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Per Wiki zum Master

Zwei Studenten fanden sich im Master-Dschungel nicht mehr zurecht. Statt zu jammern, bauten sie ein Masterwiki. Das soll anderen Studierenden Hilfestellung bieten und Transparenz in den Angebotsdschungel bringen.

Von Sylvia Schmidt | 22.09.2011
    "Guten Tag Herr Keller, leider war Ihre Bewerbung für unser Masterprogramm nicht erfolgreich. Bitte sehen Sie davon ab, uns nach Gründen der Ablehnung zu befragen, diese beantworten wir grundsätzlich nicht.”

    So oder so ähnlich hören sich wahrscheinlich viele Ablehnungsbescheide an, die Bachelorabsolventen auf ihre Bewerbung auf ein Masterstudium erhalten. Das ist unbefriedigend, denn viele Fragen bleiben dabei offen: Woran bin ich gescheitert, obwohl ich formal alle Kriterien des Masterzugangs erfüllt habe? Was haben andere Bewerber, die letztendlich einen Platz bekamen, besser gemacht? Und: Welche Chancen haben überhaupt noch die anderen zehn Bewerbungen, die ich verschickt habe? Das alles zeigt: Der Weg zum Masterplatz in Deutschland ist häufig steinig.

    "Also gerade bei beliebten Studiengängen, wie BWL und geisteswissenschaftlichen Fächern, ist die Zahl der Plätze in Deutschland doch stark begrenzt. Darüber hinaus sind die Bewerbungsvoraussetzungen für Masterstudiengänge an fast allen Hochschulen ziemlich allgemein formuliert. Hinterher wird dem erfolglosen Bewerber dann häufig nichts von dem Hintergrund der Ablehnung mitgeteilt und wenn, dann behält er es auch häufig für sich und zukünftige Bachelorstudenten scheitern an den selben, schwer nachvollziehbaren Gründen."

    Bestätigt Lukas Keller, Absolvent von "European Studies" der Uni Magdeburg. Um mehr Licht ins Masterangebot zu bekommen, hat er mit seinem Kommilitonen Matthias Ziener dieses Jahr die Internetplatform Masterwiki ins Leben gerufen. Hintergrund sind persönliche Erfahrungen mit der Masterbewerbung.

    "Matthias und ich hatten gerade die Ablehnung für unsere beiden Wunschmaster bekommen und waren ziemlich frustriert, wie wenig nachvollziehbar die Entscheidungen der Unis eigentlich waren. Wir haben uns gefragt: War es meine Note? War es mein interdisziplinärer Studiengang? Et cetera. Und um eben solche Fragen zukünftig eventuell von vorneherein vermeiden zu können, hatte Matthias die Idee, Informationen zu Zu- oder Absagen von Masterprogrammen zu sammeln und Masterwiki zu bauen."

    Masterwiki soll interessierten Studierenden Hilfestellung leisten und Transparenz in den Angebotsdschungel bringen. Und so funktioniert's:

    "Auf Masterwiki können Masterstudenten oder Absolventen ihre Bewerbungsergebnisse eintragen. Absolventen, die sich dann über einen für sie passenden Master informieren wollen oder einen suchen, können zum einen gucken, wo die Absolventen ihres eigenen Bachelors mit welchen Qualifikationen gelandet sind, und zum anderen ist es möglich zu sehen, von welchen Unis und mit welchen Abschlüssen die derzeitigen Studenten in meinem Wunschmaster kommen, oder, warum sie abgelehnt wurden. So können angehende Masterstudenten ihre Chancen bei den verschiedenen Programmen wesentlich besser einschätzen."

    Klingt vielversprechend – aber machen wir mal den Test: Ich gehe jetzt mal auf die Homepage von Masterwiki, wo ich unter der Rubrik "Masterweg suchen" erst einmal eine Stadt eingeben muss. Dort klicke ich auf Magdeburg, dann kommt ein Fenster, wo man die jeweilige Hochschule auswählen kann. Dort klicke ich auf die Uni Magdeburg, und dann erscheinen auch schon die möglichen Bachelorabschlüsse. Ich probiere es mal mit meinem eigenen aus, wähle "European Studies" und schon werden die Möglichkeiten für einen Master angezeigt. Dort sehe ich, dass ich zum Beispiel "Internationale Beziehungen" in Berlin, aber zum Beispiel auch, was ich bis jetzt nicht gedacht hätte, "Medizin-Management" an der Uni Duisburg-Essen studieren könnte. Wenn man sich jedoch weiter durchklickt, sieht man, dass es bei vielen Bachelorstudiengängen noch keine Einträge für mögliche Master gibt. Da Masterwiki noch eine relativ junge Plattform ist, sind die Initiatoren auf der Suche nach Informanden und nach mehr Inhalt.

    "Um ein möglichst aussagekräftiges Bild der Masterbewerbungslandschaft in Deutschland darzustellen, brauchen wir natürlich die Mithilfe der Masterstudenten und der Absolventen, die bitte ihre Bewerbung auf der Seite eintragen."

    Sind die Studierenden denn überhaupt an Masterwiki interessiert?

    "Ich denke auf jeden Fall, dass das ein gutes Projekt ist, auch wenn es dann für mich darum gehen wird, dass ich mir einen Master aussuchen muss."

    "Ich finde das Masterwiki ist eigentlich ein interessantes Projekt. Das Problem dabei ist vielleicht noch die Teilnehmerzahl; es müsste mehr Promotion gemacht werden, um das ganze Projekt zu fördern. Und dann halte ich das für eine sehr, sehr gute Sache."

    "Also selber kannte ich das jetzt noch nicht. Ich finde, es ist aber eine gute Möglichkeit, weil man sich dann vorher schon informieren kann: Was habe ich überhaupt für Chancen?"

    Die Geschichte von Lukas ist übrigens inzwischen positiv ausgegangen: Er macht ab Oktober seinen Master in "Politik und Verwaltungswissenschaften" an der Uni Konstanz. Nach den anfänglichen Enttäuschungen gab es für ihn also noch ein versöhnliches Ende im Bezug auf die Mastersuche.