Dass sich Historiker mit den haltbaren Münzmetallen Gold und Silber befassen ist normal. Asphalt, Pech und Teer sind zwar weniger ansehnlich, waren aber fast genauso wichtig, denn man brauchte sie in großen Mengen. Prof. Johannes Engels vom Institut für Altertumskunde der Universität Köln:
"Die Mengen müssen sehr groß gewesen sein. Sie können einfach mal sich überlegen, dass die Flottenmächte der Antike, um mit Athen anzufangen, später aber natürlich auch die Römer, für ihre Kriegsschiffe brauchten. Und, dass die großen Handelsmächte der Antike Frachtschiffe, Tausende Tonnen zum Kalfatern einfach schon gebraucht haben werden."
Asphalt, Pech und Teer stammten aus Gebieten am Schwarzen Meer, dem Zweistromland, oder der Köhlerei. Bereits um 500 vor Christus waren das strategische Handelsgüter. Es gab sogar erste geteerte Straßen, aber ebenso Teerpflaster in der Medizin oder Teer als Geschmackszusatz beim Wein. Das weite Feld dieser antiken Rohstoffe wird erst seit wenigen Jahren beackert, bietet aber völlig neuen Einblicke in Gewinnung, Handel und Einsatz von Rohstoffen im Alltag.
"Dass eben Silber, Gold, Eisen, Kupfer, Zinn eine große Bedeutung gehabt haben, das war natürlich auch immer schon klar, aber welche große Bedeutung eben auch solche vielleicht etwas weniger ansehnlichen Substanzen und natürlichen Ressourcen haben, das fand ich dann doch eben überraschend."
Dadurch lassen sich auch frühe Wirtschafts- und Rohstoffkrisen untersuchen, die sich die alten Griechen zunächst gar nicht vorstellen konnten. Denn griechische Philosophen schlossen - vielleicht aus dem Wachstum von Kristallen - dass alle Rohstoffe nachwachsen würden. Prof. Herbert Graßl, Altertumswissenschaftler an der Universität Salzburg:
"Ja, in der Antike war die Vorstellung für unsere Begriffe etwas merkwürdig: Einerseits die Vorstellung von nachwachsenden Rohstoffen, sozusagen, wie die Güter, die auf dem Ackerboden wachsen, oder auf den Fruchtbäumen und andererseits auch die Vorstellung, dass versiegende Rohstoffe an anderer Stelle sozusagen in gleicher Qualität wieder zu Tage treten und gefördert werden können. Das hat zur Folge, dass man sich kaum Gedanken über ausgehende Ressourcen machen musste, dass man also optimistisch in die Zukunft blicken konnte."
Da damals die Arbeitswelt noch nicht so hohe Ansprüche an die Ausbildung der Mitarbeiter stellte, war die Ausbeutung der Rohstoffe nicht so kompliziert, wie heute. Prof. Ulrich Fellmeth, der das Archiv der Universität Hohenheim leitet und an der Universität Stuttgart Antike Wirtschafts- und Sozialgeschichte lehrt, erinnert daran, dass der Mensch der begrenzende Faktor ist:
"Menschen sind generell Bestandteil der Rohstoffnutzung. Rohstoffe an sich sind wertlos. Es muss der Wille und die Absicht und die Fähigkeit dazu treten diese Rohstoffe zu fördern, weiter zu verarbeiten und in den Handel zu bringen. Also es muss Wirtschaft hinzu treten, mit komplex geteilter Arbeit, mit Kapitaleinsatz. Erst dann bringen Rohstoffen denen, die sie ausbeuten wirtschaftlichen Nutzen."
Wichtige Arbeitskräfte waren vor allem Sklaven. Die Betriebsgrößen reichten von Handwerkern mit ein, zwei Sklaven über Töpfereien mit Hunderten von Sklaven bis hin zu Großbetrieben:
"Ein Beispiel aus dem Alten Athen ist der Silberbergbau im Laurion-Gebirge südöstlich von Athen. Dort haben wir reiche Silberminen, die spätestens seit dem fünften Jahrhundert vor Christus intensiv genutzt wurden. Und da wurden die Minen, die sich im Staatsbesitz befanden, an Grubenunternehmer verpachtet, die dort Sklaven einsetzten, um die Bodenschätze zu fördern. Und es gibt eine begründete Schätzung, dass etwa im vierten Jahrhundert 20.000 bis 25.000 Sklaven im Bergbau im Laurion beschäftigt waren."
Dabei gab es bereits Leiharbeiter, also Leihsklaven, die pro Tag etwa ein Drittel dessen kosteten, was ein Athener Bürger mindestens zum Leben brauchte.
