Die unzureichende Prüfungsorganisation der Fakultät für Philologie könnte zu einer Verlängerung der Studienzeit geführt haben, so lautet die offizielle Begründung des Rektorats der Ruhr-Universität Bochum zur Rückerstattung der Studiengebühren. Kirsten Gläsel ist Fachschaftsrätin des betroffenen Fachbereichs Latein, einem sogenannten Orchideenfach an der Hochschule. Sie kann die Entscheidung des Rektorats zu 100 Prozent nachvollziehen:
"Der Druck ist enorm hoch. Man weiß selber nicht, liegt es an mir, bin ich zu schlecht, sind die Anforderungen zu hoch? Man verliert auch den Bezug, hat dann noch die Angst, ob man es in seinem Beruf schafft. Es ist sehr tränenreich, bei manchen nur noch mit psychologischer Behandlung teilweise."
Aufgrund der hohen Anforderungen waren im vergangenen Oktober in der Abschlussklausur sieben von acht Kandidaten durchgefallen. Für das Prüfungsgremium der Hochschule ein Grund zu handeln. Es hat die Empfehlung zur Rückerstattung der Studiengebühren ausgesprochen. Doch die Klausur war nicht der einzige Grund: Das Gremium hat auch Bedenken gegen die Arbeitsbelastung der Studierenden geäußert. Ein weiterer Punkt: Für die Abschlussklausur wurde die Literatur nicht eingegrenzt, sodass sich die Studierenden nicht zielgerecht auf die Klausur vorbereiten konnten. Die Professoren im Fach Latein können die Bedenken allerdings nicht nachvollziehen. Sie bezeichnen das Verhältnis des Arbeitsaufwandes als angemessen. Claudia Klodt ist Direktion des Fachbereiches:
"Wir finden die Entscheidung nicht richtig aus dem Grund, weil wir nicht glauben, dass es strukturelle Mängel gegeben hat. Das liegt nicht an der Organisation des Studiengangs, sondern das liegt daran, dass vorher die studentische Eigenarbeit nicht ausreichend war."
Fachschaftsrätin Kirsten Gläsel hat ihre Masterarbeit mit einer 3,3 abgeschlossen. Ihre schlechteste Note im Examen, in allen anderen Prüfungen hat sie eine Eins vor dem Komma. Und: Latein war das Fach, für das sie 90 Prozent ihrer Zeit aufwenden musste. Zeit, die in keinem Verhältnis zu ihren anderen Examensfächern stand. Ihren Kommilitonen geht es genauso. Selbst Professoren und Dozenten anderer Fächer kritisieren den Lernaufwand für Latein:
"Und das ist auch eine Sache, worüber sich natürlich die anderen Fächer mokieren, weil das Problem ist einfach, wenn man auch Interesse am anderen Fach hat, und die Professoren sagen, ja die hat ja Latein, die hat ja überhaupt keine Möglichkeit in unserem Fach über den Tellerrand hinauszuschauen, weil die ja so eingenommen ist von dem anderen Fach."
Auf der einen Seite gibt es also die Kritik von Professoren anderer Fachbereiche. Auf der anderen Seite bemängeln die Professoren vom betroffenen Fachbereich Latein, dass sie nicht genügend Zeit hatten, die Empfehlungen, die das Prüfungsgremium bereits im vergangenen Jahr gegeben hat, umzusetzen. Und sie merken an, dass der Studiengang in der Form, in der er eingereicht wurde, ohne Auflagen akkreditiert wurde. Die Einschränkung der Literatur für das Examen sei außerdem keine Auflage, sondern eine Empfehlung gewesen. Doch das Rektorat hat nun entschieden. Die Studiengebühren werden rückerstattet, wenn auch nur auf einzelnen Antrag. Nach Auskunft des Rektorats liegen zurzeit noch keine Anträge vor. Inzwischen hat sich im Fachbereich Latein etwas geändert: So gibt es jetzt eingegrenzte Literatur für die Masterklausur. Außerdem wird auf Anregung der Studierenden ein Repetitorium angeboten, bei dem für die Examensklausur übersetzt und gelernt wird. Für die Lehrenden ein Einschnitt im Lernstoff und andere Bedingungen als zu Zeiten des Staatsexamens. Claudia Klodt:
"Römische Komödie ist natürlich schade, dass sie gar nicht vertreten ist oder überhaupt römisches Drama. Neulateinisches ist eben auch auf Wunsch der Studierenden nicht mehr vertreten, und da das hier an diesem Seminar ein ganz starker Forschungsschwerpunkt ist, ist das natürlich sehr schade."
Die Fachschaft findet es könnte noch mehr abgespeckt werden. So sind jedenfalls die Rückmeldungen bei der Fachschaftsrätin Kirsten Gläsel. Denn das Literaturvolumen für die Abschlussklausur sei riesig. 25 Autoren sind auf der Liste, die Standardwerke eines Einzelnen von ihnen umfassen gut und gerne 20 Bücher.
