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Paradise Papers
Elite-Unis im Visier

Die Paradise Papers haben aufgedeckt, dass in manchen Kreisen die Kreativität keine Grenzen kennt, wenn es darum geht, möglichst wenig Steuern zu zahlen. Viele Reiche gehen dafür an den Rand der Legalität. In den Fokus sind jetzt auch die Universitäten Oxford und Cambridge gerückt.

Von Friedbert Meurer |
    Blick auf die Universität Cambridge in Großbritannien mit der King's College Chapel und dem Clare College
    Blick auf die Universität Cambridge in Großbritannien. Die Uni kommt auf über sieben Milliarden Euro an Stiftungskapital - die wollen gut verwaltet werden. (picture-alliance/ dpa)
    Studierende der Universität Oxford prangerten schon im letzten Jahr das Investmentgebaren ihrer Uni an. In orangefarbene Arbeitsanzüge gekleidet, zeigten sie sich mit Bohrgeräten aus Pappmaschee. Sarkastisch bedanken sie sich bei der Universität Oxford für deren Investments in umweltschädliche Ölbohrungen. "Ihre Uni unterstützt Unternehmen aus der fossilen Energiebranche. Danke dafür, wie hier unsere Studiengebühren angelegt werden."
    Finanzgebaren der Suppereichen
    Die Studierenden verlangten mit ihrer Aktion, dass ihre Alma Mater umweltfreundliche Geldanlagen tätigt. Auch jetzt werfen die Enthüllungen der sogenannten "Paradise Papers" wieder ein Schlaglicht darauf, wie die vermögenden Universitäten Oxford und Cambridge zumindest Teile ihrer Gelder anlegen. Sie beteiligen sich an Fonds, die auf den Kaimaninseln ihren Sitz haben.
    "Es ist eine Steueroase, diskret und null Prozent Steuerquote." Die BBC-Sendung "Panorama" deckte anhand der "Paradise Papers" das Finanzgebaren der Reichen und Superreichen auf, selbst die Queen geriet in den Fokus. Mit etwas Verzögerung auch die Universitäten Oxford und Cambridge, sowie viele ihrer angeschlossenen Colleges. Die angelegten Beträge liegen im zweistelligen Millionenbereich und flossen letztlich unter anderem an Unternehmen, die sich auf Erdölbohrungen spezialisiert haben.
    Mehr Transparenz gefordert
    Ein Sprecher der Universität Oxford aber wehrt ab: Der Vorwurf der Steuervermeidung laufe ins Leere. "Als gemeinnützige Stiftung ist unser Stiftungskapital in Großbritannien von der Steuer befreit. Deswegen verliert der Steuerzahler mit unseren Geldanlagen auch keinen einzigen Penny."
    Die Uni Cambridge antwortet ähnlich auf die Vorwürfe, Gelder in Offshore-Fonds zu investieren. "Normalerweise" sei man von der Steuer befreit. Es ist nicht ganz klar, ob auch die Einnahmen aus Dividenden, die Oxford und Cambridge aus den Kaimaninseln beziehen, steuerfrei sind. Zumindest erspart der Fonds aber den Unis einigen administrativen Aufwand, sich mit komplizierten Steuerforderungen zum Beispiel der US-Steuerbehörden auseinandersetzen zu müssen.
    Prem Sikka ist emeritierter Professor für Wirtschaftsprüfung an der University of Essex. Er stimmt den Erklärungen der beiden Elite-Unis nicht so ohne Weiteres zu. Die Universitäten müssten vor allem mehr Transparenz an den Tag legen über ihre Anlageentscheidungen, denn sie erhielten auch öffentliche Gelder. Man habe deswegen einen Anspruch darauf zu erfahren, wie sie Geld anlegten. "Es ist einfach so, dass solche Offshore-Fonds Steuern vorenthalten, mit denen Gesundheit, Bildung, Polizei und Justiz finanziert werden. Den Preis für die Steuervermeidung bezahlen wir alle."
    Bisher keine deutschen Universitäten
    Es geht um viel Geld. Die Stiftung der Universität Oxford verfügt über ein Kapital von umgerechnet 5,6 Milliarden Euro, Cambridge kommt sogar auf über sieben Milliarden Euro an Stiftungskapital. In der Stellungnahme der Universität Oxford wird auch ausdrücklich darauf Bezug genommen.
    "Pro Jahr erwirtschaften wir mit unseren Vermögensanlagen 80 Millionen Pfund, die wir gezielt in akademische Projekte und Stipendien einsetzen. Es handelt sich also um 80 Millionen Pfund für Forschung und Lehre in Großbritannien, die der Steuerzahler nicht aufbringen muss."
    US-amerikanische Elite-Universitäten legen übrigens in noch viel größerem Umfang Gelder bei Anlagefonds an, die ihren Sitz in einem der Steuerparadiese haben. In den Akten der "Paradise Papers" hat man dagegen bisher noch keine Verbindungen zu deutschen Universitäten gefunden. Sie kommen offenbar für Offshore-Anlagen gar nicht infrage.