Die Eishockeyarena in der Küstenstadt Gangneung ist die erste Halle, die eigens für diese Sportart in Südkorea gebaut wurde. Im Halbfinale des paralympischen Schlittenhockeys war sie ausverkauft. Der Jubel war beachtlich, auch wenn der Gastgeber der Spiele 0:7 gegen Kanada verlor. Es waren diese Bilder, die das anfangs zaghafte Interesse der Südkoreaner an den Paralympics steigen ließ. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen KBS weitete seine Berichterstattung aus, viele Zeitungen ebenfalls. Stephan Auer ist seit 2016 deutscher Botschafter in Seoul.
"Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass hier gezeigt wird, dass diese Spiele dazu beitragen, das Bild von behinderten Menschen einfach zu normalisieren. Sie haben genauso viel Herausforderungen, genauso viel Dramatik, Spannung und Emotionen wie bei den Olympischen Spielen hier bei den Paralympics. Und es ist nicht so kommerziell, würde ich sagen, wie bei den Olympischen Spielen. Sondern es ist ein bisschen familiärer. Und genau das ist ja eigentlich der Gedanke der Olympischen Spiele: dass man zusammen kommt, dass man sich austauscht."
Kampagne zum täglichen Sporttreiben
Bei einem Empfang in Pyeongchang brachte Stephan Auer Vertreter aus Politik und Sport zusammen. Generell waren die Paralympics auch Netzwerktreffen von NGOs und Aktivisten. Die südkoreanische Regierung stellte die Abschaffung eines umstrittenen Gesetzes in Aussicht. In der Regel wurden Menschen mit Behinderung in sechs Kategorien eingeordnet, je nach Schweregrad. Viele fühlten sich stigmatisiert. Zudem kündigte der Sportminister eine Investition von umgerechnet 14 Millionen Euro in die Modernisierung von Sportstätten an. Überdies soll eine Kampagne mehr als 500.000 Menschen mit Behinderung zum täglichen Sporttreiben animieren. Andrew Parsons ist Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees.
"Das ist eine Gelegenheit, in Asien etwas Wichtiges voran zu bringen. Wir möchten ein Vermächtnis hinterlassen. Schon in den vergangenen Jahren haben wir in Korea zehntausende Schüler, Studenten und Lehrer mit Workshops und kleineren Veranstaltungen erreicht. Wir ziele auf junge Leute."
Inklusion - ein Fremdwort
Für die meisten Südkoreaner ist Inklusion, die gleichberechtigte Teilhabe von behinderten Menschen, noch ein Fremdwort. In einem Vorort von Seoul beherbergen sie eines der weltweit größten Trainingszentren, doch zu einem Austausch mit Nichtbehinderten kommt es dort kaum. Ähnlich sieht es im Bildungssystem aus, wo Jugendliche mit einer Behinderung in Sonderschulen oder von Privatlehrern unterrichtet werden. Wie groß der Einfluss der Paralympics ist, wird sich erst in einigen Jahren zeigen. Südkoreaner haben die zweithöchste Lebenserwartung der Welt. Mit dem Alter werden körperliche Einschränkungen wahrscheinlicher – und barrierefreie Strukturen dringend erforderlich.