Gerd Pasch: Das Vogelgrippe-Virus galt lange Zeit als Kandidat für eine weltweite Grippe-Pandemie. In der Tat ist das H5N1-Virus deutlich gefährlicher als das zurzeit grassierende Schweinegrippe-Virus H1N1. So sterben etwa 60 von 100 Vogelgrippe-Kranken, während die Schweinegrippe in der Regel eher glimpflich verläuft. Wie das Vogelgrippe-Virus das Gehirn infizieren kann, das haben US-amerikanische Forscher im Tierversuch mit Mäusen beobachtet. Zwar bekämpfte das Immunsystem der Mäuse die Viren erfolgreich, das Gehirn der Tiere wies aber nach langer Zeit noch akute Infektionen, Veränderungen auf, die charakteristisch sind für Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson. Möglicherweise passiert etwas Ähnliches auch bei Menschen, spekulieren die Forscher in der heutigen Ausgabe des Fachblatts "PNAS". Darüber will ich nun mit dem Kollegen Martin Winkelheide sprechen. Wie sind die Forscher denn auf die Idee gekommen, zu schauen, was das Vogelgrippe-Virus im Gehirn anrichtet?
Martin Winkelheide: Sie haben gesehen, dass es nach der Spanischen Grippe, also zwischen 1918 und 1920, in der Folge eben häufig zu Gehirnentzündungen bei Patienten kam. Also nicht nur zur typischen Lungenentzündung, sondern zur Gehirnentzündung. Und dass dann Jahre später bei vielen Patienten, die die Spanische Grippe überlebt haben, es zu einer Parkinson-ähnlichen Krankheit gekommen ist. Und das hieß Postenzephalitisches Parkinson-Syndrom. Allein in Deutschland waren damals ungefähr 36.000 Patienten davon betroffen. Das heißt, es war eigentlich bekannt, dass so ein Virus so was ähnliches wie Parkinson auslösen kann. Aber wie das Virus in das Gehirn hinein kommt und was es tatsächlich dort anrichtet, das war eben bislang unbekannt.
Pasch: Wie kommt das Virus denn in das Gehirn und was passiert denn dort?
Winkelheide: Also, Richard Smeyne vom St. Jude Children's Hospital in Memphis/Tennessee hat die Mäuse erstmal ganz normal infiziert, seine Versuchstiere. Über die Nase, also so, wie sie sich auch mit einem Grippevirus oder hier mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 normalerweise anstecken würden. Was dann passiert ist: Die Tiere haben eine Lungenentzündung bekommen. Aber auch der Verdauungstrakt wurde befallen. Und er hat dann gesehen, dass die Viren über die Nerven, die die Bewegung von Darm und von der Lunge steuern, in das Gehirn hinein wandern. Also nicht über die Blutbahn, wie man vielleicht vermuten könnte, sondern tatsächlich über die Nerven in das Gehirn hinein gelangen. Erst in das Stammhirn, was eben ganz wichtig ist für ganz basale Steuerungsmechanismen im Körper. Und die Viren selbst bleiben nicht so fürchterlich lange im Gehirn, aber sie richten eben eine Menge Schaden an.
Pasch: Reicht denn die Virusinfektion alleine aus, eine Krankheit wie Parkinson zu verursachen?
Winkelheide: Das Gehirn wird mit den Viren fertig. Das haben die Forscher gesehen. Aber was passiert ist, dass bestimmte Immunzellen im Gehirn, die Mikrogliazellen, dass die aktiviert werden. Und selbst wenn die Viren verschwunden sind aus dem Gehirn, bleiben diese Mikrogliazellen aktiv. Und das könnte der Schlüssel sein zum Verständnis, wie es denn zu der Parkinson-Erkrankung kommt. Die Forscher sagen, möglicherweise führt diese Überaktivierung der Immunzellen im Gehirn dazu, dass das Gehirn empfindlicher reagiert auf alle Stoffe, die von außen kommen. Und das können zum Beispiel Schwermetalle sein. Das können Rückstände sein aus Insektenvernichtungsmitteln oder Pflanzenschutzmitteln.
Pasch: Sind denn dann andere Erklärungen für die Entstehung von Parkinson damit widerlegt?
