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Passion spielen, Passion haben

Die Passionsspiele in Oberammergau sind ein kulturelles Kraftzentrum ganz eigener Art. Sie finden nur alle zehn Jahre statt, aber das halbe Dorf ist daran beteiligt. Zu Jahresbeginn schon gibt es einen Erlass, der das Haareschneiden oder Rasieren für Schauspieler und Statisten verbietet, eine Regel, die für immerhin rund 1850 Männer und Frauen und 650 Kinder gilt.

Im Gespräch mit Sven Ricklefs |
    Im Jahr 1634 wurden die Passionsspiele zum ersten Mal aufgeführt, zum Dank dafür, dass Gott das Dorf von der Pest verschonte. Diese mittelalterliche Tradition lebt in frischem Gewand auf, seit Spielleiter Christian Stückl die Passionsspiele im Jahr 1990 textlich entrümpelt und entstaubt auf die Bühne gebracht hat. Stückl ist in Oberammergau geboren und hat schon als Gymnasiast seine erste Theatergruppe gegründet. Seit 2002 ist er auch Intendant des Münchner Volkstheaters. Zuletzt belebte er die Festspieltradition in Oberammergau 2005 mit einem alttestamentarischen Stück über "König David". Der Regisseur, der inzwischen auch Opern inszeniert, war außerdem zusammen mit André Heller für die Eröffnungsfeier der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in München verantwortlich.

    Sven Ricklefs hat Christian Stückl zum Passionsspiel, zum Glauben und zu den aktuellen Problemen der katholischen Kirche befragt.