Nizza ist im Radsport immer eine gute Adresse. Zum 82. Mal ist hier gerade die Fernfahrt Paris - Nizza ausgetragen worden. In diesem Jahr kommt zum Rennen noch ein zweiter Aspekt hinzu: „Nizza, das ist die zweite Champs Elysees", sagt Francois Lemarchand, Renndirektor von Paris - Nizza. Seit mehr als 20 Jahren organisiert er das Rennen. In diesem Jahr endet auf der Meerespromenade von Nizza aber auch die Tour de France. Und deshalb enthielten die letzten drei Etappen des einwöchigen Rennens auch einige Streckenabschnitte der letzten drei Tage der Tour.
Paris - Nizza sollte einen Vorgeschmack auf das ganz große Event im Sommer geben. In Paris finden bekanntlich die Olympischen Spiele statt. „Nein, es war nicht möglich, eine Zielankunft in Paris für die Tour de France zu machen. Es war normal, dass wir nach Nizza gehen. Nizza unterstützt die Tour enorm und deshalb war das ganz logisch.“
Zielankunft ist in Nizza attraktiver als in Paris
Denn, wie Lemarchand mit einer starken Portion Lokalpatriotismus sagte: Nizza ist ja die zweite Champs Elysees. Das Rennen endete tatsächlich auf der Promenade des Anglais. Die ist wegen des freien Blicks auf das Mittelmeer optisch sogar attraktiver als die Kopfsteinpflasterallee in Paris.
Aber ein paar Probleme gab es beim Probelauf doch. Das Wetter spielte nicht mit. Schneefall verhinderte die geplante Bergankunft in der Nähe des Tour de France-Berges der 19. Etappe. „Wir wussten, dass das Wetter schwierig wird, vor allem mit dem Anstieg nach Auron. Am Montag wollten wir noch nicht entscheiden, Dienstag nicht, auch Mittwoch nicht. Dann aber haben wir den Kurs geändert. Wir haben alle Beteiligten angerufen, die Stadt Nizza, die Präfektur, und alles hergerichtet, was nicht einfach war. Die Technikteams, einfach alle, mussten gut zusammenarbeiten. Aber das ist auch die Stärke der ASO.“
Alexander Wlassow stellt Primoz Roglic in den Schatten
So gesehen war die Probe dann doch erfolgreich. Auf der neuen Bergankunft, La Madone d’Utelle, gewann der Russe Alexander Wlassow. Er holte für das deutsche Team Bora hansgrohe einen prestigeträchtigen Sieg und stellte dabei auch den neuen Kapitän Primoz Roglic ein wenig in den Schatten.
Für die Fahrer hier bei Paris - Nizza war die mangelnde Etappenpraxis im Hinblick auf die Tour de France durch die Veränderung der Königsetappe kein Drama. „Schwierig zu vergleichen, weil bei der Tour de France gehen wir ja schon tiefer in die Seealpen rein. Heute haben wir sie nur gestriffen. Und ich glaube, dass man da nicht die großen Parallelen ziehen kann.“
Wenig Lerneffekte für die Lokalmatadoren
Viele Fahrer kennen die Gegend ohnehin gut. Denn sie sind in der Nähe zu Hause, betont Bora hansgrohes Sportdirektor Rolf Aldag: „Sowohl Wlassow als auch Primoz wohnen ja in Monaco. Das Zeitfahren ist ungefähr seine tägliche Trainingsstrecke, das finale Zeitfahren der Tour de France. Da lernen wir jetzt nicht so viel.“
Immerhin logistisch passt Paris-Nizza in die Tour-Vorbereitung. „Gleich nach hier schauen wir uns die Italien-Strecken an, also von hier geht es gleich weiter in den Windkanal, vom Windkanal geht es dann nach Italien, um die ersten zwei Etappen anzugucken. Dann haben wir natürlich noch geplant, die Gravelstrecke und die Zeitfahren in der Tour anzugucken. Also wir bleiben dran, um einfach möglichst wissend im Juli da am Start zu stehen.“
Dann, so hoffen alle, wird es weniger regnen als jetzt im Frühjahr. Aber für schnelle Streckenänderungen aufgrund von Unwetter war Paris-Nizza schon einmal eine gute Schule.