"Ich brauche keine Medaille. Einfach hier zu sein ist schon unglaublich. Seit ich ins Athletendorf eingezogen bin, fühle ich mich, als hätte ich schon alles erreicht."
Beim ersten Hinhören klingen die Worte von Husnah Kukundakwe nicht wie die einer Teenagerin. Die 14-jährige Schwimmerin, die vor zwei Jahren schon bei der Weltmeisterschaft in London teilnahm, ist zum ersten Mal bei den Paralympics dabei. Sie ist die jüngste von allen. Husnah Kukundakwe, die ohne einen rechten Unterarm und mit einer Fehlbildung der linken Hand zur Welt kam, könnte also eine große Karriere bevorstehen. Aber die Jugendliche, die gerade erst in die High School eingeschult wurde, greift lieber nicht nach den Sternen.
Kurz vor der Eröffnungsfeier sitzt sie bei einer Pressekonferenz zwischen dem US-Amerikaner Matt Stutzman, einem im Parasport bekannten Bogenschützen, und der Goldmedaillengewinnerin im Fechten, Bebe Vio aus Italien. Beide sind Protagonisten in der weltweit ausgestrahlten Netflix-Dokumentation "Rising Phoenix" über den Parasport.
"Es kommt mir vor, als würde ich Filmstars treffen. Dann macht man doch immer ein Selfie, als Beweis. Das hab ich auch natürlich schon gemacht", sagt Kukundakwe.
Wenige in Uganda zeigen ihre Behinderung offen
Matt Stutzman und Bebe Vio, auch wenn sie keine Schwimmer sind, seien für Husnah Kukundakwe eine Inspiration gewesen, sich in ihrem Körper wohlzufühlen. Wobei sie selbst offenbar schon eine Inspirationsquelle für Andere ist. An der Schule in ihrer Heimat Kampala, der Hauptstadt von Uganda, wurde sie seit ihrer WM-Teilnahme eine Berühmtheit:
"Als ich nach der Weltmeisterschaft 2019 zurück nachhause kam, wurde ich in der Schule von Leuten begrüßt, die ich noch nie gesehen hatte. Sie sagten "Hi", und ich dachte so: "Woher kennen wir uns?" Und sie sagten, sie hatten mich im Fernsehen gesehen. In Uganda gibt es nur wenige Menschen, die eine Behinderung haben und das auch zeigen. Aber wenn ich in der Umgebung von Sportlern bin, hab ich mich immer wohlgefühlt. So bin ich gereift und habe gelernt, ich selbst zu sein."
Husnah Kukundakwe ist erst die zweite Schwimmerin aus Uganda, die an den Paralympics teilnimmt, und die erste seit mehr als 20 Jahren. Sie hofft nur, dass es für sie selbst nicht die letzte Qualifikation gewesen sein wird und dass ihr mehr Parasportler nachfolgen werden. In Tokio sind nur drei weitere Athleten aus Uganda dabei. Und generell gilt: wegen der hohen Kosten für die Ausrüstung sind ärmere Länder chronisch unterrepräsentiert.
Erst Erfolge, dann Stiftung
Dies ist wiederum ein Thema, das auch Husnah Kukundakwe beschäftigt: "Schwimmen ist teuer, wie andere Sportarten auch. Manchmal gibt es für uns Stipendien. Aber es ist sehr schwierig, alles zu finanzieren. Ich finde, Regierungen sollten uns Parasportler unterstützen. Es fühlt sich sonst einfach nicht gerecht an."
Husnah Kukundakwe will in Zukunft selbst eine Stiftung gründen, um Parasport zu fördern. Aber erstmal, das weiß sie selbst, muss sie dafür auch noch ein paar Erfolge einfahren.