Hinter dem dicht befahrenen Quai Branly reckt sich der Eiffelturm in den blauen Himmel. Im Sommer 2024 sollen zu seinen Füßen zehntausend Zuschauer Sportlern aus aller Welt beim Beachvolleyball zusehen. Unter dem runden Dach des Grand Palais éphémère, das sich am Ende des Marsfeldes erstreckt, werden Judo-Kämpferinnen und Kämpfer ihr Können unter Beweis stellen. So erklärt es Pierre Rabadan. Der ehemalige Rugby-Nationalspieler ist im Pariser Rathaus für den Sport und die Olympischen Spiele zuständig.
„Das Schöne an Paris ist sein Kulturerbe, das in der ganzen Welt bekannt ist. Das wollen wir mit den Olympischen und Paralympischen Spielen herausstellen. Wir haben also beschlossen, die Wettbewerbe ins Herz der Stadt zu legen. So werden die Leute Paris anders entdecken. Dann haben wir geschaut, wo es möglich ist, das zu tun. In einer so dichten Stadt wie Paris gibt es dafür nicht viele Orte.“
Paris will nachhaltig und barrierefrei sein
Wenig Neues bauen und stattdessen auf bestehende Strukturen setzen. Das ist die Leitlinie der Pariser Stadtverwaltung - aus Kosten-Gründen und wegen des Umweltschutzes. Am nördlichen Stadtrand entsteht die Arena mit 8 000 Zuschauerplätzen. Die Stadt betont, dass das riesige Sport-Stadion vor allem den Bewohnern der umliegenden Viertel zugute kommt. Auch Sportler im Rollstuhl sollen es unkompliziert nutzen können. Die Arena ist die einzige neue, bleibende, große Sportstätte für die Olympischen Spiele, sagt Pierre Rabadan.
„Alle anderen Einrichtungen, an denen die Wettbewerbe stattfinden, gibt es schon, zum Beispiel das Stadion Roland Garros, das Rugby-und Fußballstadion Prinzenpark oder das Kongresszentrum. Bei den temporären Stätten bringen wir die nötige Infrastruktur ein, die dann nach den Olympischen Spielen abgebaut und für andere Veranstaltungen wieder genutzt wird.“
Die Spiele sollen dem Breitensport einen Schub versetzen
Ein weiteres Ziel dieses neuen Konzeptes: „Paris soll sportlicher werden. Jedes Mal, wenn es ein Ereignis wie die Olympischen und Paralympischen Spiele gibt, wollen mehr Leute Sport treiben. Das wollen wir nutzen.“
Aber die Sportstätten der Stadt sind schon jetzt gut belegt. Rabadan will für die städtischen Vereine noch eine Schippe drauflegen:
„Wir schaffen zum Beispiel Zeitfenster für die Sportvereine, um außerhalb der herkömmlichen Zeiten unsere Sporteinrichtungen zu nutzen. Wenn diese am Samstag um 20 Uhr schließen, lassen wir sie die Vereine in Eigenregie bis Mitternacht nutzen und geben ihnen damit künftig vier Stunden mehr, um Sport zu machen.“
Und die Stadt sucht nach nicht genutzten Räumlichkeiten, oft im Erdgeschoss von Gebäuden – wie aufgegebene Geschäfte.
„Wir versuchen Sportarten, wie Kampfsport – Judo oder Karate, die nicht unbedingt in Sporthallen trainieren müssen – dorthin zu verlegen. Damit die Turnhallen frei werden für die Sportarten, die man nur da machen kann.“
Eine neue Sportstätte pro Stadtteil
Schon jetzt kann die Stadt den bestehenden Bedarf nicht abdecken. Eine neue Sportstätte pro Arrondissement hat sie sich zu den Olympischen Spielen als Ziel gesetzt.
„Das kann eine Turnhalle oder ein Schwimmbad sein. Im 16. Arrondissement werden wir zum Beispiel ein Box-Studio einrichten und einen Tischtennis-Raum. Wir haben an die 15 Basketball-Plätze renoviert, sie zusammen mit einem Künstler neu bemalt, und neue Plätze geschaffen. Die Olympischen Spiele geben uns die Gelegenheit dazu, zusammen mit privaten Partnern und Sportverbänden. Wir versuchen, damit schlau umzugehen.“
Luftverschmutzung soll reduziert werden
In den Stadtwäldern, wie dem Bois de Boulogne werden Trainingspfade ausgebessert. Zwischen dem Place de la Nation im Osten der Stadt und dem Place de Clichy im Norden soll ein riesiger Parcours entstehen. Aber ist es wirklich attraktiv, mitten in Paris mit seiner hohen Luftverschmutzung Sport zu treiben?
„Ich weiß nicht, ob es attraktiv ist. Aber hier leben die Leute. Sport machen sie in der Nähe ihrer Wohnung oder ihres Arbeitsplatzes. Deswegen wollen wir die Luftverschmutzung in Paris reduzieren.“
Weniger Autos, mehr Grünflächen. Die Olympischen Spiele dienen auch dazu, die Umweltziele der Stadt voranzubringen. Auf der chronisch verstopften Umgehungsstraße Pérphérique wird den Athleten ein Fahrstreifen frei geräumt. Bis zum Startschuss 2024 soll außerdem die Wasserqualität der Seine so gut sein, dass Wettbewerbe der Wassersportarten in dem Fluss der Stadt stattfinden können. Auch der Gebrauch von Wegwerf-Plastik soll in Paris 2024 Geschichte sein. Pierre Rabadan gibt zu, dass ein Großereignis wie die Olympischen Spiele immer eine Belastung für die ökologische Bilanz einer Stadt ist. Aber:
„Wir wollen mit unserem Konzept die CO2-Bilanz der Olympischen Spiele um die Hälfte reduzieren im Vergleich zu dem, was London 2012 hatte.“