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Parteitag der AfD
Lucke wird zur Persona non grata

Die AfD zerlegt sich weiter selbst: Am Tag nach seiner Entmachtung wird Parteigründer Bernd Lucke wieder ausgebuht. Als ihm dann auch noch das Rederecht verweigert wird, spricht er von Austritt. Die neuen Vorsitzenden beschwören indes die Einheit der Partei - und treten nach.

    Bernd Lucke beim AfD-Parteitag
    Bernd Lucke: AfD-Vorsitzender ist er nicht mehr, vielleicht bald auch kein Parteimitglied mehr (picture alliance/dpa/Maja Hitij)
    "Hoffen wir mal, dass es nicht chaotisch wird." Das wünschte sich Bernd Kölmel kurz vor Beginn des AfD-Parteitags im DLF. Doch es bleibt bei einem frommen Wunsch des Europaabgeordneten und Landesvorsitzenden in Baden-Württemberg. Wenige Stunden später wird sein Parteifreund, Parteigründer Bernd Lucke, bei seiner Bewerbungsrede ausgebuht und niedergeschrien.
    Auch für Luckes Gegnerin im Kampf um den Parteithron, Frauke Petry, gibt es Pfiffe. Aber insgesamt mehr Zustimmung. Petry macht das Rennen, wird AfD-Sprecherin. Und ihr Partner an der neuen Doppelspitze: der Volkswirtschafts-Professor Jörg Meuthen - der Stellvertreter von Bernd Kölmel in Baden-Württemberg. Bei Twitter gratuliert Lucke noch freundlich:
    Heute betonen beide, Petry und Meuthen, was möglich ist in und noch zu erwarten ist von der AfD: Denn vor allem das bildeten die Medien falsch ab, so Meuthen im TV-Sender Phoenix. In der Gremienarbeit gebe es "große Harmonie und sachliche Arbeit". Petry erklärt, es handle sich nicht um einen Sieg des konservativen Flügels über den liberalen, beschwört die Einheit der Partei.
    Lucke: Habe Partei noch nicht verlassen
    Doch von Harmonie und Einheit ist auch an Tag zwei des Parteitags keine Spur. Bernd Lucke will noch einmal vor den gut 4.000 Parteimitgliedern in Essen sprechen - und darf nicht. Das Rederecht wird ihm verweigert, berichtet Stefan Maas im Deutschlandfunk. Er und andere Korrespondenten hätten die Szenen "mit offenen Mündern" beobachtet, so Maas. Sprechen kann Lucke dann erst wieder mit Medienvertretern. Hier beantwortet er die Frage, ob er die Partei schon verlassen hat, so: "Nein, ich halte es aber für wahrscheinlich."
    Er habe die Sorge, dass sich die AfD in Richtung der rechtsextremen Front National (FN) in Frankreich bewege, so Lucke. "Die Themen und Stimmungen deuten leider darauf hin." Als Beispiel nennt er den Beifall, den Frauke Petry für ihre Aussage erhält, der Islam sei generell eine staatsfeindliche Religion.
    "Lucke ist jetzt Geschichte"
    Luckes Gegner machen sich derweil daran, ihn zur Parteivergangenheit zu erklären. Nicht das Lucke-Lager, sondern die Person Lucke sei "jetzt Geschichte", so der stellvertretende Vorsitzende Alexander Gauland bei Phoenix.
    Auch die "Weckrufer" gehörten in die Partei, also die Anhänger des Vereins, den Lucke vor Wochen gegründet hatte und dem sich Tausende AfD-Mitglieder seitdem angeschlossen haben. Entscheidend hierfür wird wohl sein, wie sich Lucke entscheidet. Und der betont: "Ich werde keinen Schnellschuss machen."
    (bor/kg)