Mentale Gesundheit spielt im Leistungssport eine große Rolle - besonders bei einem der härtesten Ausdauersport-Wettkämpfe der Welt: dem Ironman. Patrick Lange hat diesen schon zweimal gewonnen und nun ein Buch darüber geschrieben, das neben dem harten Trainingsalltag Einblick gibt in sein Mindset. "Fühlt man sich gut? Oder hat man vielleicht eine Verletzung? Bin ich nicht auf dem Level, um dann im Wettkampf zu bestehen? Da gibt es wirklich alle Emotionen", erklärt der Triathlet im Dlf.
Um das Bestmögliche im Training rauszuholen, werden im Triathlon riesige Datenmengen gesammelt: Ganze Trainingseinheiten werden dabei aufgezeichnet, jede Pedalumdrehung auf dem Fahrrad wird vom Computer gemessen, jeder Schritt beim Laufen ausgewertet. Die Tücke: "Natürlich ist man da immer in Versuchung, die Daten mit den erfolgreichsten Jahren des Sports sozusagen abzugleichen."
Druck kann auch einen Trainingsrückschritt provozieren
Die Folge: Man macht sich Druck, das kann den Trainingsfortschritt blockieren. Das ist auch Patrick Lange 2019 passiert, als er seine eigenen Erwartungen nicht erfüllen konnte und sich in einen "Negativstrudel traininert" hat. "Ich habe zwar trainiert, aber die Einheiten waren einfach immer schlechter als erwartet. Es wurde kein richtiger Trainingsfortschritt, sondern es wurde ein Trainingsrückschritt."
Mit sportpsychologischer Hilfe konnte er dann besser mit der Situation umgehen. Ihm habe es geholfen, Strategien zu entwickeln. "Ich finde, es ist an der Zeit, offener darüber sprechen zu dürfen. Und natürlich haben wir als Sportler eine gewisse Vorbildfunktion, was eben auch auf die Gesellschaft übertragen werden kann. Und jetzt gerade kommt aus einer Coronakrise, die ja nachweislich auch psychologisch für die Gesellschaft nicht leicht war."
Mentale Komponente kann über Sieg und Niederlage entscheiden
Vor allem beim Ironman spielt die mentale Komponente eine große Rolle. "Wo man sich mit der Hitze rumschlagen muss, mit Wind rumschlagen muss, mit der weltbesten Konkurrenz. Wenn es dich blockiert, dann sind es 100 Prozent, weil dann geht gar nichts. Wenn es um das letzte Quäntchen im Zielsprint sozusagen - der ist dann bei uns fünf Kilometer lang - geht, dann dann ist da auch das letzte Prozent sicher eine mentale Komponente. Und von daher entscheidet das über Sieg und Niederlage."
Nach dem Sieg, so wie bei Patrick Lange, kann man aber auch in ein Loch fallen. "Das hab ich selber erlebt, es kann einen einen tatsächlich zurückwerfen, wenn man nicht vorbereitet wird, auch sportpsychologisch auf das, was danach passiert." Es bleibe kaum Zeit, die Geschehnisse zu verarbeiten, dabei sei genau dies wichtig, so Lange.
Vom Normalo zum Triathlon-Weltmeister
In seinem autobiografischen Buch "Becoming Ironman: Mein Weg zum Weltmeister im Triathlon" zeigt Lange, wie man auch im normalen Leben mit Widerständen umgehen lernen kann: "Ich finde, das Tolle an dem Buch ist, dass man das, dass wir den Leser über den Triathlon hinaus eben an die Hand geben, dass Ausdauer sich lohnt, dass auf sein Bauchgefühl hören, sich lohnt und dass man ja seinen Weg verfolgen muss. Auch wenn, wenn die Bedingungen mal gegen einen sind."
Er selbst sei vom "Normalo" zum Weltmeister geworden. "Also ich bin ja von der Ausbildung, von der Bundeswehr zum Physiotherapeuten bin ich ja eine eine ganz untypische Sportlerlaufbahn durchschritten und möchte damit eben einfach alle ermutigen, bis zum bis zum bitteren Ende - eigentlich bis zuletzt - an seine Träume zu glauben."