Auf den damaligen Märkten gab es eine große Auswahl. Die Mengen sind nur schwer rekonstruierbar sind, weil die Stoffe bei Ausgrabungen nicht mehr gefunden werden. Der Salzhandel war also ebenfalls ein wichtig, weil man Salz zum Haltbarmachen von Lebensmitteln, in der Tierzucht und bei der Verarbeitung von anderen Rohstoffen, etwa Leder und Textilien brauchte. Allein die Kleidung für das römische Heer erforderte große Mengen von Stoffen, Leder und Farben. 25.000 bis 26.000 Rinderhäute mussten für das Heer geliefert werden. Indigo, Purpur, Safran und andere natürliche Farben konnten die Historiker über Handelswege bis zu Produktionsstätten in Indien verfolgen. Seide kam zur Zeit der Römer ausschließlich aus China.
Bei Römerbauten, etwa der Porta Nigra in Tier, spielte Blei eine wichtige Rolle. Die Metallklammern, die die Steine zusammen hielten, wurden mit flüssigem Blei fest mit den Steinen verbunden. Das Blei stammte dabei zum Teil aus Germanien selbst. Sieben Tonnen steckten allein in der Porta Nigra. Der riesige Bleiverbrauch in römischer Zeit lässt sich noch heute in Eisbohrkernen aus jener Zeit als Luftverschmutzung nachweisen.
Rom musste schließlich feststellen, dass der Nachschub an Rohstoffen doch nicht unendlich war und war gezwungen sich darauf einzustellen. Am Schwersten fiel es wohl den Reichen auf den gewohnten Luxus zu verzichten und so entstanden billigere Kopien und Modeschmuck, sowie eine neue Wissenschaft:
"Die mögliche Antwort: Einerseits natürlich der Ruf nach ökonomischer Verwaltung des Vorhandenen, sprich Einsparungen, sprich Zurückfahren der Ansprüche, aber andererseits auch - und das ist vielleicht auch für uns heute der maßgebende intellektuelle Fortschritt - der Versuch diese Rohstoffe auf anderem Wege der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen. Das war eben das große Thema, das in der späteren Kaiserzeit in den intellektuellen Schichten präsent war, nämlich er Versuch Gold Silber und andere Rohstoffe zu produzieren. Wir kennen das heute natürlich unter dem Namen Alchemie, der ja bekanntlich aus dem Arabischen stammt."
Aus Ägypten stammten möglicherweise die ersten Versuche mit dieser neuen Technik. Diese Alchemie wurde bis ins 18. Jahrhundert betrieben, war aber zugleich der Beginn der heutigen Chemie und der Kunststoffe. Ganz viele alte Techniken, wie etwa Färberei, Gerberei, Lebensmittelverarbeitung oder Metallurgie haben sich erst in den letzten ein bis zwei Jahrhunderten wesentlich geändert, nachdem sie zuvor über Jahrtausende fast gleich geblieben waren.
"Die Mengen müssen sehr groß gewesen sein. Sie können einfach mal sich überlegen, dass die Flottenmächte der Antike, um mit Athen anzufangen, später aber natürlich auch die Römer, für ihre Kriegsschiffe brauchten. Und, dass die großen Handelsmächte der Antike Frachtschiffe, Tausende Tonnen zum Kalfatern einfach schon gebraucht haben werden."
Asphalt, Pech und Teer stammten aus Gebieten am Schwarzen Meer, dem Zweistromland, oder der Köhlerei. Bereits um 500 vor Christus waren das strategische Handelsgüter. Es gab sogar erste geteerte Straßen, aber ebenso Teerpflaster in der Medizin oder Teer als Geschmackszusatz beim Wein. Das weite Feld dieser antiken Rohstoffe wird erst seit wenigen Jahren beackert, bietet aber völlig neuen Einblicke in Gewinnung, Handel und Einsatz von Rohstoffen im Alltag.
"Dass eben Silber, Gold, Eisen, Kupfer, Zinn eine große Bedeutung gehabt haben, das war natürlich auch immer schon klar, aber welche große Bedeutung eben auch solche vielleicht etwas weniger ansehnlichen Substanzen und natürlichen Ressourcen haben, das fand ich dann doch eben überraschend."
Dadurch lassen sich auch frühe Wirtschafts- und Rohstoffkrisen untersuchen, die sich die alten Griechen zunächst gar nicht vorstellen konnten. Denn griechische Philosophen schlossen - vielleicht aus dem Wachstum von Kristallen - dass alle Rohstoffe nachwachsen würden. Prof. Herbert Graßl, Altertumswissenschaftler an der Universität Salzburg:
"Ja, in der Antike war die Vorstellung für unsere Begriffe etwas merkwürdig: Einerseits die Vorstellung von nachwachsenden Rohstoffen, sozusagen, wie die Güter, die auf dem Ackerboden wachsen, oder auf den Fruchtbäumen und andererseits auch die Vorstellung, dass versiegende Rohstoffe an anderer Stelle sozusagen in gleicher Qualität wieder zu Tage treten und gefördert werden können. Das hat zur Folge, dass man sich kaum Gedanken über ausgehende Ressourcen machen musste, dass man also optimistisch in die Zukunft blicken konnte."
