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Parlamentarisches Patenschafts-Programm
"Deutsch-amerikanische Freundschaft kein Selbstläufer"

1983 sorgte sich der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl um das deutsch-amerikanische Verhältnis. Er rief das Parlamentarische Patenschafts-Programm PPP ins Leben. 30 Jahre später muss das Verhältnis zwischen Deutschland und den USA ganz besonders gepflegt werden - doch das Programm steht mittlerweile auf der Kippe.

Von Christiane Habermalz | 09.03.2015
    Die Nachricht kam unvorbereitet - für den Bundestag ebenso wie für den Alumniverein des PPP, des Parlamentarischen Patenschafts-Programms. Der US-Kongress hat seine Mittel für das deutsch-amerikanische Jungendaustauschprogramm um die Hälfte gekürzt - von vier auf zwei Millionen Dollar jährlich. Die Begründung aus Washington: Man wolle künftig die Prioritäten mehr auf die Krisenregionen in Osteuropa setzen. Jens Döbberlin, Vorsitzender des deutschen Alumni-Vereins, ist ratlos:
    "Also so richtig können wir uns das nicht erklären, weil wir auf deutscher Seite, aber genauso auf amerikanischer Seite ein anderes Verständnis davon haben, wie wichtig solche Programme sind. Und dass die deutsch-amerikanische Freundschaft eben kein Selbstläufer ist und man fortlaufend dran arbeiten muss, und da denken wir, dass dieses Programm ein ganz ganz wichtiger Baustein ist, um dieses Verhältnis zu bewahren und zu pflegen, und daran sollte man eigentlich nicht sparen."
    Deutscher Bundestag und US-Kongress finanzieren PPP
    Das PPP vergibt jedes Jahr Stipendien an 360 amerikanische und ebenso viele deutsche Austauschschüler, um ein Austauschjahr im jeweils anderen Land zu verbringen. Die Abgeordneten übernehmen eine Patenschaft und halten über das ganze Jahr hinweg Kontakt mit "ihrem PPPler". Finanziert wird der Jugendaustausch bislang zur Hälfte vom US-Kongress und zur Hälfte vom Deutschen Bundestag. Auch junge Berufstätige aus nicht-akademischen Berufen haben die Möglichkeit, sich zu beteiligen. Das sei eine Besonderheit, betont Döbberlin:
    "Das ist ein Austausch, gerade für diese Gruppe, den es sonst nirgendwo gibt, den keine Austauschorganisation anbietet, der wirklich Menschen verbindet, die sonst diese Chance niemals bekommen würden."
    Im Bundestag will man den Rückzieher der Amerikaner aus dem erfolgreichen Programm nicht als mangelnde Wertschätzung für den deutschen Partner sehen. Der CDU-Abgeordnete Bernhard Schulte-Drüggelte, im Parlament als Berichterstatter für das PPP-Programm zuständig, sieht darin eine wichtige Investition in die Zukunft - für beide Länder.
    "Das Wichtige bei diesem Programm ist ja, dass junge Leute eine andere Kultur kennenlernen, nicht nur die Deutschen die Amerikaner, sondern auch die Amerikaner unsere Kultur. Und dass daraus ein gegenseitiges Verständnis wächst. Und dieses Verständnis trägt vielleicht auch dazu bei, wenn es mal nicht so gut läuft, dass dann Menschen da sind, die den anderen besser verstehen."
    "Save PPP"
    Das Parlamentarische Patenschafts-Programm wurde im Jahr 1983 vom damaligen Kanzler Helmut Kohl ins Leben gerufen - weil er sich sorgte um das Verhältnis der deutschen Jugend zu Amerika. Es war die Zeit der Proteste gegen den NATO-Doppelbeschluss und die Stationierung von amerikanischen Pershing II-Raketen in Deutschland. Jetzt, über 30 Jahre später, sind die Beziehungen durch die NSA-Abhöraffäre, durch Abu Ghraib und Guantanamo erneut belastet wie lange nicht mehr. Kein guter Zeitpunkt, um Brücken abzubauen, findet nicht nur Jens Döbberlin.
    20.000 Unterschriften haben die Alumnivereine auf beiden Seiten des Atlantik gesammelt, um gegen die Mittelkürzung zu protestieren: "Save PPP" ist die Online-Petition überschrieben. Unterstützung erfahren sie dabei von der Politik: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich persönlich bei Präsident Obama für den Fortbestand des PPP stark gemacht. Für das laufende Austauschjahr hat der Bundestag den gekürzten Anteil der Amerikaner mit übernommen - zu den 5 Millionen Euro, die das Programm von deutscher Seite kostet. Dies kann jedoch keine Dauerlösung sein, sagt Schulte-Drüggelte:
    "Das Programm gründet sich ja auf Gegenseitigkeit, das ist das Konzept. Und wenn das dabei bliebe, und eine Seite das verringert, dann würden wir die Konsequenzen leider ziehen müssen, dass wir das dann auch machen."
    Doch noch hofft der Bundestag, die Amerikaner umstimmen zu können. Noch im März will eine Delegation von Abgeordneten aller Fraktionen nach Washington reisen, um bei den Kongressabgeordneten um Unterstützung für das Austauschprogramm zu werben: Save PPP!