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Patient Fötus

Noch vor wenigen Jahren war die Gebärmutter einer Schwangeren wie eine Black Box. Nach neuen Monaten kam das Kind und in etwa 95 Prozent der Fälle gab es keine Komplikationen. Seit Ultraschallgeräte zur Standardausrüstung einer Frauenarztpraxis gehören, öffnet sich für die Mediziner eine neue Welt. Diagnostische Methoden und Therapien, um die restlichen fünf Prozent der Allerkleinsten entwickeln sich rasant. Immer häufiger behandeln Ärzte die Kinder schon im Bauch der Mutter. Sie verabreichen Feten Herzmedikamente durch das Blut der Mutter, spritzen Bluttransfusionen über die Nabelschnur oder trennen mit Lasern die Blutkreisläufe von Zwillingen, die sich eine Plazenta teilen. Bei Fehlbildungen, mit denen das Kind nicht überleben würde - wie einem Loch im Zwerchfell oder einem offenen Rücken - entwickeln sie Behandlungsmethoden, die zumindest einer Operation nach der Geburt Chancen einräumt. Und manchmal zeigt die Diagnostik nur noch, dass ein Kind nicht überleben wird.

Jo Schilling | 16.12.2001