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Paris und Peugeot streiten um Jobabbau

In Frankreich ringen Regierung, Gewerkschaften und der Autobauer PSA Peugeot Citroen um die Streichung von 8000 Stellen sowie die Schließung eines Werkes bei Paris. Nun ist der Streit zu eskaliert.

Von Christiane Kaess |
    Der Ton wird rauer. Nachdem Präsident Francois Hollande schon am Nationalfeiertag den Restrukturierungsplan von PSA Peugeot Citroen als inakzeptabel bezeichnete, lädt Industrieminister Arnaud Montebourg nun die verschiedenen Seiten vor. Nach den Gewerkschaften empfing er gestern Abend PSA-Chef Philipp Varin. Aus Regierungskreisen hieß es anschließend lediglich, man habe gegenseitige Erklärungen ausgetauscht. Dass das Treffen unter Höchstspannung statt fand, war zu erwarten. Industrieminister Montebourg griff PSA davor mehrmals scharf an. Er habe nicht gerade das größte Vertrauen in die Beteuerungen der Betriebsleitung.

    "Wir haben ein echtes Problem mit der Strategie von Peugeot, die Allianz mit General Motors, das Verhalten der Anleger, und wir haben widersprüchliche Zeichen zum Gesundheitszustand des Unternehmens. Man hat immerhin freizügig Dividenden ausgeschüttet. Das müssen wir diskutieren – und verstehen, was da passiert."

    Die Regierung hat einen Experten eingesetzt. Der soll eine Diagnose zu PSA erstellen und Alternativen untersuchen zu dem drastischen Plan von PSA 8.000 Arbeitsplätze in Frankreich zu streichen und ein ganzes Werk zu schließen. Viel mehr Handlungsmöglichkeiten hat die Regierung gegenüber dem privaten Unternehmen nicht. Auch wenn sie droht, für ihr Programm zur Unterstützung der Autoindustrie, das demnächst vorgelegt wird, Gegenleistungen zu erwarten. Eine Abwrackprämie will die Regierung nicht wieder einführen. Der staatlichen Sanierungsplan soll viel mehr eine massive Unterstützung für innovative und saubere Hybrid und Elektro-Fahrzeuge sein und den französischen Herstellern hier Wettbewerbsvorteile bringen. Jean-Pierre Mercier, der die Arbeiter der Gewerkschaft CGT in dem von der Schließung bedrohten Werk bei Paris organisiert, hält Staatshilfen für unangebracht.

    "Ich bin schockiert, wenn ich höre, dass die Regierung schon wieder staatliche Hilfen vorbereitet für ein Unternehmen, das gerade dabei ist, so viele Leute zu entlassen. Wirklich schockierend, dass öffentliches Geld noch in solche Kassen fließen soll. Mit einer Gruppe von Multimilliardären, wie Peugeot, die auf einer Matratze von zehn Milliarden Euro schlafen, dürfte es gar keine Entlassungen geben. Wir werden keine einzige Streichung eines Arbeitsplatzes akzeptieren."

    Vonseiten der PSA führt man dagegen an: Das Unternehmen beschäftige in Frankreich 100.000 Menschen. PSA sei die Lokomotive der französischen Autoindustrie, die einem von 10 Franzosen Arbeit gebe. Industrieminister Montebourg will auch noch die Familie Peugeot treffen, Hauptaktionär der PSA-Gruppe. Die hat sich mittlerweile den Angriffen auf sie entgegengestellt und erklärt, die Entwicklung des Unternehmens sei für sie immer am wichtigsten gewesen, man habe entsprechend investiert.