Geburt Christi zeigten sich die Demut und die Liebe Gottes, mit der er die Schwachheit, die Leiden, die Ängste, die Sehnsüchte und auch die Grenzen der Menschen angenommen habe, sagte das Kirchenoberhaupt. Der Mensch müsse diesen Gott nicht eigens suchen, sondern zulassen, dass Gott ihn finden und erreichen könne. Gott kenne keine Wut und keine Ungeduld; er sei immer für den Menschen da, so Franziskus. Der 78-jährige Argentinier sprach von dem Licht, das mit der Geburt Jesu in die Welt gekommen sei. "Auch wir sind in dieser Heiligen Nacht durch die Finsternis, welche die Erde umhüllt, zum Haus Gottes gekommen." Gott kenne "keinen Wutanfall und keine Ungeduld. Er ist immer da, wie der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn".
    Tausende Gläubige am Petersdom
    Schon Stunden vor Beginn der Messe hatten sich lange Schlangen an den Eingängen zum Petersdom gebildet. Die Gäste mussten Sicherheitskontrollen passieren. Mehrere Tausend Menschen verfolgten die Zeremonie über Großbildschirme auf dem Petersplatz. Aufgrund des hohen Alters des Papstes begann die Christmette nicht um Mitternacht, sondern bereits um 21.30 Uhr. Das sollte dem Papst eine längere Erholungspause gewähren. Heute wird Franziskus sich von der Mittelloggia des Petersdoms aus mit seiner Weihnachtsbotschaft an die Welt wenden und den Segen "Urbi et orbi" spenden. Begleitet wird er bei dieser Zeremonie vom deutschen Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller.
    Telefonat mit Flüchtlingen im Irak
    Die Christmette ist einer der Höhepunkt der christlichen Weihnacht. Zuvor hatte der Papst christlichen Flüchtlingen im irakischen Erbil Trost zugesprochen. In einer Telefon-Schaltung wandte er sich in einer Ansprache an mehrere Hundert Menschen, die sich in einem Saal versammelt hatten. Seine Worte wurden anschließend ins Arabische übersetzt. Er denke an diesem Abend besonders an die Kinder, die Alten sowie an diejenigen, die während der Flucht ihr Leben verloren hätten.
    Der Deutschlandfunk übertragt die Weihnachtsansprache und des Segen "Urbi et Orbi" live ab 12 Uhr.
    (tk/pb)