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Para-Biathlet Marco Maier über die Kraft von Boykotten

Para-Biathlet Marco Maier hat in Peking im Sprint seine erste paralympische Silber-Medaille geholt. Ob der zweite Platz auch ohne den Ausschluss der russischen Athleten möglich gewesen wäre, weiß er nicht. Es sei aber richtig gewesen, dass Athleten mit Boykott-Drohungen das IPC zum Ausschluss bewegt hätten.

Marco Maier im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Einschiessen für den Para-Biathlet Marco Maier Maier bei den Paralympics in Peking 2022.
Einschiessen für den Para-Biathlet Marco Maier Maier bei den Paralympics in Peking 2022. (imago images/Ralf Kuckuck)
Para-Biathlet Marco Maier konnte sich im Ziel seiner Silbermedaille im Sprint noch nicht sicher sein. Die Feder, auf der er das Gewehr beim Schießen auflegt, hatte sich im Wettkampf versehentlich bewegt. Das sei verboten und so wurde gegen Maier Protest eingelegt:
„Den Fall, den gab es nämlich schon ein paarmal, dass dafür Sportler disqualifiziert wurden. Und davon bin ich dann eigentlich ausgegangen, als ich dann zur Jury und mich vor Ort rechtfertigen musste.“
Doch Maier kam mit einer Verwarnung davon und kann sich über seine erste paralympische Medaille freuen. Gerechnet hatte er damit nicht:
„Ich muss auch ganz ehrlich gestehen: Ich wüsste auch nicht, ob ich heute mit einem zweiten Platz hier stehen würde, wenn die russischen und belarussischen Athleten auch am Start wären. Man weiß es nicht. Hätte auch trotzdem der Fall sein können.“

Richtiges Signal an die Welt

Die Teams aus Russland und Belarus sind vom Internationalen Paralympischen Komitee (IPC) von den Spielen in Peking nach dem Angriff auf die Ukraine ausgeschlossen worden. Für Maier die einzig richtige Entscheidung:
„Denn alles andere wäre nicht tragbar gewesen, gerade mit der jetzigen Situation in der Ukraine. Und ich glaube, dass ist auch das richtige Signal, was wir auch im Para-Sport an die Welt schicken, dass wir mit der Situation vor Ort nicht einverstanden sind. Und wir möchten natürlich auch hier der Ukraine unseren Support oder unsere Unterstützung zusichern.“

Sportler sollten ihre Position nutzen

Auf Boykott-Drohungen der Athleten und Athletinnen hin hatte das IPC seine erste Entscheidung gegen einen Ausschluss zurückgenommen. Er könne sich nicht erinnern, dass es jemals so eine große Entscheidung aufgrund Proteste von Sportlern und Sportlerinnen gegeben hätte:
„Das ist ein starkes Symbol: Wir können auch was bewirken. Zwar vielleicht jetzt nicht so wie die Politiker in Friedensgesprächen, aber wir können trotzdem Zeichen setzen. Und ich finde es auch wichtig, dass wir das tun, denn wir stehen in der Öffentlichkeit und sollten uns auch ganz klar dazu äußern oder unsere Position nutzen, die wir eben haben, um die Welt vielleicht auch ein bisschen besser zu machen.“
Russlands Präsident Wladimir Putin
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Die Internationalen Sportverbände reagieren auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine: Sie entziehen Russland wichtige Sportwettbewerbe und schließen russische und belarussische Athletinnen und Athleten von der Teilnahme aus. Das ist weit mehr als ein symbolischer Akt, kommentiert Andrea Schültke.
Dass Athleten und Athletinnen auch die Spiele in Peking aufgrund der Menschenrechtsverletzungen in China hätten boykottieren sollen, findet Maier allerdings nicht. Als Sportler fahre er in das Austragungsland, um sich mit den Besten zu messen. Für die politischen Probleme sei die Politik zuständig. Zudem sei es schwer, die Meinungen aller Sportler und Sportlerinnen zu bündeln.

Olympischer Spirit ist vorhanden

Ein weiterer Grund für den Ausschluss von Russland und Belarus war laut IPC auch die angespannte Situation im paralympischen Dorf. Vorfälle hat Marco Maier zwar nicht mitbekommen, aber eine Grundanspannung sei tatsächlich zu spüren gewesen:
„Ich habe das Gefühl, dass das alles sehr entspannt geworden ist durch diese Entscheidung.“
Und trotz Corona und des Ukraine-Kriegs sei der Sprit der Paralympischen Spiele auch in Peking zu spüren: „Man unterhält sich mit anderen Nationen und ist zusammen. Hier kann man einfach Sportler sein, Sport verbindet, und das merkt man hier einfach umso mehr.“