Beim Thema Sport geht es im inzwischen durchgehend kapitalistischen China immer noch sehr kommunistisch zu: vom Talentscouting über die Sportförderung bis zur Propaganda. So verlas zum Abschluss der Paralympischen Spiele in Rio eine Fernsehansagerin im Staatssender CCTV ein trockenes zweiminütiges Statement.
Darin wurde den Athleten überschwänglich gratuliert: "Euer exzellenter Auftritt hat gezeigt, welch positive Energie behinderte Menschen in China haben. Ihr habt Chinesen aller Ethnien und jeder Herkunft Mut gemacht. China und das chinesische Volk sind stolz auf Euch", so die Fernsehansagerin.
Sportler werden medial hervorgehoben
Und tatsächlich: Das 308 Sportler zählende chinesische Paralympics-Team hat Erstaunliches geleistet. Es holte 239 Medaillen in Rio, darunter allein 107 Goldmedaillen. Zum Vergleich: Die deutschen Paralympics-Sportler holten insgesamt 57 Medaillen.
Einer der chinesischen Paralympic-Stars ist der blinde Leichtathlet Wei Liu. Der 22-Jährige holte mit dem chinesischen Sprintstaffel Silber. "Als ich 18 war hat mich ein Lehrer auf meiner Sonderschule besonders gefördert. Ich habe den Leistungssport ausprobiert, ohne zu wissen, wo das mal hinführt. Das mit der Leichtathletik war eher Zufall. Aber ich bin drangeblieben und es macht mir großen Spaß."
Auf dem Land sind behinderte Kinder eine Schande
Landesweit gibt es in China nach offiziellen Angaben 17 Trainingszentren für Sportler mit Behinderung. Das ist in einem Land mit rund 85 Millionen Behinderten nicht wahnsinnig viel, aber bemerkenswert ist es doch. Schließlich werden Menschen mit Handicap in China immer noch deutlich schlechter behandelt als Nicht-Behinderte. Gar nicht einmal so sehr vom Staat - hier hat sich vieles verbessert in den vergangenen Jahren. Sondern vielmehr in der Gesellschaft. Vor allem in ländlicheren Gegenden gilt es in China immer noch als große Schande, ein Kind mit Behinderung auf die Welt zu bringen. Die Staatsführung in Peking versucht mit den betont emotionalen Medienberichten, für mehr Akzeptanz in der Bevölkerung zu sorgen.