Vielleicht sollte man einfach eine Münze werfen. Aber selbst damit wäre es bei der AfD nicht getan. Denn es müssten viele Münzen sein, die da mit einem unbekannten Aufschlag durch die Luft wirbeln. Dann kann man auch einen genau so gut Parteitag abhalten und die 600 Delegierten darüber abstimmen lassen, welches Führungsduo – oder vielleicht doch ein Trio – in den kommenden beiden Jahren an der Spitze stehen soll. Eine nicht ganz unbedeutsame Frage. Geht es dabei auch um das Team, das die Partei in den Bundestagswahlkampf 2021 führen soll.
Sicher ist bislang nur: Der Alte will nicht mehr. Alexander Gauland, der vor zwei Jahren schon den parteiinternen Rettungsanker gab, würde in Zukunft gerne neben dem Fraktionsvorsitz nur noch als Ehrenvorsitzender die Fäden ziehen und den Alltag dem Sachsen Tino Chrupalla überlassen, der sich als stiller Ordner in der Bundestagsfraktion einen Namen gemacht hat, der zugleich auch den stark geworden Osten repräsentieren würde und der sich das auch zutraut.
Mehrere Konstellationen sind möglich
Daneben gilt vielen Co-Parteichef Jörg Meuthen als gesetzt. Aber geht man damit durch die Flure allein schon der AfD Bundestagfraktion, dann kommen da schon ganz andere Wunschkonstellationen zustande. Gottfried Curio und Tino Chrupalla, lautet eine davon, Gauland und Chrupalla die nächste, Gauland und Nicole Höchst eine weitere und auch Jörg Meuthen und Curio. Kurz gesagt: Alles scheint möglich zu sein.
Das weiß auch Alexander Gauland, der für das Duo Meuthen - Chrupalla wirbt, aber sich erneut eine Kandidatur in letzter Minute vorbehält, sollte es zu einer Patt Situation wie vor zwei Jahren auf dem Parteitag in Hannover kommen und ein neuer Wahlgang notwendig werden. Den Stein ins Rollen gebracht hat der AfD-Bundestagabgeordnete Gottfried Curio, der in Bundestagsreden zur Asyl und Flüchtlingspolitik die politische Grundstimmung der AfD publikumswirksam vertritt.
"Und jetzt Seehofers Zusage, jeden vierten nehmen wir bitte. Warum nicht ein Foto, wie er abzählt. Wäre eine würdige Fortsetzung von weiland Frau Merkels Selfie Reisewerbung."
Curio hätte das Zeug dazu den Parteitag hinter sich zu bringen, so wie das seinerzeit auch der mittlerweile aus der Partei ausgeschlossene Doris Sayn Wittgenstein gelang. Die offene Frage ist nur an welcher Stelle tritt er an. Bewirbt er sich tatsächlich nur um den potentiell frei werden Platz, oder tritt er gar gegen Jörg Meuthen an, wie sich das mancher - nicht nur aus dem Landesverband Baden Württemberg - wünscht. Allein dass Curio als teamunfähiger Einzelgänger gilt, dürfte da ein Handicap sein. Und mit Nicocle Höchst gibt es zudem eine weitere Kandidatin, die Meuthen wahrscheinlich nicht vom Platz verweisen, aber ihm zumindest ein bescheidenes Ergebnis bescheren könnte:
"Keiner ist gesetzt und sicherlich kann Frau Höchst ein ernst zunehmender Gegenkandidat sein. Aber ich glaube und bin davon überzeugt, dass die Partei auch die Kontinuität will und dafür steht Herr Meuthen", sagt Rüdiger Lucassen der AfD Landesvorsitzende des größten Landesverbandes Nordrhein Westfalen in dem die bürgerlichen auch nur einen knappen Sieg vor den Vertreten des völkischen Flügels erringen konnten.
Zahl der ostdeutschen Delegierten bleibt überschaubar
Vor diesem Hintergrund erweist sich die Zuversicht Jörg Meuthens als mutig, zumal gerade auf Parteitagen der Flügel ein maßgeblicher Faktor ist:
"Ich gebe ihnen Brief und Siegel darauf und sie werden das auch auf dem Parteitag sehen, dass die sogenannten Bürgerlichen in dieser Partei die klare Mehrheit haben."
Alle anderen Fragen bleiben hinter diesem Rennen um die Parteispitze und den Wahlen des Bundesvorstands zurück. Auch die, wie stark der Osten im künftigen Bundesvorstand vertreten sein soll. Die jüngsten Wahlergebnisse sprechen für sich, aber die Zahl der ostdeutschen Delegierten bleibt dennoch überschaubar, weil es sich um kleine Landesverbände handelt.
Mit bis zu fünf Vertretern könnten sie im 14-köpfigen Parteivorstand vertreten sein, hieß es nach er Thüringer Landtagswahl. Da muss noch gesagt werden, dass sich bis auf den Sachsen Jörg Urban die ostdeutschen Landesschefs Björn Höcke und Andreas Kalbitz in Vorfeld des Parteitags auffällig zurück halten. Sie wissen wohl um die parteiinterne Stärke des völkischen Flügels auf diesem Parteitag.