Mittags um halb eins stehen die Kunden an den zwei Kassen im Schnellimbiss Schlange. Elf Euro kostet das Menü: ein Burger, ein Getränk, ein Nachtisch. Die Bedienung ist herzlich, das Ambiente wirkt schlicht, aber gemütlich. An einem hellen Holztisch, Secondhand-Ware wie alle Möbel hier, lassen es sich zwei junge Männer schmecken.
"Wir kommen einmal pro Woche her, weil die Burger einfach gut sind."
"Für wenig Geld wird man hier gut satt."
Louis Frack lauscht schmunzelnd. Vor drei Jahren hat der 26-Jährige mit einem Studienfreund seinen ersten Schnellimbiss im Pariser Zentrum gegründet. Und vor einem Jahr dann den hiesigen, zweiten Fastfood-Laden aufgemacht. Der Name des kleinen Unternehmens ist Programm: Bei Bio-Burger stammen die Hamburger-Brötchen vom Bäcker im Viertel, der Käse von einem nahen Biohof, das Fleisch von französischen Bio-Rindern, die Saucen und das Nachtisch-Gebäck sind hausgemacht. Statt Cola wird Bionade ausgeschenkt, sagt Louis Frack.
"Viele unserer Kunden kommen nicht hierher, weil es Bio-Nahrung gibt, aber dennoch essen sie sie hier. Normalerweise würden sie nie in einen Bioladen gehen. Wir schaffen es also, Leute fast unwissentlich an den Konsum von Bioware heranzuführen. Wenn wir mehr für den Klimaschutz tun wollen, dann sollten die Leute generell wohl am besten mit Argumenten wie dem guten Preis-Leistungsverhältnis zu einem von ihnen unbeabsichtigten ökologischen Verhalten verführt werden."
Der Jungunternehmer hingegen handelt bewusst ökologisch – um sein Scherflein zum Kampf gegen den Klimawandel beizutragen. Der hauseigene Lieferwagen läuft mit Elektroantrieb. Plastikware ist bei Bio-Burger verpönt. Am Abfall-Recycling-Konzept wird noch gebastelt. Seit kurzem nun ist das kleine Unternehmen von der Pariser Stadtverwaltung als vorbildhafte ausgezeichnet worden. Diese Würdigung freut Louis Frack:
"Das hat uns auch direkte Kontakte zu einigen Gemeindevertretern eingebracht. Außerdem haben wir die anderen, die bei der Ausschreibung gewürdigt wurden, kennengelernt. Darunter ist jemand, der Frittieröl recycelt, jetzt planen wir, zusammenzuarbeiten. Die Stadtverwaltung bietet uns Fortbildungskurse, um unseren Betrieb zu unterstützen. Jetzt habe ich bei der Stadt Kontakte, die mir im Alltag mit Rat und Tat zur Seite stehen."
Célia Blauel bezeichnet Louis Frack und seinen Compagnon als "Helden des Alltags" im Kampf gegen den Klimawandel. Blauel ist stellvertretende Bürgermeisterin und im Rathaus für Umweltfragen und nachhaltige Entwicklung zuständig. Sie kümmert sich auch um das sogenannte 'Haus der Akteure für ein nachhaltiges Paris'. Eine vor vier Jahren gegründete Anlaufstelle für alle, die gegen den Klimawandel und für die Umwelt agieren wollen. Célia Blauel:
"Die Resonanz für ein nachhaltigeres Paris ist überaus positiv. Derzeit sind dort 2.000 Mitstreiter eingeschrieben, Vereine, Initiativen, Betriebe. Sie alle stehen mit 200.000 Bürgern in Kontakt. Das ist eine ziemlich gute Bilanz für vier Jahre bisheriger Laufzeit."
Die neue Oberbürgermeisterin Anne Hidalgo möchte Paris weltweit zu einem Vorreiter beim Kampf gegen den Klimawandel machen. Dafür wurde bei der Stadtratssitzung in dieser Woche eine weitere Weiche gestellt, erzählt Célia Blauel:
"Wir haben einstimmig beschlossen, dass Paris ab 2016 nur noch grünen Strom, aus erneuerbaren Energiequellen einkaufen soll. Wir wollen Vorbild sein."