In China greifen Socal-Media-Nutzerinnen und -nutzer in der Regel auf chinesische Dienste zurück, wenn sie Webseiten durchsuchen, Videos teilen oder chatten wollen. US-Plattformen wie Facebook, Twitter und Youtube sind dort nicht nutzbar. Kurz nachdem die sozialen Medien der US-Konzerne in China 2009 geblockt worden seien, hätten Medien der Staatspartei aber angefangen, dort eine eigene Präsenz aufzubauen, wie Mareike Ohlberg vom Mercator Institute for China Studies im Dlf berichtet.
Fotos zeigen Landschaften statt Lager
Die Kanäle verbreiteten "Fluff", also zum Beispiel niedliche Panda-Videos, aber auch "politische Inhalte, die ganz klar den Standpunkt der Partei transportieren sollen". Dazu gehörten Meinungsbeiträge, aber auch harte Nachrichten zu Statements vom Außenministerium, sagte die Wissenschaftlerin.
Auch Themen wie die im Westen zuletzt scharf verturteilte Unterdrückung der Uiguren kämen vor. Gleichzeitig nutze die Staatspartei weiche Inhalte, um das Bild von China zu ändern. Unter dem Hashtag Xinjiang poste man beispielsweise Fotos von Landschaften oder tanzenden Menschen – während westliche Medien die Region mit der Inhaftierung von bis zu einer Millionen Menschen in Verbindung bringen.
Unmittelbare Fehlinformation sieht Ohlberg nicht, wohl aber irreführende Darstellungen: "Zum Beispiel bei den Hongkonger Protesten haben wir das gesehen, dass dann die ‚China Daily‘ Nachrichten geschickt hat, wo es so aussah, als würden 800.000 Leute für die Regierung demonstrieren, direkt nach einer großen Anti-Regierungsdemo."
Die Wissenschaftlerin warnte davor, diese Darstellungen auf die leichte Schulter zu nehmen: "Nur weil man selber der Meinung ist, das wäre alles Quatsch und jeder sieht doch sofort, dass das Unsinn ist – da wäre ich vorsichtig." Sie glaube, "dass teilweise auch Botschaften gesendet werden, die potenziell gut ankommen, auch in Deutschland. Wir sollten uns da nicht zurücklehnen und sagen, das ist sowieso alles Quatsch und das kommt überhaupt nicht an."
Unteraccounts in diversen Sprachen
Mit ihren Inhalten richteten sich die Kanäle an eine sehr große Zielgruppe. "Ursprünglich war ein starker Fokus auf englischsprachige Inhalte und chinesischsprachige Inhalte", sagte Ohlberg in @mediasres. Inzwischen gebe es aber Unteraccounts in diversen Sprachen, zum Beispiel Deutsch, Italienisch, Spanisch, Französisch, Rumänisch, Türkisch, Arabisch und Russisch.
China erreiche damit zwar eine hohe Zahl von Klicks und Followern erreiche, diese könnten aber auch künstlich hochgeschraubt sein, zum Beispiel durch Bot-Accounts. "Das ist in dem Fall relativ wahrscheinlich."
In den letzten Monaten beobachtet die Sinologin außerdem, dass immer mehr chinesische Botschafter sich einen Twitter-Account zulegen. Auch das chinesische Außenministerium sei inzwischen auf der Plattform aktiv: "Vom Stil her ahmen die Donald Trump ein bisschen nach", sagte die Wissenschaftlerin. Man halte das wohl für eine gute Art zu kommunizieren.