Die neue deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hat heute ihre erste Dienstreise nach Frankreich angetreten. Dort äußerte sie sich auch zur Frage eines möglichen politischen Olympiaboykotts. Und sprach sich für eine gemeinsame europäische Haltung aus:
„Ich habe selber ein großes Sportlerinnenherz und es war ein kurzes Thema in unseren Gesprächen, aber wir werden gemeinsam in der neuen Bundesregierung darüber entscheiden, wie wir weiter damit umgehen und das aber im Einklang mit unseren europäischen Freunden.“
Wunsch nach gemeinsamer europäischer Haltung
Baerbocks französischer Amtskollege Jean-Yves Le Drian schloss sich der Ansicht einer gemeinsamen europäischen Haltung an. Da hatten seine Kabinettskollegen aber schon längst verkündet, dass sie sich an dem politischen Boykott nicht beteiligen werden.
Sport- und Bildungsminister Jean-Michel Blanquer hatte nämlich am Morgen erklärt, Roxana Maracineanu, die beigeordnete Sportministerin und ehemalige Schwimm-Weltmeisterin werde zu den Spielen nach Peking fahren.
„Der Sport ist eine Welt für sich, die maximal geschützt werden muss vor politischen Einflüssen. Sonst führt das wer weiß wohin und am Ende wäre der ganze Wettbewerb zerstört.“
Man müsse Menschenrechtsverletzungen ansprechen, so Blanquer weiter, das habe er getan. Nun müssten die sportlichen Wettbewerbe stattfinden können.
Die Haltung Frankreichs zum Thema scheint also aktuell unklar. Allerdings befindet sich das Land bei diesem Thema in einer besonderen Situation, da es in drei Jahren die nächsten Olympischen Sommerspiele ausrichtet und womöglich einen Konflikt mit dem IOC vermeiden will.
Noch keine klare Aussage aus Deutschland
Auch Deutschland hat sich zu einer möglichen Teilnahme hochrangiger Regierungsvertreter*innen noch nicht klar geäußert. Bundespräsident Steinmeier allerdings hatte angekündigt, nicht nach Peking zu reisen.
Es geht ausschließlich um einen politischen Boykott. Athletinnen und Athleten sind davon nicht betroffen und können an den Spielen teilnehmen.
Hintergrund des Boykotts ist die Menschenrechtslage in China, besonders die Unterdrückung der muslimischen Minderheit der Uiguren. Diese sollen laut Menschenrechtsorganisationen in Straflagern gefangen gehalten und zum Teil misshandelt werden. China bestreitet das und bezeichnet die Lager als Erziehungscamps.
Auf den politischen Boykott weiterer Länder reagiert Wang Wenbin, Sprecher des chinesischen Außenministeriums, genauso wie bei der Boykottankündigung der USA vor zwei Tagen:
Der Erfolg der Spiele werde nicht von der Teilnahme politischer Repräsentanten aus anderen Nationen abhängen. Die boykottierenden Länder würden „den Preis dafür zahlen“.