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Paralympics 2018
Entwicklungshilfe für den Behindertensport

570 Para-Athletinnen und -Athleten aus 49 Ländern nehmen an den Winter-Paralympics in Pyeongchang teil. Rund achtzig Prozent stammen aus Europa und Nordamerika. Dabei leben von einer Milliarde Menschen mit Behinderung weltweit achtzig Prozent in Krisen- und Entwicklungsregionen. Wie können die Weltspiele tatsächlich globaler werden?

Von Ronny Blaschke |
    IPC-Präsident Philip Craven am 22. Mai 2017 bei einer Pressekonferenz in London.
    Ex-IPC-Präsident Philip Craven (MAXPPP)
    Zwölf Jahre war Philip Craven Präsident des Internationalen Paralympische Komitees IPC. Unter seiner Führung sind die Paralympics rasant gewachsen, was Teilnehmer, Zuschauer und Einschaltquoten angeht. Doch der Brite hat stets darüber hinaus gedacht.
    "Ein Thema verfolge ich mit großer Leidenschaft. Wir möchten unsere Basis verbreitern. Die Entwicklung unserer Athleten in den Nationalen Paralympischen Komitees ist das Wichtigste."
    Über Freiburg im Breisgau nach Pyeongchang
    Für die Verwurzelung des Behindertensports beim IPC ist seit 2008 die Agitos-Stiftung zuständig. Mit Blick auf Pyeongchang hat Agitos 500 Sportler, Trainer und Betreuer geschult. Anfang des Jahres auch bei einem Workshop in Freiburg. Die 50 Teilnehmer aus 13 Ländern waren auch im Schwarzwald aktiv, erst auf Rollskiern, später auf Schnee. Sportler aus Nordkorea, Georgien und Tadschikistan erhielten in Freiburg eine Klassifizierung und Startberechtigung für Pyeongchang. Zum ersten Mal sind ihre Heimatländer nun bei Winterspielen dabei. Der Spanier Jose Gabo ist einer von 13 Mitarbeitern der Agitos.
    "Das Wichtigste ist, dass es nicht um isolierte Sportler geht. Es bringt ja nichts, wenn die nur einmal zu den Paralympics fahren und dann nichts mehr passiert. Die Sportler müssen in Verbänden verankert sein. Und diese sollten sich verpflichten, Strukturen aufzubauen. Mindestens in den kommenden zwei Jahren."
    Kosten für Ausrüstungen steigen
    Das IPC kann von den Milliardeneinahmen des Internationalen Olympischen Komitees nur träumen. Dennoch kann seine Stiftung zumindest ein paar Dutzend Ausrüstungen für Schlittenhockey und Ski Nordisch bereitstellen. Die Kosten dafür im vergangenen Jahr: 700.000 Euro. Immerhin doppelt so viel wie vor zwei Jahren. Thomas Abel beobachtet die Szene seit vielen Jahren. Er ist Paralymics-Experte der Sporthochschule in Köln.
    "Also wenn wir jetzt sagen: Wir haben bestimmte Sportarten, die gekoppelt sind an ein Sportgerät. Und dieses Sportgerät ist technisch sehr intensiv zu verändern, zu verbessern. Dann brauch man natürlich wieder erstens sowohl ein Ingenieurs-Knowhow und eine Sportwissenschaft, die damit unterstützen kann. Damit kommen wir dahin, dass wir sagen, es ist schon problematisch: Weil es gibt Sportarten, bei denen wir sagen müssen: Ok, da gibt es bestimmte Länder, die werden nie herausragende Sportler in dem Bereich haben, weil die gar nicht die grundsätzliche Versorgung haben."
    Von den Sphären der deutschen Seriensiegerin Anna Schaffelhuber können die meisten Sportler nur träumen. Ihr Monoski kostet so viel wie ein Familienwagen.