Paralympics 2024
Schweiz-Teamchef Läuppi: Spiele von Paris sind "Meilenstein"

Die Paralympischen Spiele in Paris werden von vielen als Meilenstein wahrgenommen. Im Dlf-Gespräch äußert sich der Schweizer Teamchef Peter Läuppi zur besonderen Atmosphäre in Frankreichs Hauptstadt – und er spricht über die Themen Klassifizierung und Zukunft des Para-Sports.

Peter Läuppi im Gespräch mit Jessica Sturmberg |
Auf dem Place de la Concorde wurden die Paralympischen Spielen 2024 in Paris mit einer spektakulären Show eröffnet.
Auf dem Place de la Concorde wurden die Paralympischen Spielen 2024 in Paris mit einer spektakulären Show eröffnet. (IMAGO / ZUMA Press Wire / IMAGO / Mark Edward Harris)
Große Sportevents erfordern auch großes Organisationstalent. Über ein solches verfügt gemäß seiner Position auch Peter Läuppi: Er ist Teamchef des Schweizer Teams bei den Paralympischen Sommerspielen 2024 in Paris, die am Mittwoch (28. August 2024) mit einer großen Show am Place de la Concorde – und nicht wie sonst in einem Stadion – eröffnet worden sind.
Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk bezeichnete er die Paralympics in Paris bereits als "Meilenstein" einer Entwicklung des Para-Sports, die in die richtige Richtung gehe. Der Schweizer sagte: "Die Spiele sind wirklich in Paris drin. Das ist für uns schon ein bisschen speziell. Es ist diese Mischung aus Kultur, Sport und Erlebnis, das ist wirklich was Spezielles." Läuppi stellte auch die erhöhte Sichtbarkeit voran: "Unsere Medienpräsenz in Paris ist enorm."

Großes Faninteresse: Wettkämpfe teils ausverkauft

Enorm ist auch das Interesse der Sportfans am wichtigsten internationalen Wettkampf für Menschen mit Behinderung. Zum Teil sind die einzelnen Events ausverkauft, das hat auch Peter Läuppi so noch nicht erlebt:
"Wenn man im Stade de France ist und da so 50.000 Leute zuschauen, das ist schon eindrücklich. Auch beim Badminton war es fast ausverkauft. Das ist schon eine Ehre und eine Anerkennung des Para-Sports, das finde ich wunderbar." Man fühle sich in Paris "irgendwie als Paralympics-Familie".
Der Schweizer Teamchef zog dabei auch einen Vergleich mit vergangenen Paralympische Spiele: "In Athen [2004, d. Red.] war es so ein Anhängsel noch an die Olympischen Spiele. Was ich wirklich finde: Die Pariser haben es geschafft, die Spiele in und um Paris zu organisieren." Läuppi schwärmte im Zuge dessen von der Einbindung historischer Denkmäler in die sportliche Szenerie.

"Para-Sportler wollen als Spitzensportler wahrgenommen werden"

Dabei wünscht sich Läuppi auch eine klare Wahrnehmung der Paralympics als Spitzen- und nicht als Behindertensport-Event. Der Schweizer Teamchef sagte: "Wir Para-Sportler wollen als Spitzensportler wahrgenommen werden, die auch Spitzenleistungen erbringen können."
Immer wieder ein Thema dabei: die Klassifizierung. Diese regelt, wer in welcher Startklasse starten darf. Hauptkriterium ist, wie stark sich die Beeinträchtigung auf die grundlegenden Bewegungsabläufe in der jeweiligen Sportart oder Disziplin auswirkt. Das System soll für Chancengleichheit sorgen.
Doch es gibt eben auch Kritik: Das System sei intransparent, kompliziert und auch exklusiv, wenn Athleten nicht in das Raster der Klassifizierung passen oder nach einer Überarbeitung des Regelwerks ihre Starterlaubnis verlieren. Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbands (DBS), bezeichnete im Dlf-Gespräch die Klassifizierung jüngst als "eine der Achillesfersen des internationalen Para-Sports".
Peter Läuppi, Schweizer Teamchef bei den Paralympischen Spielen in Paris, spricht zu Medienvertreterinnen und -vertretern.
Peter Läuppi ist "Chef de Mission" des Schweizer Teams bei den Paralympics 2024 in Paris. (IMAGO / Beautiful Sports / IMAGO / BEAUTIFUL SPORTS / Tobias Lackner)
Peter Läuppi unterstrich nun nochmal die Wichtigkeit der Klassifizierung: "Wir wollen unsere Leistung mit anderen vergleichen können. Deshalb braucht es schon Kategorien und Klassifikationen, damit man einen guten, spannenden und fairen Sport ausrichten kann mit behinderten Menschen. Zur Inklusion möchte ich sagen: Versucht, alle Leute in einem Sportverein gemeinsam trainieren zu lassen. Aber im Spitzensport, glaube ich, brauchen wir wirklich diese Spiele, dass man uns als Spitzensportler auch wahrnehmen kann."

Läuppi gegen parallele Olympische und Paralympische Spiele

Gesellschaftlich sollen die Paralympics 2024 auch im Breitensport für einen Schub sorgen. Läuppi betonte: "Wir möchten wirklich proklamieren: Ob du Fußgänger bist oder im Rollstuhl sitzt – hey, Sport ist schön, Sport ist wichtig, Sport ist gesund. Lass uns den Sport genießen."
Immer wieder wird diskutiert, ob die Olympischen und Paralympischen Spiele aus diesem Gemeinschaftsgedanken heraus nicht einfach parallel stattfinden sollten. Läuppi äußerte jedoch Bedenken: "Die Spiele zu integrieren – bei gewissen Sportarten wäre es schön, aber ich glaube, man würde das Event noch mehr aufblasen. Von der ganzen Infrastruktur ist es gar nicht so schlecht, dass man es gestaffelt macht und dem Gigantismus nicht noch mehr Platz gibt. Sonst muss man noch viel mehr Stadien bauen, Unterkünfte und so weiter."
Die paralympische Botschaft werde auch über ein eigenes, getrenntes Event gut transportiert. Läuppi machte deutlich: "Die Pariser sind ja verrückt. Die sagen: Jetzt hatten wir zwei Wochen Olympia – juhu, jetzt kommen die Paralympics, jetzt gegen wir nochmal anderthalb Wochen Gas."

jti