Winkelheide: Es gibt ja schon sehr lange diese Theorie, dass möglicherweise ein erstes Ereignis die Krankheitsentstehung bahnt. Und das wäre so ein Erklärungsmodell, wie man sich das vorstellen könnte. Das Gehirn wird von einer Virusinfektion vorgeschädigt, ist damit sozusagen übersensibel und es geht dann in Richtung Parkinson. Und das passt eigentlich sehr gut zu der Beobachtung, die seit den 80er-Jahren schon sehr genau diskutiert wird unter Forschern, dass möglicherweise eben auch Pestizide, Umweltgifte, mit einen Einfluss haben könnten, bei der Entstehung der Parkinson-Krankheit.
Martin Winkelheide: Sie haben gesehen, dass es nach der Spanischen Grippe, also zwischen 1918 und 1920, in der Folge eben häufig zu Gehirnentzündungen bei Patienten kam. Also nicht nur zur typischen Lungenentzündung, sondern zur Gehirnentzündung. Und dass dann Jahre später bei vielen Patienten, die die Spanische Grippe überlebt haben, es zu einer Parkinson-ähnlichen Krankheit gekommen ist. Und das hieß Postenzephalitisches Parkinson-Syndrom. Allein in Deutschland waren damals ungefähr 36.000 Patienten davon betroffen. Das heißt, es war eigentlich bekannt, dass so ein Virus so was ähnliches wie Parkinson auslösen kann. Aber wie das Virus in das Gehirn hinein kommt und was es tatsächlich dort anrichtet, das war eben bislang unbekannt.
Pasch: Wie kommt das Virus denn in das Gehirn und was passiert denn dort?
Winkelheide: Also, Richard Smeyne vom St. Jude Children's Hospital in Memphis/Tennessee hat die Mäuse erstmal ganz normal infiziert, seine Versuchstiere. Über die Nase, also so, wie sie sich auch mit einem Grippevirus oder hier mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 normalerweise anstecken würden. Was dann passiert ist: Die Tiere haben eine Lungenentzündung bekommen. Aber auch der Verdauungstrakt wurde befallen. Und er hat dann gesehen, dass die Viren über die Nerven, die die Bewegung von Darm und von der Lunge steuern, in das Gehirn hinein wandern. Also nicht über die Blutbahn, wie man vielleicht vermuten könnte, sondern tatsächlich über die Nerven in das Gehirn hinein gelangen. Erst in das Stammhirn, was eben ganz wichtig ist für ganz basale Steuerungsmechanismen im Körper. Und die Viren selbst bleiben nicht so fürchterlich lange im Gehirn, aber sie richten eben eine Menge Schaden an.
Pasch: Reicht denn die Virusinfektion alleine aus, eine Krankheit wie Parkinson zu verursachen?
Winkelheide: Das Gehirn wird mit den Viren fertig. Das haben die Forscher gesehen. Aber was passiert ist, dass bestimmte Immunzellen im Gehirn, die Mikrogliazellen, dass die aktiviert werden. Und selbst wenn die Viren verschwunden sind aus dem Gehirn, bleiben diese Mikrogliazellen aktiv. Und das könnte der Schlüssel sein zum Verständnis, wie es denn zu der Parkinson-Erkrankung kommt. Die Forscher sagen, möglicherweise führt diese Überaktivierung der Immunzellen im Gehirn dazu, dass das Gehirn empfindlicher reagiert auf alle Stoffe, die von außen kommen. Und das können zum Beispiel Schwermetalle sein. Das können Rückstände sein aus Insektenvernichtungsmitteln oder Pflanzenschutzmitteln.
Pasch: Sind denn dann andere Erklärungen für die Entstehung von Parkinson damit widerlegt?
Winkelheide: Es gibt ja schon sehr lange diese Theorie, dass möglicherweise ein erstes Ereignis die Krankheitsentstehung bahnt. Und das wäre so ein Erklärungsmodell, wie man sich das vorstellen könnte. Das Gehirn wird von einer Virusinfektion vorgeschädigt, ist damit sozusagen übersensibel und es geht dann in Richtung Parkinson. Und das passt eigentlich sehr gut zu der Beobachtung, die seit den 80er-Jahren schon sehr genau diskutiert wird unter Forschern, dass möglicherweise eben auch Pestizide, Umweltgifte, mit einen Einfluss haben könnten, bei der Entstehung der Parkinson-Krankheit.