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Pegida-Studie
"Höhepunkt ist überschritten"

Soziologen haben untersucht, wer bei den Pegida-Demonstrationen eigentlich auf die Straße geht. Es sind meist Männer mit überdurchschnittlichem Einkommen, die zu fast 90 Prozent die AfD wählen würden. Die Vorhersage des Protestforschers lautet: "Wir haben den Höhepunkt von Pegida gesehen."

Von Claudia van Laak |
    Pegida-Demonstration am 12. Januar in Dresden
    Wer geht für Pegida auf die Straße? Forscher haben es untersucht. (picture alliance / dpa / Foto: Arno Burgi)
    Sie ist und bleibt ein Rätsel, die Pegida-Bewegung - für Journalisten ebenso wie für Soziologen. Wohl auch deshalb am Vormittag: Riesenandrang im Wissenschaftszentrum Berlin. Dort, wo man sich normalerweise freut, wenn vier, fünf Fachjournalisten den Einladungen folgen, musste heute der große Saal aufgeschlossen werden.
    Deutschlands Protest- und Bewegungsforscher haben ein neues Objekt, dass sich äußerst schwer ergründen lässt - deshalb haben sie es mit mehreren Methoden gleichzeitig versucht: mit einer Befragung während der Pegida-Demonstration in Dresden, einer teilnehmenden Beobachtung und einer Online-Befragung. Die Soziologin Priska Daphi:
    "Wenn wir jetzt die Sonntagsfrage stellen, kommt man zu folgendem drastisches Ergebnis. Wenn unser Sample der Befragten die Bundestagswahl bestimmen würde, hätte die AfD die absolute Mehrheit und die einzige Oppositionspartei wäre die NPD."
    Keinerlei Vertrauen in etablierte Institutionen
    Denn 89 Prozent der Befragten würden die AfD wählen, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahlen wären. Das ist kein repräsentatives Ergebnis, gibt aber einen wichtigen Hinweis. Die große Zustimmung zur AfD passt zu einem weiteren Ergebnis der Befragung: Den Anhängern der Pegida-Bewegung fehlt fast vollständig das Vertrauen in die existierenden Institutionen - seien es etablierte Parteien, Bundestag oder Bundesregierung, aber auch Medien, Banken und Großkonzerne.
    Priska Daphi stellt fest, dass "der männerdominierte Teil und überwiegend aus Dresden stammende und gut gebildete Anteil, den wir in der Online-Befragung abbilden können, zum einen keinerlei Vertrauen hat in die etablierten gesellschaftlichen und politischen Institutionen und zu großen Teilen rechtspopulistische und rechtsextreme Einstellungen aufweist, meist deutlich über dem Bevölkerungsdurchschnitt."
    In der letzten Woche hatten Forscher der TU Dresden das Ergebnis einer ersten Befragung von Teilnehmern an der Pegida-Demonstration veröffentlicht. Danach sind die Anhänger überwiegend männlich, verfügen über ein leicht überdurchschnittliches Nettoeinkommen und sind fast alle berufstätig. Diese Angaben decken sich weitgehend mit den Ergebnissen der Berliner Forscher. In einem Punkt gibt es allerdings Widerspruch:
    Toleranz für die Nähe mit Rechtsextremen
    "Dass die These, die in anderen Studien gezogen wurde, dass es sich hauptsächlich um besorgte Normalbürger handelt, das ziehen wir in Zweifel. Aufgrund der doch sehr aggressiven Grundstimmung und eindeutiger rassistischer und ausländerfeindlicher Einstellung, zumindest Toleranz für die Nähe mit Rechtsextremen."
    Für heute sind alle Demonstrationen in Dresden wegen einer Terrorwarnung abgesagt, am nächsten Montag will Pegida wieder auf die Straße gehen. Welche Zukunft geben die Protestforscher dieser Bewegung? Der Soziologie Dieter Rucht:
    "Wir haben den Höhepunkt von Pegida jetzt gesehen, vielleicht schon überschritten. Pegida wird in Dresden sukzessive an Zulauf verlieren und ausdünnen. Aber die Ableger von Pegida in verschiedenen Regionen der Bundesrepublik, auch in Mittelstädten, die werden durchaus versuchen, das in ihrer Region zu organisieren und mit bescheidenen Demonstrationen aufwarten."
    Der Berliner Soziologe Dieter Rucht sagt also Pegida keine große Zukunft voraus.