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Pay-TV
Übernahme-Gerangel um Sky

Eigentlich hätte Medienmogul Rupert Murdoch den Bezahlsender Sky längst übernehmen wollen. Später wollte er das Unternehmen dann an den Unterhaltungskonzern Disney weitergeben. Aber nun hat sich überraschend ein weiterer Medienriese eingeschaltet.

Von Friedbert Meurer |
    Das Logo des Fernsehunternehmens Sky ist auf der verregneten Motorhaube eines Autos zu sehen.
    Am Bieterkampf um Sky sind derzeit drei Medienriesen beteiligt. (dpa)
    Sky News meldet als Top-Story, dass der britische Außenminister Boris Johnson klarstellt, es werde wegen des Brexits keine Grenzkontrollen zwischen Irland und Nordirland geben. Aber Sky berichtet auch in eigener Sache. Comcast als neuer Bieter für das Sky-Imperium wird vorgestellt, zu dem auch der Nachrichtenkanal selbst gehört.
    Online berichtet Sky sogar, der Vorstandsvorsitzende des US-Kabelanbieters Comcast sei neulich in London mit dem Taxi unterwegs gewesen. Und der Taxi-Fahrer habe von Sky geschwärmt.
    Überraschend, aber einleuchtend
    Ob die Einflüsterung des Cab-Drivers jetzt wirklich der Grund war, ist nicht bekannt. Fest steht jedenfalls, dass Comcast, dem die Universalstudios und der US-Fernsehsender NBC gehören, für die Übernahme von Sky stolze 25 Milliarden Euro hinblättern will.
    "International ist Comcast schwach aufgestellt", meint der Medienanalyst Ian Whittaker. "Wenn sie aber Sky kontrollieren, dann sind sie der führende Pay-TV-Anbieter in Großbritannien, Deutschland und Italien. Damit erwirbt Comcast eine sehr gute europäische Plattform."
    Monatelange Verzögerungen
    Das Übernahmeangebot ist eine ziemliche Überraschung. Nach langen Irrungen und Wirrungen sah es zuletzt nämlich doch so aus, als erhielte Rupert Murdoch endlich grünes Licht, um Sky komplett zu übernehmen. Ihm gehören an dem Sender, den er selbst gegründet hat, derzeit nur 39 Prozent.
    Aber zur Sky–Gruppe gehört eben auch Sky News. Murdoch würde neben seinen Zeitungen Times und Sun auch noch vollständig Sky News dominieren, was unter Auflagen jetzt doch offenbar genehmigungsreif ist.
    Drei Medienriesen im Wettstreit
    Murdoch gegen Comcast - und im Hintergrund lauert Disney, dem Murdoch Großteile seines Imperiums verkaufen will. Drei globale Mediengiganten liegen miteinander im Clinch. Manche Briten fragen sich da, ob Rupert Murdoch wirklich noch in der Rolle des Erzschurken auf der Insel taugt.
    "Wer ist die größere Bedrohung für unsere Demokratie? Rupert Murdoch oder Facebook?" Das war zuletzt das Thema einer Diskussionsrunde im BBC-Radio. Im Moment sieht es so aus, als würde Murdoch ins Hintertreffen geraten. Der Disney-Konzern will Murdochs Gesamtkonzern 21st Century Fox kaufen. Damit ginge dann auch die Sky-Gruppe in den Besitz von Disney über.
    Offener Ausgang
    Die Frage, die sich jetzt stellt, lautet also: Wird sich Disney jetzt eine Bieterschlacht mit Comcast liefern? Analyst Whittaker: "Wird Murdochs Fox-Konzern zurücktreten und Disney erlauben, direkt ein Angebot abzugeben? Es liegt jetzt wirklich an Disney, ob sie für Sky mehr Geld bieten wollen."
    Sowohl für Comcast als auch Disney ist Sky zuletzt attraktiver geworden. Der neue Pay-TV-Vertrag für die Premier League fiel um 570 Millionen Euro günstiger aus als erwartet – pro Jahr.
    Damit hat dann auch doch wieder der Australier Rupert Murdoch mehr Geld in der Kriegskasse. Vor zwei Monaten hatte er Sky News ein Interview gegeben und sich kampfbereit gezeigt. "Amazon, Facebook, Apple – alle expandieren. Ich bin jetzt seit 40 Jahren im Geschäft. Es gibt immer wieder neue Kämpfe und neue Feinde."