"Das Nachbargrundstück, das vorher eine Werkstatt und ein Hinterhof war, das wurde bebaut. Da ist jetzt ein Neubau mit Wohnungen drauf, und angeblich haben sich die Bewohner dieses Neubaus massiv über unsere Gäste beschwert."
Meint Pamela Schobeß vom Icon Club im Prenzlauer Berg. Kurz nach seinem 15. Geburtstag muss das Icon, die Wiege der Berliner Drum'n Bass-Szene, seine Türen für immer schließen.
"Es ging nie um zu laute Musik - wir sind ja auch im Keller mit sehr dicken Wänden. Aber die Bewohner dieses Neubaus fühlen sich halt gestört davon, dass bei uns vor der Tür Leute stehen und sich unterhalten. Der Bezirk verteilt Baugenehmigungen für schicke neue Wohnhäuser, und wenn die dann neben, über unter hinter Clubs gebaut werden, dann führt das zu Problemen, das liegt ja auf der Hand. Und das ist in den letzten Jahren massiv passiert."
Mittlerweile trifft es nicht nur Tanzschuppen, sondern auch einfache Bars. Ein paar Hundert Meter vom Icon entfernt schließt Mitte Januar auch der sogenannte Klub der Republik. Der KDR, ein Glaspavillon in einer Häuserlücke, versammelt seit 10 Jahren im DDR-Ambiente die Szene von kreativen Tagelöhnern und Lebenskünstlern. Nach diversen Mahnbescheiden, Anzeigen und Kurzzeitmietverträgen hat Betreiber Carlo Zuschlag genug. Ende Januar gehen in seiner Bar die Lichter aus.
""Für uns ist der Punkt, dass die Stadt sich ja verändert. Und dass Räume für Leute, die kein total durchgeplantes Leben haben, und mit 20 nicht schon ihr Studium fertig haben, dass für die halt kein Platz mehr ist, und auch nicht für eine andere Art, sich abends zu treffen. Wenn Lebensqualität nur noch bedeutet 'Ruhe, Ruhe, Ruhe', und 'Berlin soll wieder hübsch sein, und nicht mehr so dreckig und nicht mehr laut', dann kann man das sagen. Aber dann ist es nicht mehr das Berlin, was alle kennen und wofür es auch geliebt wird weltweit.""
Das Clubsterben ist mittlerweile zum Politikum geworden. Die Berliner Clubcommission, der mittlerweile 120 Betriebe angehören, hat sich im Mai mit anderen Branchenvereinigungen zum Musicboard zusammengeschlossen. Im Positionspapier "Musik 2020" fordert das Musicboard eine "institutionelle Grundsicherung" und die politische Anerkennung der Berliner Musikszene. "Die Clubs sind Opfer ihres eigenen Erfolgs", meint Sprecher Lutz Leichsenring.
"Musik 2020 ist der erste Versuch, sämtliche Interessen dieser freien Szene mal zu formulieren, dass man eben auch anerkennt, dass Popkultur Kulturgut ist, und dass man auch sagt, Stadtentwicklung hat auch etwas mit der Clubszene zu tun und mit den Kreativen, die in einem Bezirk sind, und dass die Branche über eine Milliarde Umsatz macht und über 100 Millionen Steuereinnahmen generiert werden in Berlin. Da stellt man sich dann die Frage: Wie ernst werden die Akteure den tatsächlich genommen von Seiten der Politik."
Der neue Berliner Senat hat das Stichwort "Clubsterben" zwar in den Koalitionsvertrag aufgenommen. Allein: für viele Betreiber kommt der Weckruf zu spät. Zuletzt hat es nach 59 Jahren den traditionsreichen Knaak-Club im Prenzlauer Berg und dann die legendäre Bar25 am Friedrichshainer Spreeufer getroffen. Der "Schokoladen", eines der ersten Kulturprojekte, die nach der Wende mit Musik, Theater und Kleinkunst für die kulturelle Wiederbelebung des Bezirks Mitte sorgten, kämpft nunmehr seit Jahren erfolgreich gegen Räumungsklagen des neuen Eigentümers. So schnell lasse man sich nicht aus dem neuen Berlin vertreiben, meint Sprecherin Anja Gerlich.
"Wir sind auf jeden Fall dafür, eine größtmögliche Varianz anzubieten innerhalb eines Stadtteils, den Stadtteil lebendig zu erhalten und Möglichkeiten für alle zu haben. Nicht nur für irgendwelche ruhebedürftigen Neuzuzügler - nenne ich sie mal böse - , auch für alte Leute, für junge Leute, für Kinder, für alle Leute sollte es Möglichkeiten geben. Wir sind hier in der Innenstadt der größten Stadt Deutschlands. Wieso sollten wir hier jetzt die Bürgersteige um 10 Uhr hochklappen?"
Bleibt abzuwarten, ob man auf politischem Wege das retten kann, was es noch zu retten gibt. Nicht zuletzt geht es auch um die Einstufung der Musikbetriebe in Kultur- oder Vergnügungstätten, der auch Pornokinos und Spielhallen zugerechnet werden.
