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"Gott ist queer"
Pastor Quinton Ceasar: "Ich würde diese Predigt wieder so halten"

Der gebürtige Südafrikaner Quinton Ceasar hat mit seiner Predigt beim Evangelischen Kirchentag in Nürnberg heftige Reaktionen ausgelöst. Nun sagte der Pfarrer aus Ostfriesland im Deutschlandfunk: "Ich würde diese Predigt genau so wieder halten, viele Menschen haben daran mitgeschrieben, sie erträumen sich eine Kirche und diese Menschen haben mir den Mut gegeben."

    Schlussgottesdienst "Alles hat seine Zeit" am 11. Juni 2023 auf dem 38. Evangelischen Kirchentag in Nürnberg. Foto v.l.: Pfarrer Quinton Ceasar; Kirchentagspastor Arnd Schomerus; Pfarrerin Sabrina Wilkenshof.
    Pfarrer Quinton Ceasar beim Abschlussgottesdienst beim Evangelischen Kirchentag in Nürnberg. Die umstrittene Predigt würde er wieder halten, sagte Ceasar im Deutschlandfunk. (picture alliance / epd-bild / Thomas Lohnes)
    Er hätte nicht gedacht, dass seine Aussage "Gott ist queer", sowohl viel Kritik als auch viel Zustimmung hervorrufen würde, betonte Ceasar. Offenbar habe er mit diesem Satz bei einigen Teilnehmenden einen Nerv getroffen. Für ihn sei es beruhigend, dass Gott selbst die Zweigeschlechtlichkeit sprenge. Der Satz "Gott ist queer" sei eine Absage an patriarchale Strukturen. Er hätte gedacht, dass andere Teile seiner Predigt mehr provozieren würden.
    Auf die Menschen, die ihm nun mit Hass begegneten, reagiere er mit Liebe, betonte Ceasar. Er bekomme aber auch von vielen Menschen aus allen Alterstrukturen Bestätigung und das trage ihn. Diese Menschen fühlten sich gesehen, Kirche stehe zur Schöpfung. Alle seien eingeladen, die befreiende Liebe von Christus zu erleben. Niemand sei ausgeschlossen.
    Ceasar betonte, man müsse sich mit der Frage nach der Relevanz von Kirche auseinandersetzen. Er sei gut, wenn Kirche laut werde, auch wenn dies von erwachsenen alten Männern käme. Manchmal müsse man Wahrheiten aussprechen, auch wenn man viel Gegenwind bekomme.
    Der gebürtige Südafrikaner Quinton Ceasar ist seit einem Jahr evangelischer Pfarrer in Wiesmoor bei Aurich. In der letzten Predigt beim Kirchentag forderte Ceasar mehr Engagement gegen den Klimawandel und gegen Rassismus und plädierte für mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Predigt löste heftige Reaktionen in den sozialen Medien auf. Ceasar wurde zum Teil bösartig beleidigt und beschimpft.
    Kirchentagspräsident Thomas de Maizière und Generalsekretärin Kristin verurteilten die Hasskommentare. Niemand müsse den Aussagen der Predigten oder den Elementen der Schlussgottesdienste zustimmen, heißt es dazu in einer Erklärung. Austausch und "produktiver Streit" darüber seien sogar erwünscht. "Aber Angriffe auf jene, die berechtigt Rassismus und Diskriminierung in der Kirche anprangern, entbehren jeder Form von Anstand und Streitkultur, sie sind zutiefst unchristlich. Wir stellen uns diesem Hass entschieden entgegen."
    Diese Nachricht wurde am 16.06.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.