Archiv

Parlamentswahl in der Türkei
"Der soziale Friede ist in Gefahr"

Die türkische Gesellschaft sei tief gespalten und die politische Polarisierung habe einen kritische Schwelle erreicht, sagte der Politologe Yasar Aydin im DLF. Dies ließe sich nur mit einer großen Koalition aus AKP und CHP eindämmen. Nur diese Koaltition könne auch eine demokratische Wende einleiten.

Yasar Aydin im Gespräch mit Michael Köhler |
    Unterstützer des türkischen Premierministers Ahmet Davutoglu schwenken Flaggen der Türkei und der Partei während einer Wahlkampfveranstaltung in Ankara.
    Flagge zeigen für den Premierminister - Anhänger von Ahmet Davutoglu in der türkischen Hauptstadt Ankara. (picture alliance / dpa / Umit Bektas / Pool)
    Die türkische Gesellschaft sei derzeit entlang ideologischer, aber auch religiös-konfessioneller und ethnischer Linien gespalten, sagte der Politologe Yasar Aydin im DLF. Die politische Polarisierung habe inzwischen eine kritische Schwelle erreicht, durch die der soziale Frieden in Gefahr sei. Sollte es nach der Wahl zu einer islamisch-nationalistischen Regierung, einer Koalition zwischen AKP und MHP kommen, die eine ähnliche Parteibasis haben, dann würden sich die gesellschaftliche Spaltung zuspitzen und auch eine Lösung des Kurdenkonflikts würde in noch weitere Ferne rücken, sagte Aydin.
    Aydin: Partei muss sich von Erdogan emanzipieren
    Eine große Koalition aus AKP und CHP wäre eine rationale Lösung. Damit ließe sich die Polarisierung eindämmen, erklärte Aydin. Auch bestünde damit die Möglichkeit einer demokratischen Wende, einer Reparatur der Rechtsstaatlichkeit und auch die längst fällige Kurskorrektur in der Außenpolitik wäre möglich. Zu einer solchen Koaltion könne es aber nur kommen, wenn es der Parteiführung gelinge, standhaft zu bleiben und sich von Präsident Recep Tayyip Erdogan zu emanzipieren.
    Für eine solche Regierung werde es aber nach der Wahl nicht einfach sein, sagte Aydin, da die AKP durch ihre Rhetorik und Politik die Gesellschaft stark gespalten habe. Die Regierung müsse auf das andere Lager zugehen und versuchen, auch die Interessen der Opposition zu berücksichtigen, "nur so kann man die Polarisierung eindämmen".
    Das Gespräch können Sie mindestens fünf Monate lang als Audio-on-demand abrufen.