Zuletzt wurden sogar Finanzbeamte in Techno-Clubs gesichtet, die zwischen "Kunst" und "Unterhaltung" der Musik-Performance unterscheiden wollten, um die hierfür geltende Umsatzsteuer festzulegen.
Meint Pamela Schobeß vom Icon Club im Prenzlauer Berg. Kurz nach seinem 15. Geburtstag muss das Icon, die Wiege der Berliner Drum'n Bass-Szene, seine Türen für immer schließen.
"Es ging nie um zu laute Musik - wir sind ja auch im Keller mit sehr dicken Wänden. Aber die Bewohner dieses Neubaus fühlen sich halt gestört davon, dass bei uns vor der Tür Leute stehen und sich unterhalten. Der Bezirk verteilt Baugenehmigungen für schicke neue Wohnhäuser, und wenn die dann neben, über unter hinter Clubs gebaut werden, dann führt das zu Problemen, das liegt ja auf der Hand. Und das ist in den letzten Jahren massiv passiert."
Mittlerweile trifft es nicht nur Tanzschuppen, sondern auch einfache Bars. Ein paar Hundert Meter vom Icon entfernt schließt Mitte Januar auch der sogenannte Klub der Republik. Der KDR, ein Glaspavillon in einer Häuserlücke, versammelt seit 10 Jahren im DDR-Ambiente die Szene von kreativen Tagelöhnern und Lebenskünstlern. Nach diversen Mahnbescheiden, Anzeigen und Kurzzeitmietverträgen hat Betreiber Carlo Zuschlag genug. Ende Januar gehen in seiner Bar die Lichter aus.
""Für uns ist der Punkt, dass die Stadt sich ja verändert. Und dass Räume für Leute, die kein total durchgeplantes Leben haben, und mit 20 nicht schon ihr Studium fertig haben, dass für die halt kein Platz mehr ist, und auch nicht für eine andere Art, sich abends zu treffen. Wenn Lebensqualität nur noch bedeutet 'Ruhe, Ruhe, Ruhe', und 'Berlin soll wieder hübsch sein, und nicht mehr so dreckig und nicht mehr laut', dann kann man das sagen. Aber dann ist es nicht mehr das Berlin, was alle kennen und wofür es auch geliebt wird weltweit.""
Das Clubsterben ist mittlerweile zum Politikum geworden. Die Berliner Clubcommission, der mittlerweile 120 Betriebe angehören, hat sich im Mai mit anderen Branchenvereinigungen zum Musicboard zusammengeschlossen. Im Positionspapier "Musik 2020" fordert das Musicboard eine "institutionelle Grundsicherung" und die politische Anerkennung der Berliner Musikszene. "Die Clubs sind Opfer ihres eigenen Erfolgs", meint Sprecher Lutz Leichsenring.
"Musik 2020 ist der erste Versuch, sämtliche Interessen dieser freien Szene mal zu formulieren, dass man eben auch anerkennt, dass Popkultur Kulturgut ist, und dass man auch sagt, Stadtentwicklung hat auch etwas mit der Clubszene zu tun und mit den Kreativen, die in einem Bezirk sind, und dass die Branche über eine Milliarde Umsatz macht und über 100 Millionen Steuereinnahmen generiert werden in Berlin. Da stellt man sich dann die Frage: Wie ernst werden die Akteure den tatsächlich genommen von Seiten der Politik."
Der neue Berliner Senat hat das Stichwort "Clubsterben" zwar in den Koalitionsvertrag aufgenommen. Allein: für viele Betreiber kommt der Weckruf zu spät. Zuletzt hat es nach 59 Jahren den traditionsreichen Knaak-Club im Prenzlauer Berg und dann die legendäre Bar25 am Friedrichshainer Spreeufer getroffen. Der "Schokoladen", eines der ersten Kulturprojekte, die nach der Wende mit Musik, Theater und Kleinkunst für die kulturelle Wiederbelebung des Bezirks Mitte sorgten, kämpft nunmehr seit Jahren erfolgreich gegen Räumungsklagen des neuen Eigentümers. So schnell lasse man sich nicht aus dem neuen Berlin vertreiben, meint Sprecherin Anja Gerlich.
"Wir sind auf jeden Fall dafür, eine größtmögliche Varianz anzubieten innerhalb eines Stadtteils, den Stadtteil lebendig zu erhalten und Möglichkeiten für alle zu haben. Nicht nur für irgendwelche ruhebedürftigen Neuzuzügler - nenne ich sie mal böse - , auch für alte Leute, für junge Leute, für Kinder, für alle Leute sollte es Möglichkeiten geben. Wir sind hier in der Innenstadt der größten Stadt Deutschlands. Wieso sollten wir hier jetzt die Bürgersteige um 10 Uhr hochklappen?"
Bleibt abzuwarten, ob man auf politischem Wege das retten kann, was es noch zu retten gibt. Nicht zuletzt geht es auch um die Einstufung der Musikbetriebe in Kultur- oder Vergnügungstätten, der auch Pornokinos und Spielhallen zugerechnet werden.
Zuletzt wurden sogar Finanzbeamte in Techno-Clubs gesichtet, die zwischen "Kunst" und "Unterhaltung" der Musik-Performance unterscheiden wollten, um die hierfür geltende Umsatzsteuer festzulegen.