Die Unermüdlichen warten vor der Nuntiatur auf ihn. Hier übernachtet der Papst. Und jedes Mal wenn er morgens die Vatikan Botschaft verlässt oder abends wiederkommt, nimmt er sich ein paar Minuten Zeit, um Hände zu schütteln, ein paar Worte zu wechseln und die Menschen zu segnen, die da geduldig vor seinem Nachtquartier gewartet haben.
Die Nuntiatur liegt in einem der feineren Viertel dieser Megacity Mexiko-Stadt. Dort, wo sich große Villen hinter hohen Mauern verschanzen. Den Sonntag verbrachte Franziskus in Ecatepec, am Stadtrand, dort wo viele Wohnungen nicht einmal fließend Wasser haben. Kein Speckgürtel, sondern Peripherie. Das sind die Orte, an die es Franziskus immer wieder zieht, an denen offensichtlich wird, wie ungleich der Reichtum in einem Land wie Mexiko verteilt ist.
Auf einem Feld vor diesem gigantischen Armenviertel, in dem Millionen Menschen leben, feiert der Papst eine Messe und erinnert die Mexikaner daran, dass die Fastenzeit, die Zeit der Umkehr ist, er warnt vor der Versuchung, die der Reichtum darstellt: Einige wenige eigneten sich Güter an, die allen gegeben wurden.
"Dieser Reichtum ist das Brot, das nach Schmerz, Verbitterung und Leiden schmeckt. In einer korrupten Familie oder Gesellschaft ist es das Brot, das man den eigenen Kindern zu essen gibt."
In Ecatepec, dieser Stadt die außerhalb Mexikos kaum einer kennt, leiden die Menschen unter den Folgen der ungleichen Verteilung von Reichtum, sagt Jesuitenpater Sergio Cobo.
"Es ist ein symbolischer Ort, voller Gegensätze. Ecatepec ist die Gemeinde mit der größten Bevölkerungsdichte, in einem Bundesstaat wo die Kontraste zwischen Arm und Reich enorm sind."
Wahre Macht der Stadt: Drogenbanden
Vor allem junge Menschen haben kaum Perspektiven, das Vakuum füllen Drogenbanden, die die wahre Macht in dieser Stadt darstellen. Jeden Kompromiss mit diesen dunklen Mächten lehnt der Papst ab. "Mit dem Teufel verhandelt man nicht", sagt er bei der Messe und fordert die Mexikaner auf, ihr Land selbst zu verändern.
"Ein Land, in dem es nicht nötig ist auszuwandern, um träumen zu können; wo es nicht nötig ist ausgebeutet zu werden, um arbeiten zu können; wo es nicht nötig ist, die Verzweiflung und die Armut vieler zu den Chancen einiger weniger zu machen. Ein Land, das nicht Männer und Frauen, Jugendliche und Kinder beweinen muss, die zugrunde gerichtet in den Händen der Händler des Todes enden."
Der Papstbesuch in Mexiko verläuft so wie von vielen Mexikanern erhofft und erwartet. Franziskus weicht den unangenehmen Themen nicht aus, nennt die Schwachpunkte der mexikanischen Gesellschaft beim Namen. Was Mexikos Zeitungen besonders würdigen: Der Papst fordert die Bischöfe des Landes auf, den Problemen nicht aus dem Weg zu gehen und sich auf die Seite der Schwachen und Armen zu stellen. Heute wird er das selbst tun: Er besucht die Provinz Chiapas im Süden des Landes, eine stark indigen geprägte Region, die als eine der ärmsten im Land gilt. In San Cristobal de Las Casas wird Franziskus eine Messe mit der indigenen Bevölkerung feiern und anschließend mit einer Abordnung von ihnen zu Mittag essen.