Schwarzer Rauch über brennenden Ölfeldern, trauernde kurdische Soldaten neben einem Panzer, bombardierte Hochhäuser in Beirut, ein sechsjähriger Palästinenserjunge, dem eine israelische Granate die Finger abgerissen hat: Die Bilder von Paolo Pellegrin zeigen Situationen, die nur erlebt, wer bereit ist, sich in Gefahr zu begeben. Das Packende an dieser Ausstellung ist in den Worten des Kurators Ingo Taubhorn, "bei all den Informationen, die wir täglich um die Ohren gehauen bekommen, uns wieder zu konzentrieren und uns auch wieder für die verschiedensten Dinge, die ja nicht aufhören, zu sensibilisieren."
Meisterhafte Konstruktion von Wirklichkeit
Dabei bestehe die Meisterschaft von Pellegrin auch in dem, was er eben als Fotograf mit seinen dramatischen Motiven anstellt. Zwar zeigten die Bilder etwas Reales, und wir als Betrachter dürften auch davon ausgehen, dass diese Menschen und Dinge real sind. "Aber auf der anderen Seite ist es natürlich immer eine Konstruktion von Wirklichkeit." Pellegrin schaffe es durch seine Komposition, seinen Umgang mit Grauwerten, "die Wirklichkeit so zu verdichten, das wir auf dem Bild nicht nur eine Geschichte, sondern mehrere Geschichten lesen können."
Die Ausstellung verzichtet auf Titel
Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund hängen die Fotografien von Paolo Pellegrin in der Hamburger Ausstellung ohne Titel oder sonstige Angaben an den Wänden. Die Betrachter sollen sich ganz auf das reine Bild einlassen können; nähere Informationen bekommt dann, wer will, aus der zugehörigen Broschüre.
Die Landschaftsbilder schließlich, die auch in der Ausstellung zu sehen sind, verbinden Eindrücke von Naturgewalt und Schönheit mit politischen Aspekten – wenn etwa eine hügelige Ebene direkt an der Grenze zwischen den USA und Mexico liegt. Und doch: "Eine Landschaft, die das Elend der Abgrenzung zeigt, bleibt trotzdem schön und erhaben. Auch auf diesen Pfad nimmt Pellegrin uns mit", so Taubhorn.
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