Friedemann Frey (mit y), 58, Versicherungsangestellter, beliebt, ziemlich glücklich verheiratet, drei Kinder, Reihenhäuschen - verschwindet ohne Ansage auf Nimmerwiedersehen. Die Basisgeschichte von Jan Neumanns neuester Stückentwicklung ist aus lauter Klischees zusammengezupft. Ein Abgang vom Typ "Ich geh nur mal kurz Zigaretten holen" - und dann in die weite Welt: erst in die Bergeinsamkeit, dann auf 'nem Kreuzfahrtschiff über den Teich, mit dem Motorrad durch ganz Amerika, Las Vegas, das Disneyland der ganzen Welt, inklusive.
Auf der Suche nach - ja wonach eigentlich: allenfalls nach dem Grund für den, auch für Frey selbst, unvorhersehbaren Aufbruch. Falls es ihn denn gibt. Irgendwo versteckt. Vielleicht im Hirn. Oder im Herzen. Vielleicht ganz woanders.
Fünf Personen winden, witzeln, stöckeln, kämpfen, verkleiden sich durch Dutzende von Figuren, Situationen, Stereotypen - und bei der Gelegenheit werden alle gängigen Vorstellungen von Freiheit durchdekliniert. Doch nein, nicht etwa in Form eines ebenso blutleeren wie schwer lastenden, ambitionierten philosophischen Quintetts, sondern als schrille Bagatelle über Freiheitssüchtelei oder -wahn 2011 in der freien Welt.
Man kann Neumann und seinen fantastischen Schauspielern nicht vorwerfen, sie gingen auf der Suche nach dem Ursprungsgrund nicht weit genug oder umschifften etwa peinliche Zonen. Nichts ist zu ausgelutscht oder abgelegen, zu kurios oder lasziv, dass es nicht von den Verwandlungs-Virtuosen als Varianten des Prinzips Freiheit in Szene gesetzt würde.
Society Ladies auf dem Traumschiff, verkiffte Heidegger-geschädigte Rocker, eine schwäbelnde Stuttgarter Domina mit Schweineschlachten im Programm, launiges Suizid-Geplänkel auf den Planken des zusammengesunkenen Bühnenhimmels oder unerhörte Bekenntnisse eines Missbrauchsopfers.
Zwischen all diesen schrägen Monstrositäten unser zappelnder Winzling, Frey, noch immer auf großer Selbsterkundungsfahrt, halb Parzival, halb Peer Gynt, noch immer im dürftigen Anzug mit lachsrosa Krawatte. Wie ein von Kafka gezeichnetes Strichmännchen rutscht er bald dazwischen, hechtet rein, duckt sich, boxt sich durch. Nein, worum es Frey geht, ist nicht auszumachen. Offenbar will er doch auch Spuren hinterlassen, öffnet immer mal wieder einen der Sandsäcke, die wie lange Tropfen an den Zügen des hallenbreit gespannten Bühnen-Cabrio-Decks hängen, schreibt in den Sand, wälzt sich darin - immer auf der Suche nach der Suche; von allem Möglichen - bloß nicht nach dem Sinn.
Ganz nebenbei persifliert dieses auf witzige Art pseudo-dokumentarische Stationentheater - und wunderbarerweise ist es nichts als hinreißendes, virtuosestes Schauspieler-Theater - die realiensüchtige Performance-Mode à la Rimini-Protokoll. Eine Parabel. Eine Parabel über unser aller horizontlose Unruhe, unsere pseudophilosophische Paranoia, unsere vage Abenteuerlust - mit Rückkehrgarantie? Dahinter freilich setzt die Inszenierung ein pikantes Fragezeichen. Wie - wird hier nicht verraten.
Auf der Suche nach - ja wonach eigentlich: allenfalls nach dem Grund für den, auch für Frey selbst, unvorhersehbaren Aufbruch. Falls es ihn denn gibt. Irgendwo versteckt. Vielleicht im Hirn. Oder im Herzen. Vielleicht ganz woanders.
Fünf Personen winden, witzeln, stöckeln, kämpfen, verkleiden sich durch Dutzende von Figuren, Situationen, Stereotypen - und bei der Gelegenheit werden alle gängigen Vorstellungen von Freiheit durchdekliniert. Doch nein, nicht etwa in Form eines ebenso blutleeren wie schwer lastenden, ambitionierten philosophischen Quintetts, sondern als schrille Bagatelle über Freiheitssüchtelei oder -wahn 2011 in der freien Welt.
Man kann Neumann und seinen fantastischen Schauspielern nicht vorwerfen, sie gingen auf der Suche nach dem Ursprungsgrund nicht weit genug oder umschifften etwa peinliche Zonen. Nichts ist zu ausgelutscht oder abgelegen, zu kurios oder lasziv, dass es nicht von den Verwandlungs-Virtuosen als Varianten des Prinzips Freiheit in Szene gesetzt würde.
Society Ladies auf dem Traumschiff, verkiffte Heidegger-geschädigte Rocker, eine schwäbelnde Stuttgarter Domina mit Schweineschlachten im Programm, launiges Suizid-Geplänkel auf den Planken des zusammengesunkenen Bühnenhimmels oder unerhörte Bekenntnisse eines Missbrauchsopfers.
Zwischen all diesen schrägen Monstrositäten unser zappelnder Winzling, Frey, noch immer auf großer Selbsterkundungsfahrt, halb Parzival, halb Peer Gynt, noch immer im dürftigen Anzug mit lachsrosa Krawatte. Wie ein von Kafka gezeichnetes Strichmännchen rutscht er bald dazwischen, hechtet rein, duckt sich, boxt sich durch. Nein, worum es Frey geht, ist nicht auszumachen. Offenbar will er doch auch Spuren hinterlassen, öffnet immer mal wieder einen der Sandsäcke, die wie lange Tropfen an den Zügen des hallenbreit gespannten Bühnen-Cabrio-Decks hängen, schreibt in den Sand, wälzt sich darin - immer auf der Suche nach der Suche; von allem Möglichen - bloß nicht nach dem Sinn.
Ganz nebenbei persifliert dieses auf witzige Art pseudo-dokumentarische Stationentheater - und wunderbarerweise ist es nichts als hinreißendes, virtuosestes Schauspieler-Theater - die realiensüchtige Performance-Mode à la Rimini-Protokoll. Eine Parabel. Eine Parabel über unser aller horizontlose Unruhe, unsere pseudophilosophische Paranoia, unsere vage Abenteuerlust - mit Rückkehrgarantie? Dahinter freilich setzt die Inszenierung ein pikantes Fragezeichen. Wie - wird hier nicht verraten.