Da damals die Arbeitswelt noch nicht so hohe Ansprüche an die Ausbildung der Mitarbeiter stellte, war die Ausbeutung der Rohstoffe nicht so kompliziert, wie heute. Prof. Ulrich Fellmeth, der das Archiv der Universität Hohenheim leitet und an der Universität Stuttgart Antike Wirtschafts- und Sozialgeschichte lehrt, erinnert daran, dass der Mensch der begrenzende Faktor ist:
"Menschen sind generell Bestandteil der Rohstoffnutzung. Rohstoffe an sich sind wertlos. Es muss der Wille und die Absicht und die Fähigkeit dazu treten diese Rohstoffe zu fördern, weiter zu verarbeiten und in den Handel zu bringen. Also es muss Wirtschaft hinzu treten, mit komplex geteilter Arbeit, mit Kapitaleinsatz. Erst dann bringen Rohstoffen denen, die sie ausbeuten wirtschaftlichen Nutzen."
Wichtige Arbeitskräfte waren vor allem Sklaven. Die Betriebsgrößen reichten von Handwerkern mit ein, zwei Sklaven über Töpfereien mit Hunderten von Sklaven bis hin zu Großbetrieben:
"Ein Beispiel aus dem Alten Athen ist der Silberbergbau im Laurion-Gebirge südöstlich von Athen. Dort haben wir reiche Silberminen, die spätestens seit dem fünften Jahrhundert vor Christus intensiv genutzt wurden. Und da wurden die Minen, die sich im Staatsbesitz befanden, an Grubenunternehmer verpachtet, die dort Sklaven einsetzten, um die Bodenschätze zu fördern. Und es gibt eine begründete Schätzung, dass etwa im vierten Jahrhundert 20.000 bis 25.000 Sklaven im Bergbau im Laurion beschäftigt waren."
Dabei gab es bereits Leiharbeiter, also Leihsklaven, die pro Tag etwa ein Drittel dessen kosteten, was ein Athener Bürger mindestens zum Leben brauchte.
Auf den damaligen Märkten gab es eine große Auswahl. Die Mengen sind nur schwer rekonstruierbar sind, weil die Stoffe bei Ausgrabungen nicht mehr gefunden werden. Der Salzhandel war also ebenfalls ein wichtig, weil man Salz zum Haltbarmachen von Lebensmitteln, in der Tierzucht und bei der Verarbeitung von anderen Rohstoffen, etwa Leder und Textilien brauchte. Allein die Kleidung für das römische Heer erforderte große Mengen von Stoffen, Leder und Farben. 25.000 bis 26.000 Rinderhäute mussten für das Heer geliefert werden. Indigo, Purpur, Safran und andere natürliche Farben konnten die Historiker über Handelswege bis zu Produktionsstätten in Indien verfolgen. Seide kam zur Zeit der Römer ausschließlich aus China.
Bei Römerbauten, etwa der Porta Nigra in Tier, spielte Blei eine wichtige Rolle. Die Metallklammern, die die Steine zusammen hielten, wurden mit flüssigem Blei fest mit den Steinen verbunden. Das Blei stammte dabei zum Teil aus Germanien selbst. Sieben Tonnen steckten allein in der Porta Nigra. Der riesige Bleiverbrauch in römischer Zeit lässt sich noch heute in Eisbohrkernen aus jener Zeit als Luftverschmutzung nachweisen.
Rom musste schließlich feststellen, dass der Nachschub an Rohstoffen doch nicht unendlich war und war gezwungen sich darauf einzustellen. Am Schwersten fiel es wohl den Reichen auf den gewohnten Luxus zu verzichten und so entstanden billigere Kopien und Modeschmuck, sowie eine neue Wissenschaft:
"Die mögliche Antwort: Einerseits natürlich der Ruf nach ökonomischer Verwaltung des Vorhandenen, sprich Einsparungen, sprich Zurückfahren der Ansprüche, aber andererseits auch - und das ist vielleicht auch für uns heute der maßgebende intellektuelle Fortschritt - der Versuch diese Rohstoffe auf anderem Wege der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen. Das war eben das große Thema, das in der späteren Kaiserzeit in den intellektuellen Schichten präsent war, nämlich er Versuch Gold Silber und andere Rohstoffe zu produzieren. Wir kennen das heute natürlich unter dem Namen Alchemie, der ja bekanntlich aus dem Arabischen stammt."
Aus Ägypten stammten möglicherweise die ersten Versuche mit dieser neuen Technik. Diese Alchemie wurde bis ins 18. Jahrhundert betrieben, war aber zugleich der Beginn der heutigen Chemie und der Kunststoffe. Ganz viele alte Techniken, wie etwa Färberei, Gerberei, Lebensmittelverarbeitung oder Metallurgie haben sich erst in den letzten ein bis zwei Jahrhunderten wesentlich geändert, nachdem sie zuvor über Jahrtausende fast gleich geblieben waren.