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Paradies unter Beschuss
Gewandhaus-Quartett erklärt Beethoven

Alles klingt nach frühlingshafter Heiterkeit. Dann knallt es. Was ist passiert? Droht ein Krieg? In Beethovens 10. Streichquartett stecken viele Überraschungen. Welche, das verraten die Musiker des Leipziger Gewandhaus-Quartetts in Wort und Ton.

Am Mikrofon: Christoph Schmitz |
    Michael Erben vom Leipziger Gewandhaus-Quartett spricht mit DLF-Musikredakteur Christoph Schmitz im Deutschlandfunk Kammermusiksaal
    Christoph Schmitz im Gespräch mit Primarius Michael Erben vom Gewandhaus-Quartett (DLF)
    Als Napoleon 1809 Wien belagerte und die Stadt beschießen ließ, hat sich Beethoven im Keller seines Bruders versteckt und sich mit ein Kopfkissen die Ohren zugehalten, um sein Gehör vor dem Lärm zu schützen. So wird er es jedenfalls erzählt. Kurz danach machte sich der Komponist an die Arbeit seines 10. Streichquartetts. Im 1. Satz platzen mitten ins Piano hinein brutale Akkorde – Napoleons Kanonendonner? Mit frühlingshafter Leichtigkeit geht`s zwar weiter bis zu einem gezupften, harfenarteigen Dialog aller vier Instrumente. Letzterer verlieh der Kompositionen ihren Namen: Harfenquartett. Und doch explodieren in die schöne Klangmalerei hinein immer wieder die schrillen Akkorde vom Beginn. Wie Beethoven diesen Kopfsatz und auch die folgenden Sätze, die große Klage des Adagio und den parodistischen Kontrapunkt des Presto, gestaltet, darüber hat Christoph Schmitz dem den Musikern des Gewandhaus-Quartetts aus Leipzig gesprochen, die zugleich zahlreiche Klangbeispiele geben.
    Ludwig van Beethoven
    Quartett für zwei Violinen, Viola und Violoncello Es-Dur, op. 74 "Harfenquartett"
    Gewandhaus-Quartett
    Frank-Michael Erben, Violine
    Conrad Suske, Violine
    Anton Jivaev, Viola
    Léonard Frey-Maibach, Violoncello