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Parteichef in der Kritik
Die AfD, wie sie sich schreibt und streitet

Als "späte Einsicht" bezeichnet Bernd Lucke den angeblichen Kurswechsel in der Griechenlandfrage der Bundesregierung: Für die soll ein Austritt Athens aus der Eurozone kein Tabu mehr sein. Also eigentlich ein erfolgreiches Wochenende für den AfD-Chef – wäre da nicht der Streit seiner Partei.

    AfD-Bundeschef Lucke gratuliert den Spitzenkandidaten Alexander Gauland aus Brandenburg (links) und Björn Höcke aus Thüringen zum Wahlergebnis.
    Hier waren sie noch einträchtig: AfD-Bundeschef Lucke (r.) und Landeschef Gauland nach der Wahl in Brandenburg. (picture alliance / dpa / Rainer Jensen)
    Der Führungsstreit in der Alternative für Deutschland (AfD) wird immer schärfer: Der Brandenburger Fraktionschef Alexander Gauland wirft Bernd Lucke in der "Welt am Sonntag" vor, sich dem Gespräch mit seinen Kritikern zu verweigern. Demnach sei mehrmals versucht worden, die Differenzen über die Führungsstruktur im Vier- oder Sechs-Augen-Gespräch mit dem Bundesvorsitzenden zu klären. "Nie kam eine Terminabsprache mit ihm zustande." Darum hätten die Kritiker den Brief geschrieben.
    In dem Schreiben werfen die Autoren "Spiegel Online" zufolge Lucke "Führung nach Gutsherrenart" vor. In dem Brief sei von "Drohungen" die Rede und Aktionen "ohne Rücksprache" mit dem Parteivorstand. Am Ende des Schreibens werde Lucke ein Gesprächstermin genannt: Er solle sich am 18. Januar um 9.00 Uhr in Frankfurt am Main einfinden. Zu den Unterzeichnern des Briefes gehören demnach neben Petry, Adam und Gauland auch die Europaabgeordneten Beatrix von Storch und Marcus Pretzell.
    Henkel stellt sich hinter Lucke
    Wie unser Korrespondent Claus Heinrich berichtet, stellt sich stellvertretende AfD-Vorsitzende Hans-Olaf Henkel hinter Lucke und dessen Pläne. Die Partei gebe zurzeit oft ein schlechtes Bild ab, weil die drei Sprecher Gegensätzliches von sich gäben, sagte Henkel dem "Tagesspiegel am Sonntag". Dieses Modell habe sich "nachhaltig nicht bewährt". Kein Orchester werde von drei Dirigenten geleitet, kein Fußballverein von drei Cheftrainern.
    Der "Spiegel" zitierte außerdem aus einer E-Mail Henkels, in der er Adam beschimpft und zum Rücktritt auffordert. Dieser sei von Ehrgeiz zerfressen und versuche mit immer größerer Energie, Lucke ein Bein zu stellen. Doch reiche Adam Lucke "nicht im Entferntesten" das Wasser.
    Lucke erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa, er bedauere es, "dass solche Dinge über die Presse laufen". Er werde sich an dieser Debatte nicht beteiligen, stehe aber immer für Gespräche im Bundesvorstand zur Verfügung.
    Lucke will den alleinigen Vorsitz übernehmen
    Der parteiinterne Machtstreit bei der Partei der Euro-Kritiker gärt seit Wochen. Lucke will den alleinigen Vorsitz übernehmen, darüber soll der Parteitag in Bremen Ende Januar entscheiden.
    Der Satzungsentwurf, der der dpa vorliegt, sieht vor, dass es künftig nur noch einen Parteivorsitzenden und drei Stellvertreter geben soll. Außerdem stellt die Satzungskommission klar, dass auch Minderheitenmeinungen akzeptiert werden müssten, Verstöße gegen die Grundsätze der Partei - etwa "antisemitische Äußerungen" und "marxistische Positionen" - jedoch zu Ordnungsmaßnahmen gegen Mitglieder führen könnten.
    (bor/pr)