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Parteitag in Lille
Marine Le Pen will Front National erneuern

Raus aus der rechtsextremen Ecke, hin in die Mitte der Gesellschaft - auf dem Parteitag in Lille will Marine Le Pen eine Neuaufstellung des Front National durchführen. Auch wenn sie voraussichtlich wieder zur FN-Vorsitzende gewählt werden wird, muss sie doch um ihre Vorherrschaft in der Partei kämpfen.

Von Sabine Wachs |
    Parteichefin Marine Le Pen hält im Wahl-Hauptquartier des Front National eine Rede - französische Flaggen im Hintergrund.
    Der Parteitag in Lille könnte Marine Le Pens letzte Chance sein, den rechtsextremen Front National aus der politischen Schmuddelecke zu holen. (PA/AP/Michel Euler)
    "Der Parteitag der großen Erneuerung", so bezeichnet ihn FN-Chefin Marine Le Pen. Nach ihrer Niederlage bei der Präsidentschaftswahl will sie ihre Partei neu aufstellen. Neuer Name, neue Ausrichtung, aber wohl mit altem Personal. Auf dem Parteitag ist Marine Le Pen nämlich die einzige Kandidatin für die Parteispitze.
    Es sind die getroffenen Hunde, die am lautesten Bellen. Marine Len Pen, Chefin des extrem rechten Front National fährt kurz vor ihrem Parteitag der "großen Erneuerung" die Krallen aus. Im Interview mit dem privaten Radiosender RTL platzt ihr der Kragen:
    "Allein die Tatsache, dass jeder Anhänger des Front National, oder der italienischen Lega Nord, oder der österreichischen FPÖ ständig als rechtsextrem bezeichnet wird, ist mir zuwider und es ist eine glatte Lüge. Der Begriff rechtsextrem ist immer abwertend und dient nur dazu die Glaubwürdigkeit der Partei zu diskreditieren."
    Neuaufstellung der Partei geplant
    Damit soll jetzt Schluss sein. Auf dem Parteitag in Lille will Marine Le Pen ihre Partei neu aufstellen, raus aus der rechtsextremen Ecke, hin in die Mitte der Gesellschaft. Kein Frexit mehr und der Euro soll bleiben. Marine Le Pen will jetzt das Europa der Vaterländer. Trotzdem, der europakritische Kurs, im Kern bleibt er. Und auch bei der Asyl- und Migrationspolitik wird weiter die harte, teils radikale Linie gefahren. Im Vordergrund steht erst einmal der neue Name. Denn immer noch ist der Front National mit Parteigründer Jean-Marie Le Pen und seinen bisweilen rechtsradikalen und antisemitischen Äußerungen verknüpft:
    "Es geht dabei nicht um PR, es geht um das Ende eines Kapitels und darum ein neues aufzuschlagen. Das Kapitel einer Partei, die regierungsfähig sein will, in der Lage ist, Bündnisse einzugehen, die Kompromisse, aber keine Zugeständnisse macht."
    Einen Vorschlag für den neuen Namen der Partei will Le Pen am Sonntag bekanntgeben. Nach dem Parteitag sollen dann die Mitglieder über die Namensänderung abstimmen. Die Meinung bei den Anhängern ist gespalten:
    "Marine wird nicht mehr verteufelt, aber der Name Front National, das ist ein schweres Erbe", sagt diese FN-Anhängerin. Ein anderes Parteimitglied sieht das anders: "Ich wünsche mir, dass alles so bleibt, wie es war, wie zu Zeiten ihres Vaters."
    Marine Le Pen muss um die Vorherrschaft in der Partei kämpfen
    Kritiker in den eigenen Reihen hat Marine Le Pen genug. Auch wenn sie als einzige Kandidatin in Lille erneut zur Vorsitzenden gewählt werden wird, muss sie um die Vorherrschaft in der Partei kämpfen. Der FN-Abgeordnete Gilbert Colard sagte in einem Zeitungsinterview, die Partei habe ihren Chefkult abgelegt, sei kein Familienunternehmen mehr. Die Ideen seien heute wichtiger, als die Führungspersonen.
    "Solange ich diejenige bin, die unsere Ideen am besten vertreten, die meisten Anhänger binden kann, werde ich die Partei führen. Wenn die Anhänger meinen, es gäbe andere, die das besser könnten, als ich, dann danke ich ab. Da habe ich überhaupt kein Problem, aber gar kein Problem."
    Der Parteitag in Lille könnte ihre letzte Chance sein, den rechtsextremen Front National aus der politischen Schmuddelecke zu holen. Die Chancen dafür stehen aber schlecht. Eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Kantar Sofres zeigt: 70 Prozent der Franzosen halten absolut nichts von den Ideen der Partei - ganz unabhängig davon, wie sie sich künftig nennen wird.