"Auf den ersten Blick sieht es aus, als wäre Unsicherheit kein Thema, weil es immer da ist. Aber wir hatten das Gefühl im Team, dass es eine heutige Ausprägung davon gibt," so von Hartz. Außerdem habe die Auseinandersetzung mit dem Werk des diesjährigen Fokuskünstlers William Kentridge zur Entscheidung für das Thema beigetragen. Denn für Kentridge seien Uncertainty und Provisionality - also Vorläufigkeit - zentrale Begriffe, nicht nur in seiner Arbeit, sondern auch in seiner Weltsicht.
Kentridge begreife den Begriff allerdings als etwas Positives, "den es zu eröffnen und umarmen gilt." Denn in Kentridges Heimat Südafrika sei Sicherheit mit Diktatur assoziiert. Kentridge begreife Unsicherheit als Gegenmodell zur Aufklärung.
"In Kunst und Wissenschaft ist Unsicherheit Arbeitsvoraussetzung"
Von Hartz versucht sich nun auch selbst, einen positiveren Zugang zu der Thematik anzutrainieren: "Ich habe mit einem Künstler aus Nigeria gesprochen, der gesagt hat: Du musst unbedingt nach Lagos kommen, das ist so eine schöne Stadt!" Begründet habe der das mit der Aussage: "Anything goes at anytime" - in Lagos sei zu jeder Zeit alles möglich. Durch Unsicherheit könnten jederzeit neue Möglichkeiten entstehen.
Von Hartz sieht die Kunst als geeignet, sich mit Unsicherheit auseinanderzusetzen. "In Kunst und Wissenschaft ist Unsicherheit Arbeitsvoraussetzung. Etwas auszuprobieren ist ja das Wesen von Kunst und Wissenschaft. Da ist erst mal nichts, was Angst auslöst."
Das gesamte Gespräch mit Matthias Hartz können Sie mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.