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Parteitag der Republikaner
Lobhudelei mit einzelnen Zwischentönen

Melania Trump wirbt beim Parteitag der Republikaner für die Wiederwahl von US-Präsident Donald Trump. Die First Lady brachte einen anderen Tonfall in die Veranstaltung. Erstmals in diesen Tagen war sogar von Mitgefühl für die Opfer des Rassismus und der Corona-Pandemie die Rede.

Von Thilo Kößler |
US-Präsident Donald Trump küsst First Lady Melania Trump nach ihrer Ansprache an den Republikanischen Nationalkonvent aus dem Rosengarten im Weißen Haus am 25. August 2020 in Washington, DC.
Küsschen für die Gattin: First Lady Melania Trump beim Parteitag der Republikaner für eine weitere Amtszeit von Donald Trump (AFP / Getty Images / Alex Wong)
Es war ganz am Ende dieses zweiten Tages der Convention der Republikaner, als eine Frau das Bedürfnis hatte, einen Kontrapunkt zu setzen zu dieser endlosen Inszenierung des Lobes auf den Präsidenten: Man müsse über eigene Fehler nachdenken und in diesen schwierigen Zeiten.
Es war Melania Trump, die First Lady, die diesem Parteitag zum ersten Mal ein realistischeres Bild vom Zustand einer Gesellschaft vorhielt, die mit Krankheit und gesellschaftlichen Verwerfungen zu kämpfen hat. Vor dem Hintergrund ihrer Rede wirkte die Inszenierung zuvor umso mehr wie ein unrealistisches Zerrbild von einem anderen fernen Planeten. Im Mittelpunkt erneut: der Präsident. Wie er fünf Immigranten feierlich die Staatsbürgerschaft verleiht. Und dabei verschweigt, wie schwer er Einwanderern das Leben macht. Der Präsident, der einen ehemaligen Bankräuber begnadigt und die Polizei in den höchsten Tönen lobt. Ohne zu erwähnen, dass jetzt Kenosha in Wisconsin brennt, weil ein weißer Polizist einem Afroamerikaner ohne ersichtlichen Grund sieben Mal von hinten in den Rücken schoss. Jacob Blake liegt im Koma, er ist querschnittsgelähmt. Und die Amerikaner beklagen ein weiteres Opfer der Polizeigewalt.
Das Bild zeigt die amerikanische Flagge, Dossier zur US-Wahl 2020 
Politischer Machtwechsel als Apokalypse dargestellt
Es war erneut ein Abend, an dem der politische Gegner geradezu dämonisiert und die Möglichkeit eines demokratischen Machtwechsels als Apokalypse dargestellt wurde. So durfte beispielsweise die Enkelin des evangelikalen Fernsehpredigers Billy Graham erklären, der Katholik Joe Biden werde es den Gläubigen Amerikas schwer machen: Der Gott der Radikalen seien die Hebel der Macht.
Trump-Familie setzte sich in Szene
Es war erneut ein Abend, in dem sich die Familie Trump in Szene setzte, als sei die US-Regierung ein Familienbetrieb. Trump-Tochter Tiffany räsonierte über Meinungs- und Pressefreiheit und darüber, dass der Gesellschaft von den Medien wichtige Informationen vorenthalten würden.
Kein Wort über die Informationen, die Donald Trump zeit seiner Präsidentschaft der Öffentlichkeit vorenthält. Erst dieser Tage wurde er erneut verklagt, weil er der Staatsanwaltschaft noch immer nicht seine finanziellen Verhältnisse offengelegt hat. Oder Erik Trump, der Joe Biden vorwarf, keine Ahnung davon zu haben, wie man in Amerika Geschäfte macht.
Erstmals kam ein Kabinettsmitglied auf einem Parteitag zu Wort
Kein Wort darüber, dass auch der Geschäftsmann Erik Trump seit ein paar Tagen eine Klage am Hals hat, weil er sich mit falschen Angaben zu seinen Firmenvermögen überhöhte Kredite erschlichen haben soll. Wieder kamen begeisterte Anhänger Donald Trumps, Weggefährten, Günstlinge zu Wort. Und erstmals auf einem Parteitag der Republikaner auch ein Kabinettsmitglied – was noch politische Folgen nach sich ziehen dürfte, weil das mit den ethischen Grundsätzen der Trennung zwischen Regierungspolitik und Wahlkampf nicht vereinbar ist.
Endlose Hymne auf Donald Trump
Mike Pompeo, Trumps Außenminister, meldete sich während einer Dienstreise in Israel vom Dach des King-David-Hotels in Jerusalem, um Trumps weltweite mutige Initiativen, wie er sagte, in höchsten Tönen zu loben: Der Präsident werde nicht ruhen, ehe er der Welt nicht Gerechtigkeit gebracht hat, sagte Pompeo. Wie gesagt: Es war Melania Trump, die am Ende dieses zweiten Tages einer schier endlosen Hymne auf Donald Trump einen anderen Tonfall in die Veranstaltung brachte. Zum ersten Mal in diesen Tagen war sogar von Mitgefühl für die Opfer des Rassismus und der Corona-Pandemie die Rede.