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Parteitag in Hannover
Neue AfD-Führung verspricht "integrativen Kurs"

Die AfD hat auf einem Bundesparteitag in Hannover eine neue Führungsspitze gewählt. Unter massivem Polizeischutz blieb es an diesem Sonntag um den Tagungsort ruhig. Inhaltlich dominierten Vorwürfe gegen die Bundesregierung und die Ablehnung des Islam.

    Das neue AfD-Führungsduo Gauland und Meuthen
    Das neue AfD-Führungsduo Gauland und Meuthen (dpa/Julian Stratenschulte)
    Bundestags-Fraktionschefin Weidel und die bisherige stellvertretende Vorsitzende von Storch wurden als Beisitzerinnen in den Vorstand gewählt. Von Storch bezeichnete Bundeskanzlerin Angela Merkel als "größte Rechtsbrecherin der deutschen Nachkriegsgeschichte". Der Islam gehöre ebenso wenig nach Deutschland wie Merkel ins Kanzleramt.
    Bereits gestern hatten die Delegierten die Parteivorsitzenden bestimmt: Bundestags-Fraktionschef Gauland und der Europaabgeordnete Meuthen sollen die AfD künftig gemeinsam führen. Der 76-jährige Gauland hatte seine Kandidatur erst auf dem Parteitag erklärt, nachdem der Berliner AfD-Chef Pazderski in zwei Wahlgängen durchgefallen war. Pazderski ist jetzt einer der drei stellvertretenden Parteivorsitzenden, neben den Bundestagsabgeordneten Glaser und Gottschalk.
    Glaser warnt vor Deutschlands "Aussterben"
    Glaser, der AfD-Kandidat für das Bundestagspräsidium, erklärte auf dem Parteitag, Aufgabe der AfD sei es, "die Kulturnation Deutschland zu retten". Deutschland stehe auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Der Islam sei dabei nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems.
    Meuthen versprach, gemeinsam mit Gauland "einen integrativen Kurs" zu verfolgen. Man habe nun einen Bundesvorstand, der sich aus allen Strömungen der Partei zusammensetze. Mit Blick auf die Regierungsbildung in Berlin warf Meuthen den anderen Parteien "Politikspielchen" und "erbärmliche Sandkastenspiele" vor. Das sei gut für die AfD, weil es ihr weiteren Zuspruch einbringe.
    Um kurz nach 18 Uhr beschlossen die Delegierten, den Parteitag zu beenden. Mehrere Tagesordnungspunkte waren noch offen, diese wurden damit vertagt.
    Gottschalk kritisiert Sicherheitskonzept
    Am Tagungsort in Hannover hatte es am ersten Kongresstag massive Proteste gegeben. Am Samstagvormittag waren dabei mehrere Menschen verletzt worden. Die Polizei setzte Wasserwerfer gegen Demonstranten ein, die den Zugang zum Parteitag blockieren wollten. An einer Gegendemonstration am Samstagnachmittag beteiligten sich nach Angaben der Polizei 6.500 Menschen, die Veranstalter gingen von 8.000 Demonstranten aus.
    Der stellvertretende AfD-Vorsitzende Gottschalk, der nach eigenen Angaben von mehreren Gegendemonstranten überfallen und von ihnen verletzt wurde, warf der niedersächsischen Landesregierung eine "desolate Sicherheitskonzeption" vor.
    (riv/mw)