"Eine Sicherheit gibt es den Studierenden auch nicht, weil das Problem ist, man überhaupt nicht den Hauch einer Chance alles zu übersetzen das ist schon ne Menge. Ich habe heute mit einem Kommilitonen aus der Fachschaft gesprochen und der meinte, das sind ungefähr, wenn man es zusammensetzt, zwischen 15.000 und 20.000 Verse oder Zeilen."
"Der Druck ist enorm hoch. Man weiß selber nicht, liegt es an mir, bin ich zu schlecht, sind die Anforderungen zu hoch? Man verliert auch den Bezug, hat dann noch die Angst, ob man es in seinem Beruf schafft. Es ist sehr tränenreich, bei manchen nur noch mit psychologischer Behandlung teilweise."
Aufgrund der hohen Anforderungen waren im vergangenen Oktober in der Abschlussklausur sieben von acht Kandidaten durchgefallen. Für das Prüfungsgremium der Hochschule ein Grund zu handeln. Es hat die Empfehlung zur Rückerstattung der Studiengebühren ausgesprochen. Doch die Klausur war nicht der einzige Grund: Das Gremium hat auch Bedenken gegen die Arbeitsbelastung der Studierenden geäußert. Ein weiterer Punkt: Für die Abschlussklausur wurde die Literatur nicht eingegrenzt, sodass sich die Studierenden nicht zielgerecht auf die Klausur vorbereiten konnten. Die Professoren im Fach Latein können die Bedenken allerdings nicht nachvollziehen. Sie bezeichnen das Verhältnis des Arbeitsaufwandes als angemessen. Claudia Klodt ist Direktion des Fachbereiches:
"Wir finden die Entscheidung nicht richtig aus dem Grund, weil wir nicht glauben, dass es strukturelle Mängel gegeben hat. Das liegt nicht an der Organisation des Studiengangs, sondern das liegt daran, dass vorher die studentische Eigenarbeit nicht ausreichend war."
Fachschaftsrätin Kirsten Gläsel hat ihre Masterarbeit mit einer 3,3 abgeschlossen. Ihre schlechteste Note im Examen, in allen anderen Prüfungen hat sie eine Eins vor dem Komma. Und: Latein war das Fach, für das sie 90 Prozent ihrer Zeit aufwenden musste. Zeit, die in keinem Verhältnis zu ihren anderen Examensfächern stand. Ihren Kommilitonen geht es genauso. Selbst Professoren und Dozenten anderer Fächer kritisieren den Lernaufwand für Latein:
"Und das ist auch eine Sache, worüber sich natürlich die anderen Fächer mokieren, weil das Problem ist einfach, wenn man auch Interesse am anderen Fach hat, und die Professoren sagen, ja die hat ja Latein, die hat ja überhaupt keine Möglichkeit in unserem Fach über den Tellerrand hinauszuschauen, weil die ja so eingenommen ist von dem anderen Fach."
Auf der einen Seite gibt es also die Kritik von Professoren anderer Fachbereiche. Auf der anderen Seite bemängeln die Professoren vom betroffenen Fachbereich Latein, dass sie nicht genügend Zeit hatten, die Empfehlungen, die das Prüfungsgremium bereits im vergangenen Jahr gegeben hat, umzusetzen. Und sie merken an, dass der Studiengang in der Form, in der er eingereicht wurde, ohne Auflagen akkreditiert wurde. Die Einschränkung der Literatur für das Examen sei außerdem keine Auflage, sondern eine Empfehlung gewesen. Doch das Rektorat hat nun entschieden. Die Studiengebühren werden rückerstattet, wenn auch nur auf einzelnen Antrag. Nach Auskunft des Rektorats liegen zurzeit noch keine Anträge vor. Inzwischen hat sich im Fachbereich Latein etwas geändert: So gibt es jetzt eingegrenzte Literatur für die Masterklausur. Außerdem wird auf Anregung der Studierenden ein Repetitorium angeboten, bei dem für die Examensklausur übersetzt und gelernt wird. Für die Lehrenden ein Einschnitt im Lernstoff und andere Bedingungen als zu Zeiten des Staatsexamens. Claudia Klodt:
"Römische Komödie ist natürlich schade, dass sie gar nicht vertreten ist oder überhaupt römisches Drama. Neulateinisches ist eben auch auf Wunsch der Studierenden nicht mehr vertreten, und da das hier an diesem Seminar ein ganz starker Forschungsschwerpunkt ist, ist das natürlich sehr schade."
Die Fachschaft findet es könnte noch mehr abgespeckt werden. So sind jedenfalls die Rückmeldungen bei der Fachschaftsrätin Kirsten Gläsel. Denn das Literaturvolumen für die Abschlussklausur sei riesig. 25 Autoren sind auf der Liste, die Standardwerke eines Einzelnen von ihnen umfassen gut und gerne 20 Bücher.
"Eine Sicherheit gibt es den Studierenden auch nicht, weil das Problem ist, man überhaupt nicht den Hauch einer Chance alles zu übersetzen das ist schon ne Menge. Ich habe heute mit einem Kommilitonen aus der Fachschaft gesprochen und der meinte, das sind ungefähr, wenn man es zusammensetzt, zwischen 15.000 und 20.000 Verse oder Zeilen."